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Rettungskreuzer Ikarus Band 049 - Schritt vor dem Abgrund

Rettungskreuzer Ikarus Band 049 - Schritt vor dem Abgrund

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 049 - Schritt vor dem Abgrund
Autoren: Sylke Brandt
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bringen.«
     
    Bent kam näher, und mit jedem seiner Schritte fühlte Lovis3, wie sie sich etwas entspannte. Er hatte diese Wirkung auf andere Leute, nicht nur auf sie. Wenn es möglich gewesen wäre, hätte sie ihm befohlen, sich nie weiter als eine Armlänge von ihr zu entfernen – dann wäre alles leichter. Vielleicht würde sie dann auch wieder schlafen können. Das Bild, wie Bent neben ihrer Koje stand – oder sogar neben ihr lag? –, folgte diesem Gedanken fast zwingend, und sie schüttelte den Kopf. Aus Sorge, dass Bent die Geste auf seine letzten Worte beziehen würde, räusperte sie sich.
     
    »Das sehe ich genauso«, stimmte sie zu und lud Bent mit einer Geste ein, sich auf den zweiten Pilotensitz zu setzen. »Aber Gordon hat auch recht, wie wir beide wissen. Wenn wir nichts mehr zu essen haben, werden wir etwas besorgen müssen. Das wird schwierig.«
     
    »Ich habe darüber nachgedacht …« Bent rieb sich den Arm, und Lovis3 sah ihn mitfühlend an.
     
    »Du hast dir deine Injektion bei Fathia geholt?«
     
    »Ja, und sie spritzt noch immer, als wollte sie einen aufspießen. Als Ärztin ist sie eine Katastrophe.«
     
    »Ja. Hauptsache, das Zeug hilft.«
     
    »Bisher schon. Es ist nicht schön, ihr Versuchskaninchen zu sein, aber die Alternative …« Er zuckte mit den Schultern.
     
    Lovis3 nickte düster. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis sie ihn auf seinen täglichen Gängen in die Krankenstation begleiten musste. Fathia prüfte ihre Hormonwerte regelmäßig und murmelte dann irgendwas, was wie »noch nicht, aber bald« klang. Mehr war von ihr nicht zu erwarten. Es war ohnehin ein kleines Wunder, dass sie nun mit den anderen Besatzungsmitgliedern sprach, stets zwinkernd und den Blick in die Ferne gerichtet, als würde allein die Anwesenheit ihres Gesprächspartners sie überfordern.
     
    Lovis3 hatte ihre Akten gelesen und wusste, dass dieser Eindruck ziemlich genau der Wahrheit entsprach. Fathia war das, was in der verbliebenen Crew einer Ärztin am nächsten kam, trotzdem hatten alle die Order erhalten, sie so weit wie möglich in Ruhe zu lassen. Es war nicht abzusehen, was passieren würde, wenn sie sich ernsthaft bedrängt fühlte.
     
    »Also, die Vorräte …«, begann Bent erneut und schreckte sie damit aus ihren Gedanken. »Wir können nirgendwo landen, und wir können auch nicht mit anderen Schiffen und Basen handeln. Beides würde unseren Status enthüllen, und wir würden alles verlieren.«
     
    »Tja. Was ist also deine Lösung?«
     
    »Piraterie.«
     
    Lovis3 lachte laut, bevor sie Bents Gesicht sah und mit Verblüffung feststellen musste, dass er es ernst meinte.
     
    »Piraterie? Von Gordon hätte ich so was erwartet, aber von dir …«
     
    »Gordon würde nie an dergleichen denken. Er redet groß, aber er ist ein Feigling bis ins Mark.« Das waren harte Worte für jemanden wie Bent, untypisch für ihn.
     
    Aber wie Lovis3 zugeben musste, es stimmte. Wäre Gordon Kommandant, er würde sie und das Schiff auf Gedeih und Verderb der nächsten Station oder dem nächsten Planeten ausliefern, wenn er dafür nur keine Verantwortung mehr tragen müsste. Er war gut darin, jedem anderen zu sagen, was er jetzt besser tun sollte, aber niemals stellte er sich hinter seine Vorschläge. Nein, Gordon würde die Crew im Stich lassen – nicht sie auf Beutezug führen.
     
    Der Gedanke war abstrus. Nur weil er von Bent kam, verwarf sie ihn nicht augenblicklich.
     
    »Okay«, sagte sie schließlich gedehnt und warf einen Blick zum Schott der Zentrale, um sicher zu sein, dass niemand da stand und ihnen zuhörte. »Dann erklär mir, was du genau meinst …«
     

     
    Der Raum stank.
     
    Sir Albert von Baharass auf Juwel schnupperte indigniert, konnte aber nicht wirklich etwas sagen, da er selber die Quelle des unangenehmen Geruchs war. Nicht er direkt, wie er sich korrigierte, denn auf persönliche Hygiene achtete er nach wie vor, soweit es ihm möglich war. Doch es gab eine Grenze, wie lange man ein Zimmer bewohnen konnte, ohne Wäsche zu wechseln, den Luftfilter zu erneuern und Sanitäreinheiten zu reinigen. Diese Grenze, wie Sir Albert zugeben musste, war überschritten. Lange schon. Lediglich die Tatsache, dass er alleine der Verursacher dieses Zustandes war und das einzige Opfer der olfaktorischen Folgen, tröstete ihn.
     
    Sir Albert strich sich über die eng anliegenden Haare in der vagen Hoffnung, dass man den Schimmer für altmodische Pomade halten würde, was immer noch besser
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