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Rettungskreuzer Ikarus Band 049 - Schritt vor dem Abgrund

Rettungskreuzer Ikarus Band 049 - Schritt vor dem Abgrund

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 049 - Schritt vor dem Abgrund
Autoren: Sylke Brandt
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keinen Schmerz. Das Medband an seinem Arm spitzte augenblicklich einen Drogencocktail in seinen Körper, etwas gegen den Schock, etwas gegen den Schmerz, etwas, um wach zu bleiben. Es half nur bedingt.
     
    Hark fühlte, wie ihm die Beine wegsackten, sah den letzten entsetzten Blick des Mädchens, ehe es aus dem Tor rannte, wie von Furien gehetzt, sah das triumphierende Lachen des alten Mannes. Scheißkerl!
     
    Im Fallen riss er sich die Mikrogranate von der Halterung an seiner Schulter und schleuderte sie, fast blindlings, in die Richtung seines Gegners. Er musste nicht genau zielen, er kannte den Radius der Explosion. Der war enorm. Mit etwas Glück blieb er selber gerade außerhalb.
     
    Schade um die Beute.
     
    Die Druckwelle der Detonation schleuderte ihn einige Meter über den Hallenboden und raubte ihm endgültig das Bewusstsein.
     

     
    »Das ist aber doch kein Raumanzug«, sagte Sir Albert und starrte auf das flache Paket, das eingeschweißt auf dem Boden des winzigen Vorraums lag.
     
    »Hat er gut erkannt, was?«, kam prompt die Stimme von Herrn Taler aus der Kommanlage hinter ihm.
     
    Sir Albert wusste nicht, ob es eine Eigenart des Technikers war, von Anwesenden in der dritten Person zu sprechen, oder ob sich der Mann damit subtil dafür rächen wollte, von dem Lord so lange ignoriert worden zu sein. Erst als Taler bereits mit Fräulein Miyazaki auf dem Weg in die Erste Klasse gewesen war, hatte Sir Albert seinen Rufcode frei gegeben. Seitdem rieselten unablässig Bemerkungen in dem herben, etwas undeutlichen Tonfall des Technikers durch den Raum. Es war eine Abwechslung zu der langen Stille davor, wenngleich nicht unbedingt eine erfreuliche.
     
    »Wollten wir nicht Raumanzüge?« Sir Albert versuchte, nicht quengelig zu klingen.
     
    »Das sind Schutzanzüge. Sie haben ein effektives Filtersystem und werden jedes Virus abhalten, das noch überlebt hat«, mischte sich Fräulein Miyazaki ein. »Wir können mit ihnen nur nicht in Gebiete ohne Atmosphäre, und es gibt keine Versorgungseinheiten, also müssen wir sie ablegen zum Essen und Trinken und –« Sie räusperte sich. »Es ist ein Falthelm dabei. Bitte probieren Sie ihn an. Die Raumanzüge waren alle weg. Vermutlich haben sich einige der Infizierten mit ihnen einfach so ins All gestürzt, in der Hoffnung, mit den Steuerdüsen voranzukommen.«
     
    Sir Albert erschauderte und griff nach dem Plastikpaket.
     
    Der kleine Vorraum des Appartements hatte ihm als Sicherheitsschleuse gedient. Nachdem Taler den Anzug durch die Außentür geschoben hatte, hatten sie der Filteranlage eine halbe Stunde Zeit gegeben, um die Luft in der winzigen Kammer zu reinigen. Sir Albert hoffte, dass das reichen würde. Keiner wusste, wie lange das Wanderlustvirus aktiv bleiben konnte, wenn es einmal in der Atmosphäre war.
     
    Als würde er einen Hund mit ungewissem Charakter streicheln wollen, nahm Sir Albert den Anzug an sich, zog ihn aus der Hülle und streifte ihn dann über seine normale, den Umständen entsprechend sportlich gehaltene Kleidung. Man konnte nicht behaupten, dass er sehr gut passte. Lose schlackerten die Falten des hellen, beunruhigend dünnen Materials um seine Arme und Beine, behinderten ihn aber nicht. Der Falthelm war ein Reif aus dünnem, durchsichtigem Material, den er in den Kragen des Anzugs einklinken konnte und dann auseinanderklappen wie einen gekrümmten Fächer. Mit einem vertrauenerweckenden Klacken rastete die so entstandene Kuppel ein.
     
    Sofort begann die Filteranlage ihre Arbeit und reinigte ab nun alle Atemluft, die Sir Albert mit einem tiefen Zug probierte. Sie roch etwas chemisch, aber sie stank nicht. Er brauchte keinen besseren Beweis für die Funktionsfähigkeit des Anzugs. Bedächtig schulterte der Lord seine Sporttasche, die er mit allerlei Nützlichkeiten gefüllt hatte, dann warf er einen Blick zurück. Es fühlte sich seltsam an, die Kabine zu verlassen. Er würde hierher zurückkommen, um zu essen und zu schlafen, es war demnach kein endgültiger Abschied. Trotzdem war er nervös, fast ängstlich.
     
    »Höchste Zeit«, murmelte er zu sich selber. »Allerhöchste Zeit.«
     
    Brüsk wandte er sich ab, nutzte den Vorraum erneut als Luftschleuse und trat dann in den breiten Flur. Sein Herz schlug in einer für so einen simplen Vorgang unangemessenen Weise, und Sir Albert hoffte, dass man ihm nichts ansah, als er die beiden Personen begrüßte, die geduldig auf ihn gewartet hatten.
     
    Fräulein Miyazaki war
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