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Rettungskreuzer Ikarus Band 049 - Schritt vor dem Abgrund

Rettungskreuzer Ikarus Band 049 - Schritt vor dem Abgrund

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 049 - Schritt vor dem Abgrund
Autoren: Sylke Brandt
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gekommen war, wieder auf den Weg gemacht, besessen von ihrer Infektion. Was zurückgeblieben war, waren ein paar alte Leute und jede Menge Kinder, die nun durch die leere Siedlung stromerten und irgendwie versuchten, über die Runden zu kommen. Es war erstaunlich, wie schnell die Schutzschicht der Zivilisation von ihnen abgefallen war. Noch ein paar Monate, und die Regierungsbehörden konnten die Kids in ein Wildtiergehege sperren.
     
    Mochte die offizielle Hilfe auch auf sich warten lassen, Hark und seinesgleichen waren schon zur Stelle, um einzusacken, was ging. Sein Team war nur das erste von vielen, die ihnen folgen würden, und spezialisiert auf kleinere Dinge: Elektronik, Wertsachen oder eben auch Waffen und Munition. Später würden andere kommen, die ganze Fabrikationsanlagen in nur ein paar Tagen demontieren und verschiffen konnten, als hätte es in dieser Siedlung nie etwas gegeben, was Strom brauchte. Rücksturz ins Mittelalter in nur wenigen Monaten. Die Kolonie war so tot wie die beiden alten Säcke vor der Tür.
     
    Nein, Hark hatte kein Problem damit, seinen Anteil aus dem Kadaver zu reißen. Er hatte einen Geier auf den Rücken tätowiert. Es mochten nicht die schönsten aller Vögel sein, aber sie überlebten und hatten immer dann genug zu fressen, wenn es anderen schlecht ergangen war. Der Weg der Natur – was sollte er dagegen angehen?
     
    Seine zufriedenen Gedanken kamen zu einem abrupten Halt, als er den Käfig sah. Eigentlich war es mehr ein Zwinger, stabil und sorgsam aus großen Drahtmatten zusammengebaut, mit ein paar Pritschen und Decken darin und einem Eimer, über den er nicht nachdenken wollte. Darin hockten drei Kinder, die ihn mit großen Augen anstarrten und anscheinend versucht hatten, so leise wie möglich zu sein. Sie erinnerten ihn an Kaninchen – still, angstvoll, wehrlos. Hark rümpfte die Nase und ließ seine Waffe sinken.
     
    »Haben eure Sugardaddys euch aber eine schöne kleine Höhle gebaut«, sagte er dann. »So ganz sicher vor der bösen Welt draußen – und abends haben sie euch was zu essen und ihre Schwänze durchs Gitter gesteckt, was?« Er lachte, aber im Grunde war er nicht amüsiert.
     
    Indem er die Alten abgeknallt hatte, hatte er anscheinend unfreiwillig noch was Gutes getan. Vielleicht.
     
    Was machte er jetzt mit den Kids? Behalten? In der Anfangszeit seiner glanzlosen Karriere hatte er es mit Menschenhandel probiert, aber nur kurz. Es war ein schmieriges, unerfreuliches Metier mit ungewissem Profit, und Kinder gab es zurzeit auf den einschlägigen Märkten im Überfluss, verlassen und ungeschützt, wie sie waren.
     
    Selber brauchte er sie aber auch nicht – Hark bevorzugte seine Frauen deutlich älter und deutlich üppiger. Er warf einen Seitenblick auf den kleinen Jungen, der dünn war wie ein Stecken. Seine Männer auch.
     
    Er konnte sie natürlich einfach im Käfig sitzen lassen, aber was war der Sinn davon?
     
    Ach, scheiß drauf.
     
    Hark hob die Waffe und zerfetzte mit einem kurzen Feuerstoß das Schloss des Käfigs, dann trat er die Tür auf.
     
    »Nehmt euch eine Kiste mit Riegeln und haut ab. Kommt mir nicht in die Quere«, raunzte er die Kinder an, wandte sich dann aber ab, ehe sie reagieren konnten.
     
    Seine Euphorie über die gute Ausbeute war verflogen, er fühlte sich mies und wusste nicht einmal warum. Irgendwas stimmte nicht, da konnte er seinem Instinkt trauen. Besser, er packte alles zusammen und ließ sich abholen. Er war eh der Letzte des Teams. Zeit, die nächste Kolonie anzusteuern, ehe ihnen eine andere Plündercrew zuvorkam.
     
    »Barb, ich bin so weit«, gab er an das Schiff durch, während er aus den Augenwinkeln sah, wie die Kinder, von dem ältesten Mädchen angeführt, zum Tor rannten.
     
    Sie rissen zwei, nicht nur einen Karton von einem der Stapel, der Junge schrie irgendwas. Hark hob unwillkürlich seine Waffe, zielte in ihre Richtung. Dann sah er die Gestalt hinter den Kisten und verstand, was sein warnendes Gefühl – und der Ruf des Jungen – bedeutet hatte.
     
    Er hatte zwei Männer getötet.
     
    Aber in dem Lager standen drei Feldbetten.
     
    Wie konnte man nur so blöd sein.
     
    Hark schoss, mit nur minimaler Rücksicht auf die fliehenden Kinder, aber es war zu spät.
     
    Der Alte, der sich versteckt gehalten und jede Menge Zeit zum Zielen genommen hatte, brauchte nur einen Schuss, um die Körperpanzerung des Plünderers zu durchschlagen.
     
    Hark spürte die Wucht des Treffers, allerdings
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