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Rettungskreuzer Ikarus Band 049 - Schritt vor dem Abgrund

Rettungskreuzer Ikarus Band 049 - Schritt vor dem Abgrund

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 049 - Schritt vor dem Abgrund
Autoren: Sylke Brandt
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Kendra einfach an Bord ziehen. Es wird so einfach sein wie Angeln. Angeln Sie, Sir Albert?«
     
    »Leidenschaftlich.«
     
    »Dann sollten Sie vielleicht doch den Anzug übernehmen.«
     
    In der Wiederholung war sein Schweigen noch beredeter.
     
    Die nächsten zwei Stunden zogen sich in Stille hin, abgesehen davon, dass Mimke kam und Jerr tatsächlich an den Tropf legte. Sir Albert fragte nicht, warum sie so was konnte; die Gefahr einer Gegenfrage schien ihm zu hoch.
     
    Er hatte nichts, was man eine Ausbildung nennen konnte. Er lebte, er war. Er verdiente nicht, er hatte. Zum ersten Mal kam ihn das nicht selbstverständlich vor.
     
    »Wir haben Glück«, holte ihn Jerrs Stimme aus seinen Grübeleien. »Der Kendra scheint kaum beschädigt. Vermutlich hat es nur die Piloten erwischt, und das Schiff ist dann abgetrieben – seine Geschwindigkeit ist ziemlich hoch. Ich vermute, es war nahe an einer größeren Explosion und hat von ihr den Impuls bekommen.«
     
    Der Hauptschirm erwachte zum Leben, zeigte ein großformatiges Bild. Sterne, Asteroiden, im Hintergrund die prachtvoll bunten Gasriesen des Systems. Und vorne ein Gebilde von Menschenhand, ein schlankes, dunkles Schiff, ein winziger Splitter vor der Unendlichkeit.
     
    Sir Albert wurde es kalt, und er klammerte sich unwillkürlich an der Konsole fest.
     
    Die Proportionen waren ernüchternd, ließen kein anderes Gefühl als Demut zu.
     
    »Dann wird die Sendeanlange intakt sein?«, krächzte er, damit kein Schweigen aufkam.
     
    »Das wissen wir, sobald wir den Gleiter geborgen haben. Flugvektor ist angepasst, Geschwindigkeit reduziert – noch eine Stunde etwa, dann haben wir ein Zeitfenster von 32 Minuten, um den Kendra an Bord zu holen. Wenn das nicht klappt, müssen wir wenden und zurückfliegen.«
     
    »Was bedeutet?«
     
    »Mit der reduzierten Computerunterstützung würde ich ungefähr zwei Wochen für so ein Manöver kalkulieren.«
     
    Sir Albert seufzte.
     
    Zwei Wochen Schutzanzug, zwei Wochen, in denen sie Fräulein Miyazaki beim Wachsen zuschauen konnten.
     
    Besser, Taler hatte einen guten Tag.
     

     
    »Es ist doch krass, infiziert gewesen zu sein«, stellte Hark zufrieden fest, während er einen breiten Flur entlangging, der einmal eine Einkaufspassage gewesen sein musste.
     
    Die Station Vortex Outpost hatte ziemlich was mitgemacht in den letzten Jahren und war so umgebaut und beschädigt worden, dass man kaum mehr sagen konnte, wie sie früher ausgesehen haben mochte. Hübscher auf jeden Fall. Hässlicher ging auch kaum. Der ganze Rummel mit dem Wanderlustvirus hatte keine Zeit und keine Mittel gelassen für Renovierungsarbeiten, alles war mit Schnellplasten und Fertigteilen zusammengeflickt worden. Die Station hatte etwas Monströses, das Sinnbild von Katastrophen, in denen sich Normalität hartnäckig eine Nische suchte. Und jetzt war sie, während es an allen Ecken ächzte und ständig gearbeitet und repariert wurde, zu einem der beliebtesten Ziele der ganzen Galaxis geworden.
     
    Nicht eines der beliebtesten, korrigierte Hark sich. Das einzige lohnende. Das Ziel schlechthin.
     
    Hark war froh, dass sie früh genug gekommen waren, um überhaupt noch einen Sprung durch das Tor zu kriegen und einen Warteplatz für ihr Schiff in unmittelbarer Entfernung von Vortex Outpost.
     
    Nach dem, was er gehört hatte, ging seit drei Tagen eigentlich nichts mehr. Kein Sprung, kein Andocken. Der Raum rund um die Station war voll wie ein Schluttnick nach einem All-you-can-eat-Buffet. Es spielten sich Dramen ab da oben. Leute, die gerade noch rechtzeitig von dem Impfstoff erfahren und alles darangesetzt hatten, herzukommen und versorgt zu werden. Andere, bei denen es zu spät war und die den Stoff wollten, um hinter Freunden und Familienmitgliedern herzuhetzen, die schon aufgebrochen waren. Es gab Geschichten über Geschichten.
     
    Eigentlich waren alle aufgefordert worden, so schnell wie möglich zu verschwinden, sobald sie den Impfstoff bekommen hatten und wieder in der Lage dazu waren. Das galt für die Station ebenso wie für das riesenhafte Lazarettschiff, das die Pronth-Hegemonie zur Verfügung gestellt hatte und das wie ein Mond neben Vortex Outpost hing. Die meisten Leute hielten sich daran.
     
    Hark und Barb dehnten ihren Aufenthalt mit allerlei Vorwänden aus, soweit es ging. Offiziell waren sie Händler, und als ebensolche waren sie auf der Suche nach Kunden. Bei all dem Gesocks, das sich hier jetzt einfand, würde es doch wohl
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