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Rettungskreuzer Ikarus Band 049 - Schritt vor dem Abgrund

Rettungskreuzer Ikarus Band 049 - Schritt vor dem Abgrund

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 049 - Schritt vor dem Abgrund
Autoren: Sylke Brandt
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Korpus dieses Schiffes irren konnten, aber er wollte dazu nichts sagen. Was er auf dem Bildschirm sah, war Hoffnung in dem Blick von Fräulein Miyazaki, ein kostbares, sehr schwaches, aber unleugbares Licht.
     
    Und er brauchte keinen Spiegel, um zu wissen, dass es bei ihm nicht anders war.
     

     
    Hark achtete darauf, mit den letzten Schüssen der Salve nicht nur die beiden alten Männer hinter ihrer Barrikade umzunieten, sondern auch noch das Schloss des Tores zu erwischen. Munitionsknappheit war ein echtes Problem geworden. Eines, das er gleich zu lösen hoffte, doch man sollte das Fell des Bären nicht verkaufen, bevor man ihn erlegt hatte.
     
    Aufmerksam und mit großer Vorsicht ging Hark weiter, jederzeit bereit, auf alles zu schießen, was noch zuckte. Doch die letzte Salve hatte ganze Arbeit geleistet. Hark trat gegen die beiden Toten, die so viele Einschüsse hatten, dass allein der Schock genügt haben musste, um sie krepieren zu lassen. Bedauernd blickte er auf die blutbespritzten, faltigen Gesichter der beiden Greise. Anscheinend hatte er also doch Munition verschwendet.
     
    »Hark, haben sie dich erwischt?«
     
    »Negativ. Träum weiter.«
     
    »Dann sieh zu, dass du fertig wirst. Wir erwarten Besuch.«
     
    »Konkurrenz oder Offizielle?«, fragte er mit mäßigem Interesse, während er mit dem Kolben seiner Waffe die Reste des Schlosses zerschlug und das Tor aufschob. Es war aus Blech, vermutlich hätte er es sogar eintreten können.
     
    »Schwer zu sagen, so wie die zurzeit die Seiten wechseln.«
     
    »Hey, wir könnten uns auch als Sicherheitsdienst verdingen. Schön bei einer Regierung anheuern …«
     
    »Du redest zu viel Scheiße. Beeil dich lieber. Ich will deinetwegen nicht den Arsch geröstet kriegen.«
     
    Er sparte sich eine Antwort und trat in das Dämmerdunkel der Halle. Staub tanzte in den Lichtstrahlen, die durch die marode Decke fielen, und es roch nach Lösungsmitteln und altem Kohl. Gab es irgendein Gesetz, dass die Behausung alter Männer nach Kohl riechen musste? Für einen Moment kam Hark der Gedanke, dass das, was er da einatmete, die Fürze der beiden Toten waren, und er wäre gerne nach draußen gegangen, um angeekelt noch ein paarmal auf sie zu schießen.
     
    Munition.
     
    Knapp.
     
    Keine Verschwendung.
     
    Er justierte den Filter seiner Atemmaske neu, bis der Geruch weitgehend verschwand. Es war zwar ziemlich umständlich, an den Einstellungen zu drehen, während er die Maske trug, aber er konnte sie nicht abnehmen. Das Wanderlustvirus war hier noch überall präsent. Vermutlich wäre es schlauer gewesen, überhaupt nicht blindlings an dem Filter zu hantieren, aber im Moment war sein Ekel stärker als seine Vernunft.
     
    Dann sah Hark sich um. Was er fand, hob seine Stimmung sofort. Gleich die ersten Kisten nahe dem Tor enthielten Waffen und Munition, wie es er bei den beiden paranoiden Bastarden erwartet hatte. Alleine hinter ihrer Barrikade hatten sie genug tödliches Metall für eine kleine Kompanie gebunkert … bis an die falschen Zähne bewaffnet. Ihr Pech, dass es nicht half, nach Gehör zu schießen, wenn die Augen nicht mehr wollten.
     
    Hark umrundete den Stapel und fand mehr gute Dinge: Ersatzwaffen, alle peinlichst geputzt, geölt und gepflegt wie ein gemähter Vorgartenrasen, dazu genug Nahrungsmittel mit nahezu unendlicher Haltbarkeit in Folienpackungen. Was auch immer die beiden Alten von der Situation in der Galaxis mitbekommen hatten, sie waren darauf eingestellt gewesen, die Sache auszusitzen und ihre Burg zu verteidigen, bis die Gewehre vom Polieren dünn wie Papier geworden wären.
     
    Ein Geräusch ließ ihn herumfahren und sein Finger zuckte an den Abzug. Es brauchte all seine Selbstbeherrschung, um nicht blindlings ins Halbdunkel zu feuern.
     
    Munition.
     
    Knapp.
     
    Der Mann duckte sich hinter einen Kistenstapel, auch wenn dieser maximal als Sichtdeckung taugte, und schlich von dort aus lautlos in einem großen Bogen in Richtung der Quelle des Geräusches, das sich nicht wiederholte.
     
    Beiläufig nahm er das Feldbettlager wahr, die Decken darauf so exakt gefaltet, dass man sich an ihnen hätte schneiden können, und eine Art Wohnecke mit zusammengewürfelten Sesseln und Sofas. Sie hatten es sich gemütlich gemacht, während die Stadt rundherum im Chaos versank.
     
    Von der Kolonie war nicht viel übrig geblieben. Die meisten Siedler waren im besten Alter für das Virus gewesen und hatten sich, gerade als alles in Schwung
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