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Rettungskreuzer Ikarus Band 049 - Schritt vor dem Abgrund

Rettungskreuzer Ikarus Band 049 - Schritt vor dem Abgrund

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 049 - Schritt vor dem Abgrund
Autoren: Sylke Brandt
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wenigen, die wirklich gegen das Wanderlustvirus immun waren.
     
    Toss bemerkte die veränderte Stimmung des ansonsten recht gelassenen Arztes und legte den Kopf schräg, eine Geste, die bei dem Exoskelett seltsam wirkte.
     
    »Ja. Aber es ist nicht so wichtig, da wir das Serum nun selber produzieren können. In sehr viel größerer Menge.«
     
    Die Worte, so gelassen ausgesprochen, trafen Dr. Ekkri wie ein Schlag. Er stand da, starrte Toss an und hatte mit einem Mal Angst, dass er sich verhört haben könnte – oder etwas falsch interpretierte. Zweimal versuchte er, einen Satz zu beginnen, zweimal klemmte sein Herzklopfen ihm die Worte in der Kehle ein.
     
    »Produzieren?«, brachte er schließlich heraus. »Selber? Ohne –«
     
    »Ohne Immune zu destillieren.« Wieder dieser Vielleicht-Humor in der Stimme des Tumanen. »Das hier war ein letztes Experiment. Die Versuchsreihe im Labor ist abgeschlossen – ohne das Serum hätte es allerdings sehr viel länger gedauert. Zu lange, fürchte ich. Doch die genetisch modifizierten Bakterienkulturen, an denen wir gearbeitet haben, sind nun bereit. Vielleicht hätten wir damals schon so einen Weg beschreiten sollen. Andererseits, mit dem Verlust von so viel Wissen durch die Große Stille … Dann wäre …« Er verstummte nicht, er wurde eher immer leiser und schien in seinen schlafähnlichen Dämmerzustand zurückzusinken.
     
    Diesmal war Höflichkeit für den Arzt keine Option. Er hämmerte einmal kurz und laut gegen die Rüstung, und der Tumane schreckte auf.
     
    »Produzieren, ja. Wir können gleich damit beginnen, die Anlagen hier auf Vortex Outpost umzubauen. Es dürfte nicht allzu viel Zeit in Anspruch nehmen, meinen Sie nicht?«
     
    »Ich habe dazu keine Meinung.«
     
    Das Begreifen sickerte zu ihm durch. Dr. Ekkri zog sich einen Stuhl heran, seine Beine hatten plötzlich keine Kraft mehr. »Seit wann wissen Sie, dass Sie den Durchbruch geschafft haben?«
     
    »Kommt darauf an.« Toss schwieg kurz. »Wie lange habe ich geschlafen?«
     
    »Sie machen mich wahnsinnig.«
     
    »Tut mir leid.« Es klang nicht bedauernd. Es klang amüsiert.
     
    Dr. Ekkri atmete tief durch.
     
    »Das bedeutet, wir werden mehr Serum herstellen können, um Infektionen zu verhindern. Damit können wir die Situation hier auf der Station stabilisieren, ja?
     
    Ich weiß nicht, was Sie davon mitbekommen haben. Jenseits des Labors verkriechen sich die Leute in ihren Räumen, nichts funktioniert mehr. Jeder ist angespannt, voller Misstrauen. Wenn zwei Leute sich in einem Flur begegnen müssen, weichen sie einander aus.
     
    Vor einigen Tagen haben drei Leute einen Mann zusammengeschlagen, weil sie ihn verdächtigt haben, das Wanderlustvirus in sich zu tragen. Können Sie sich das vorstellen? Wie widersinnig! Einen Virenträger prügeln, mit den eigenen Händen! Wenn der Mann wirklich infiziert gewesen wäre, hätten sie sich alle selber angesteckt. So hatten sie Glück. Er liegt nun drei Zimmer weiter auf der Krankenstation, und seine Knochenbrüche heilen langsam. Und die anderen sitzen in Arrest.«
     
    Erschöpft von diesem ungewohnten Ausbruch an Emotionen und Worten stützte der Arzt den Kopf in die Hände.
     
    »Es wäre ein Segen, wenn zumindest in diesem kleinen Teil der Galaxis so was wie Normalität einkehren könnte.«
     
    »Wird es. Und auch in jedem anderen Teil der Galaxis.«
     
    »So viel?« Ekkris Kopf ruckte hoch. »Sie wollen genug Serum produzieren, um alle Planeten damit zu versorgen? So gut das wäre, das können die Produktionsanlagen von Vortex Outpost niemals leisten, ganz abgesehen von der Logistik der Verteilung. Sicher, wir haben hier das Sprungtor, aber …«
     
    »Wir werden es auf unserer Welt herstellen. Hier und auf Tuman. Wir schicken dieses Schiff – wie hieß es? –, Phönix, ja. Die Leute, die uns geweckt haben. Wir schicken die Phönix zurück mit den Daten, mit den Bakterienkulturen, mit allem, was meine Kollegen brauchen werden. Die Anlagen auf unserer Welt sind groß und flexibel, Doktor. Wir werden sehr bald genug produzieren für alle Infizierten.«
     
    Er blinzelte, einmal, zweimal.
     
    »Für die Infizierten? Ich dachte, es ginge um eine Impfung, um die Ansteckung aller bisher nicht Betroffenen zu verhindern.«
     
    »Dachten Sie? Ah, Sprache. Es ist so schwierig. Ich wünschte, Sie wären auch ein Telepath, Doktor. Nur eine Impfung, das würde zu kurz greifen, nicht? Das würde unser Problem kaum lösen. Nach Ihren aktuellen
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