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Rettungskreuzer Ikarus Band 049 - Schritt vor dem Abgrund

Rettungskreuzer Ikarus Band 049 - Schritt vor dem Abgrund

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 049 - Schritt vor dem Abgrund
Autoren: Sylke Brandt
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mit stillem Bedauern, wie sie recht wahllos Essen konsumierte. Ganz offensichtlich ging es nur um die Zufuhr von Kalorien für ihren sich verändernden Körper. Sie trug selbstverständlich keine Schutzkleidung mehr, sodass alle sie erstmals so sahen, wie sie wirklich war. Jeder, nur sie selber nicht, war sich der Tatsache bewusst, dass es auch das letzte Mal sein würde. Nur noch ein paar Wochen und von der kleinen, zierlichen Frau würde alleine die Erinnerung übrig sein. Vermutlich konnte sie ihnen dann allen den Kopf tätscheln und würde sich dabei bücken müssen.
     
    Sir Albert, immer noch in seinem Anzug, fühlte sich schlecht. Er wusste nicht, warum, doch er konnte den Eindruck nicht loswerden, dass er irgendwie versagt hatte in dem unausgesprochenen Auftrag, Fräulein Miyazaki zu schützen – und das, obwohl diese ganze »Wir verlassen die Kabine und sehen uns um«-Sache ihre Idee gewesen war. Zudem fühlte er sich von den anderen zunehmend isoliert und hätte es sehr bevorzugt, wirklich mit ihnen zusammen zu essen. Die Trennung wurde schmerzlicher, zumal Sir Albert auf seine Art ein durchweg geselliger Mensch war. Würde das jetzt für die nächsten Jahre so sein? Ein bedrückender Gedanke.
     
    Dass Herr Taler ebenso von Dingen wie einer gemeinsamen Mahlzeit ausgenommen war, machte es nicht besser, sondern verstärkte im Gegenteil die Empfindung. Er und der Techniker in einem Boot. Das war … glänzend.
     
    Mimke, die seine Stimmung spürte, bemühte sich, ihn aufzumuntern. Und das betrübte Sir Albert zusätzlich, da sie keinen Erfolg hatte. Der Tag stand einfach unter keinem guten Stern.
     
    Sir Albert überlegte bereits, ob er nicht die Küche verlassen und Geraldine bei ihrer einsamen Mission in der Zentrale besuchen sollte, obwohl es da auch keine Konversation geben würde, sondern nur ein stummes Nebeneinandersitzen. Da meldete sich Jerr über die Bordsprechanlage, als wäre sie der Geist, der durch dieses Schiff spukte – ein Vergleich, der gar nicht so fern von der Wahrheit war.
     
    »Ich empfange einen automatischen Notruf«, informierte sie die anderen.
     
    »Und nun, willst du hin und ein paar Leute retten?«, fragte Olva und klang dabei nicht ablehnend.
     
    »Da kommen wir, fürchte ich, deutlich zu spät. Dem eingebetteten Datum nach wird der Notruf seit mehr als einem Jahr gesendet, und es handelt sich um ein sehr kleines Schiff, einen Gleiter der Kendra -Klasse.«
     
    Sir Albert tat nicht einmal so, als würde ihm die Bezeichnung etwas sagen, doch Connar schüttelte den Kopf, sobald er sie gehört hatte.
     
    »Dann ist da nichts mehr zu machen. Die Kendra haben keine besonderen Lebenserhaltungs- oder Versorgungssysteme, und was da ist, ist nicht für so einen langen Einsatz gedacht. Man könnte froh sein, wenn man in so einem Teil einen Monat überstehen würde. Danach geht nichts mehr. Sauerstoffmangel, wenn man Glück hat. Oder man erfriert schlichtweg.«
     
    »Ich bin trotzdem auf dem Weg zu den Koordinaten.«
     
    »Was willst du da? Sichergehen? Oder dir mal was Gruseliges anschauen?«
     
    Diesmal war es Sir Albert, der als Erster verstand. »Herr Montegue – wir empfangen einen Notruf!«
     
    »Ja, klar, aber wenn da nichts mehr zu erwarten ist, dann –«
     
    »Das heißt, er wird von dem Schiff gesendet.«
     
    Connar verstummte, dann lachte er so plötzlich los, dass alle zusammenzuckten – und gleich noch einmal, als er mit der flachen Hand auf den Tisch schlug, dass die Tassen hüpften.
     
    »Wir holen uns unsere Funkanlage ab!«
     
    Sie erhoben sich alle zeitgleich, ohne zu wissen, warum eigentlich, doch Sir Albert war am schnellsten damit zu verkünden, dass er jetzt zur Zentrale gehen würde. Es gab dafür keinen wirklichen Anlass. Jerr würde den Raumer alleine auf den richtigen Kurs bringen, und bis sie das Schiff nicht gefunden hatten, gab es nichts zu tun. Aber er musste irgendetwas unternehmen. Die anderen nickten, als hätte er ein Rennen gewonnen, und setzten sich wieder – bis auf Fräulein Miyazaki.
     
    »Ich komme mit – ich würde Jerr gerne bitten …« Sie stockte, das Gesicht verzog sich, als sie nach Worten suchte – und nach dem Sinn hinter dem, was sie sagen wollte. »Ich würde sie gerne bitten, etwas mehr nach … da … zu fliegen«, brachte sie schließlich hervor und deutete mit der Hand in eine Richtung, irgendwo jenseits des Herdes. Ihr Finger zitterte dabei nicht, es war keine vage Geste – mehr eine altmodische Kompassnadel,
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