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Rettungskreuzer Ikarus Band 049 - Schritt vor dem Abgrund

Rettungskreuzer Ikarus Band 049 - Schritt vor dem Abgrund

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 049 - Schritt vor dem Abgrund
Autoren: Sylke Brandt
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schön viel zum Geradebiegen eingehandelt«, murmelte Lovis3 und rollte neben Captain Sagels Liege.
     
    Er wirkte friedlich, aber nur halb vertraut. Seine Gestalt, selbst sein Gesicht hatte sich so verändert. Auch wenn das Serum wirkte, würde er nie wieder der Alte sein. Inwieweit traf das auch auf seinen Geist zu, sein Denken, sein Fühlen?
     
    Die Zeit würde es zeigen.
     
    Lovis3 lehnte sich zurück und machte sich auf eine lange Wartezeit gefasst.
     
    Etwas weckte sie aus dem leichten Schlummer, in den sie wieder geglitten war. Knapp dreißig Stunden harrte sie nun aus, und alle Körperteile, die sie noch spüren konnte, taten ihr weh. Was hatte sie geweckt? Der Schmerz in ihrem Nacken oder eines der Geräte?
     
    Dann bemerkte sie, dass Captain Sagel die Augen geöffnet hatte und sie ansah. Er lag ganz ruhig, und sie selber erstarrte ebenfalls. Es war, als wäre die Zeit um sie herum zu Glas geworden. Irgendwann zuckten die Mundwinkel des Captains, gerade so viel, dass es keine Illusion sein konnte.
     
    »Lovis«, sagte er.
     
    Und als hätte ihn das eine Wort vollkommen erschöpft, schlief er augenblicklich wieder ein.
     
    Als Fathia kurz darauf kam, um nach ihrem Patienten zu sehen, ignorierte sie Lovis3 wie üblich vollkommen.
     
    Weder interessierte es sie noch hätte sie verstanden, dass das Gesicht ihres Captains von Tränen überströmt war.
     

     
    Unbequem.
     
    Das war das Wort, das Connar Montegue benutzt hatte. Es würde etwas unbequem werden.
     
    Sir Albert hätte sich ein Auflachen gestattet, wenn er sich nicht so furchtbar elend gefühlt hätte.
     
    Es begann damit, dass die künstliche Schwerkraft aussetzte. Einerseits gab es den verstörenden Effekt, dass alle nicht gesicherten Gegenstände im Schiff – und das waren schätzungsweise einige Hunderttausend – sich trotz minimalem Aufwand in treibende Hindernisse verschiedener Gefahrenstufe verwandelten.
     
    Anfangs war es nicht schlimm, denn was nicht bewegt wurde, blieb auf seinem Platz. Doch bald schon begann es, von Objekten zu wimmeln: Möbel, Kleidungsstücke, Dekorationsartikel, in der Küche auch Flüssigkeiten, deren schimmernden Kugeln man ausweichen musste.
     
    Sir Albert erinnerte sich ungern an die Wolke aus Salz, vermischt mit Olvas Zigarrenasche, durch die er gleich beim Betreten der Küche geschwebt war.
     
    Geschwebt! Denn das war die andere Seite. Es gab keine Fortbewegungsweise mehr, die einem Gentleman angemessen gewesen wäre.
     
    Ungeübt, wie er war, musste sich Sir Albert an der Wandverkleidung entlanghangeln und stets einen Aufschrei unterdrücken, wenn es darum ging, das richtige Oben und Unten wiederzufinden, nachdem er durch einen Treppenschacht geglitten war oder unfreiwillig die großen Räume diagonal durchquert hatte, vom polierten Fußboden bis zur lampenbestückten Zimmerdecke. Er hasste es aus vollem Herzen, und leider war sein Körper mit ihm einer Meinung.
     
    Keine zwei Minuten, nachdem Herr Montegue dem Schwerkraftgenerator die Energie abgeklemmt hatte, hatte bei Sir Albert Desorientierung eingesetzt, die nahtlos in Übelkeit umschlug. Ihm war nichts anderes übrig geblieben, als sich in seine Kabine zurückzuziehen, sich provisorisch an seine – zum Glück fest verankerte – Bettstatt zu binden und seine gesamte Konzentration darauf zu verwenden, sich nicht zu übergeben.
     
    Diese würdelose Situation gab sich erst wieder, als Mimke ihm ein paar Medikamente in seinen Vorraum legte. Sein irritierter Gleichgewichtssinn sank in gnädige Betäubung und somit beruhigte sich auch sein Magen – gerade rechtzeitig, um ihm erneut die Aufgabe als Wachmann für Frau Geraldine einzubringen.
     
    »Was gibt es denn zu befürchten?«, wollte er von ihr wissen, als er in die Zentrale trat, und sie zucke mit den Schultern.
     
    »Ich brauche jemanden, der mir notfalls das Netz vom Gesicht reißt.«
     
    »Und woran erkenne ich einen Notfall?«
     
    »Das werden Sie nicht übersehen können.«
     
    Leidlich beruhigt wandte er sich der nächsten Schutzaufgabe zu. Während Jerr sich vorbereitete, sammelte Sir Albert alle losen Gegenstände ein, die er finden konnte, und verstaute sie in einem großen Seesack. Kaffeebecher mit unerfreulich antikem Inhalt, Stifte, persönliche Kleinigkeiten, Folien und Kopfhörer. Alles, so hatte man ihm gesagt, konnte sich in ein gefährliches Geschoss verwandeln. Er bemühte sich demnach um Sorgfalt.
     
    Als es dann losging, saß er angeschnallt in seinem Sessel, und
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