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Blue liquid (Kommissar Pfeifers erster Fall)

Blue liquid (Kommissar Pfeifers erster Fall)

Titel: Blue liquid (Kommissar Pfeifers erster Fall)
Autoren: Hanna Alber
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Prolog
Sonntag,
21. September 2008
     
    Jacek Pajak packte fröhlich pfeifend den Gleitschirm in den Kofferraum
seines Wagens. Er wollte ganz hoch auf den Gipfel des Schauinsland. Er hatte
Freiburg schon damals bewundert, als er nur zu einem kurzen Besuch hier gewesen
war. Doch mittlerweile lebte er hier und hatte, um sein Glück perfekt zu
machen, kürzlich seine Starterlaubnis erhalten. Jetzt wollte er die Gunst der
Stunde nutzen und seinen Traum endlich Wirklichkeit werden lassen. Heute war
der ideale Tag, um sich hoch in die Lüfte zu erheben. Die Freiheit und das pure
Leben zu genießen. Die Sonne schien bereits um diese Zeit warm auf ihn herab.
Es wehte eine leichte Brise aus Südwesten und die Sicht war klar, zumindest,
soweit er das beurteilen konnte. Der deutsche Wetterdienst hatte für die
nächsten Stunden auch keine großartigen Änderungen der Wetterverhältnisse
gemeldet.
    Jacek warf einen Blick auf seine Armbanduhr und stellte zufrieden
fest, dass es erst sechs Uhr dreißig war, womit er gut in seinem Zeitplan lag.
Er würde etwa dreißig Minuten brauchen, bis er am Schauinsland ankam, und nochmal
zwanzig Minuten, um mit der Seilbahn nach oben zu gelangen. Acht Uhr war seine
angepeilte Startzeit und es sah so aus, als würde seine Rechnung aufgehen.
    Die letzten Monate waren hart
gewesen. Sie hatten nur aus Arbeit, Essen und Schlafen bestanden. Jetzt wollte
er sich endlich seine wohlverdiente Pause gönnen. Fröhlich summend machte er
sich auf den Weg. Im Radio lief sein Lieblingslied. Hocherfreut drehte er die
Musik bis zum Anschlag auf. Die Töne kamen ein wenig blechern und scheppernd
herüber, denn die Lautsprecher in seinem alten Wagen waren nicht die besten,
doch das störte ihn ausnahmsweise überhaupt nicht. Lauthals und falsch
schmetterte Jacek den Text von Peter Fox´ „Stadtaffe“ heraus. Dabei kümmerte es
ihn nicht, dass die wenigen Leute, die um diese Uhrzeit bereits auf der Straße
waren, ihm kopfschüttelnd hinterher blickten.
    Zwanzig Minuten später bog er auf den Parkplatz am Fuße des 1284 m
hohen Schauinsland ein, nahm seinen Gleitschirm aus dem Kofferraum und machte
sich auf den Weg zur Seilbahn, die ihn nach oben bringen sollte. Außer ihm
befand sich nur noch ein weiterer Gleitschirmflieger dort. Das war zwar
ungewöhnlich, doch Jacek maß dem keine große Bedeutung bei. Vielmehr dachte er
sich: Sehr gut, kein Volksauflauf heute. Wenn wir nur zu zweit sind, kommen
wir uns wenigstens nicht in die Quere . Erfreut stellte er fest, dass der
andere einen sportlichen Eindruck machte und er hoffte, dass er genügend
Erfahrung besaß. Unerfahrene Flieger konnten einem den ganzen Flug vermiesen
und deshalb waren sie ihm ein Gräuel. Ständig musste man darauf achtgeben, dass
sie nicht mit einem kollidierten oder schlimmer noch, dass sie sich nicht
selbst gefährdeten. Er zog es vor, sich beim Fliegen ausschließlich auf sich
selbst zu konzentrieren. Jacek geriet für einen Augenblick ins Schwärmen. Dort
oben hatte man keine Sorgen, keinen Zeitdruck und keine dringenden Termine. Es
existierten keine Handys und keine E-Mails. Es gab nur den Himmel, die Sonne,
die Vögel und das unbeschreibliche und einmalige Gefühl der grenzenlosen
Freiheit. Die Türen der Seilbahn öffneten sich mit einem Knarren und holten ihn
zurück in die Wirklichkeit.
    Die beiden Männer nickten sich kurz zu und fuhren dann schweigend nach
oben. Auf dem Gipfel angekommen stiegen sie aus, wünschten sich einen guten
Flug und jeder machte sich daran, seine Ausrüstungsgegenstände nochmals
eingehend zu überprüfen. Jacek checkte als erstes seine Gurte, die Kappe und
die Fangleinen, die sowohl mit der Kappe als auch mit den Gurten verbunden
waren. Der andere Mann tat es ihm gleich. Aus den Augenwinkeln konnte Jacek
sehen, wie der andere mit seinen Leinen kämpfte. Alarmiert beeilte er sich,
fertig zu werden. Er wollte fort sein, bevor der Mann ihn womöglich noch um
Hilfe bat. Anscheinend hatte er doch nicht so viel Erfahrung, wie Jacek
vermutet hatte, denn er verhedderte sich in den Fangleinen und fluchte laut.
    Jacek
riss sich zusammen. „Kann ich Ihnen helfen?“, fragte er den Mann schließlich
widerstrebend. Erleichtert blickte der andere auf und seufzte: „Das wäre
wirklich nett von Ihnen. Ich mache heute meinen ersten Alleinflug und bin etwas
nervös. Es scheint irgendwie nicht so recht zu klappen.“
    Und dabei wollte ich einfach nur meinen freien Tag genießen . Gereizt ging Jacek hinüber, um dem Mann
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