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Im galaktischen Reich

Im galaktischen Reich

Titel: Im galaktischen Reich
Autoren: Gordon R. Dickson
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1.
     
    Der Stier wollte nicht angreifen.
    James Keil stampfte mit dem Fuß auf und schrie das Tier an, aber es wollte noch immer nicht angreifen. Und dabei war es doch dazu programmiert, anzugreifen. Oder besser gesagt, es war dazu programmiert, an dieser Stelle des Stierkampfs angreifen zu wollen.
    Da war nichts zu machen. Nicht einmal die kompliziertesten physischen Tests konnten die wahrscheinliche Tapferkeit oder Ausdauer eines Stiers messen. Dieser Stier hier war müde. Jim würde ihn töten müssen.
    Er bewegte sich auf den Stier zu, stampfte und schrie noch einmal. Und endlich konnte er das erschöpfte Tier zu einer weiteren Attacke animieren. Als das eine Horn seine Hüfte streifte, zog er den Bauch ein, und eine Kältewelle floß durch die Stelle, wo seine Haut berührt worden war. Auch Jim war programmiert, genau wie der Stier. Und so lange sie sich beide an ihr Programm hielten, war er sicher. Aber er war nur aus Gefälligkeit Stierkämpfer geworden und hatte sechs Monate intensiv trainiert. Und er verfügte über einen freien Willen, während der Stier keinen besaß. Wenn man einen freien Willen hatte, so hatte man auch die Macht, das Programm zu durchbrechen und Fehler zu machen.
    Aber wenn er einen Fehler machte, so konnte dieser Stier ihn töten.
    Und deshalb war er sorgsam darauf bedacht, keine Fehler zu machen, auch jetzt nicht. Der Stier war beinahe am Ende seiner Kraft. Er führte das Tier vorsichtig durch ein paar weitere Aktionen, dann zog er sein Schwert und stieß es zwischen die Hörner des Stiers.
    Der Stier grunzte, ging in die Knie und rollte sich auf die Seite, als Jim das Schwert herauszog. Während er mit unbewegtem Gesicht den Todeskampf des Tieres beobachtete, näherte sich eine weibliche Gestalt lautlos auf dem sandigen Boden der Arena und blickte auf den Stier herab.
    Er wandte ihr das Gesicht zu. Es war die Prinzessin Afuan, die Tante des Allherrschers und Führers der Besucherdelegation der Hochgeborenen, die in der offiziellen Loge der Arena Platz genommen hatten, umgeben von den kleinen braunhäutigen Bewohnern des Planeten Alpha Centauri III. Afuan war weder klein noch braunhäutig. In Gestalt und Hautfarbe unterschied sie sich völlig von den erdgeborenen Kaukasiern, zu denen auch Jim gehörte.
    Sie war in ein weißes, duftiges wolkenartiges Gewebe gekleidet, das die Arme freiließ, aber ihren Körper von den Achselhöhlen bis zu den Fußgelenken einhüllte.
    Afuans Haut besaß die Farbe von weißem Onyx, und Jim konnte die blauen Adern an ihrem marmornen Hals pulsieren sehen. Ihr Gesicht war schmal, und ihre Augen leuchteten zitronengelb. Wenn ihnen auch die sichelförmige Hautfalte im inneren Augenwinkel fehlte, so wirkten sie doch wie geschlitzte Katzenaugen unter den weißlichen Wimpern und Brauen, zwischen denen sich ihre lange, gerade Nase erstreckte. In einem abstrakten, bildhauerischen Sinn hätte man sie schön nennen können. Sie war so groß wie Jim, etwa sechseinhalb Fuß.
    »Sehr unterhaltsam«, sagte sie jetzt zu Jim in der Sprache des Reiches. Ein zischender Akzent klang in ihrer Stimme mit. »Ja, wir werden Sie bestimmt mit uns nehmen, ah – wie lautet Ihr Weltname, Wolfling?«
    »Erdenmann, Hochgeborene«, erwiderte Jim.
    »Ja nun – kommen Sie auf unser Schiff, Erdenmann. Die Thronwelt wird sich freuen, Sie zu sehen.« Sie blickte über seine Schulter zu den anderen Mitgliedern der Cuadrilla. »Aber diese anderen, Ihre Assistenten, nehmen wir nicht mit. Es hat keinen Sinn, wenn wir das Schiff überladen. Sie werden alles, was Sie brauchen, auf der Thronwelt vorfinden.«
    Sie wandte sich ab und wollte davongehen, aber Jims Stimme hielt sie zurück.
    »Verzeihen Sie, Hochgeborene. Sicher können Sie mich mit neuen Assistenten versorgen, aber nicht mit Kampfstieren. Sie wurden durch Generationen hindurch genetisch ausgewählt. Ich habe noch ein halbes Dutzend im kryogenischen Lagerraum. Ich würde diese Tiere gern mitnehmen.«
    Sie blickte ihn an. Ihr Gesicht war völlig ausdruckslos. Einen Augenblick lang glaubte Jim, er hätte sie so erzürnt, daß sie ihn nun nicht mehr auf die Thronwelt mitnehmen wollte, Dann wäre die Arbeit von fünf Jahren umsonst gewesen.
    Aber dann sagte sie: »Gut. Sagen Sie den Leuten, die Sie auf unser Schiff bringen, daß Sie diese Tiere brauchen, und daß ich meine Zustimmung gegeben habe.«
    Wieder wandte sie sich ab und schien davongehen zu wollen, aber dann blieb sie noch einmal stehen und starrte interessiert auf den toten
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