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Nichts für Anfänger - Roman

Nichts für Anfänger - Roman

Titel: Nichts für Anfänger - Roman
Autoren: Kevin Maher
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A ls Jack starb, war ich noch richtig jung, jünger als jetzt, und in einem Wutanfall sagte ich, dass ich so etwas nie wieder zulassen würde. Jack war unser Kater. Ein dunkelbrauner kleiner Burmese mit piksigen Zähnen, gierigen kratzigen Klauen und laut pfeifendem Atem, der wie ein merkwürdig leiernder Singsang aus ihm herausrasselte, während er auf wackligen Pfoten durch die Gegend tapste. Er war auch unser erster und einziger Versuch, als Familie ein Haustier zu haben. Und als er zu uns kam, waren die Mädchen völlig aus dem Häuschen. Sie drängelten und schubsten einander, und ein bisschen gekratzt wurde auch, jede war ganz versessen darauf, endlich an der Reihe zu sein. Sie knutschten und knuddelten ihn und zerrten ihn unter die Decke und jagten ihn ums Sofa, bis er sich in eine Ecke verkroch und eine Pipipfütze unterm Wohnzimmertisch hinterließ, sodass Dad fuchsteufelswild wurde. Diese scheiß Katze!, sagte er, biss die Zähne zusammen und ballte seine Finger zu einer Faust, als würde er gleich ein sechs Wochen altes Fellbündel totprügeln wollen.
    Jacks pfeifender Atem wurde von da an immer lauter und lauter, und am Ende der ersten Woche war eine ausgewachsene Grippe daraus geworden. Der Tierarzt sagte, dass er sie vielleicht schon die ganze Zeit gehabt hatte, dass der Züchter, ein uralter Typ aus County Cavan, wahrscheinlich ein ziemliches Schlitzohr war und dass es gut sein konnte, dass Jack starb, statt wieder gesund zu werden. Das machte den Mädchen eine Heidenangst. Das und dann noch die wässrig-grüne Rotze, die ihm aus Augen und Nase lief, und die Art, wie er plötzlich nieste und das Zeug aus ihm rausschoss und dir direkt ins Gesicht, davon drehten sie jedes Mal völlig durch, wenn er ins Zimmer kam. Und es sorgte noch mehr dafür, dass Dad ihn umbringen wollte.
    Ich war der Jüngste, und ich war es überhaupt erst gewesen, der Mam andauernd wegen einem Haustier in den Ohren gelegen hatte, also war es auch meine Aufgabe, die Katzenkrankenschwester zu spielen. Was bedeutete, Jack mit Wattestäbchen bewaffnet die Treppe rauf und runter zu jagen, ihm den ganzen Schleim abzuwischen, ihn anschließend ins Bad zu bringen und über heißes Wasser zu halten, damit er den Wasserdampf einatmen konnte, und sich der ganze festsitzende Schnodder in seinen Lungen löste, der den ganzen Schlamassel ja überhaupt erst verursacht hatte. Den Teil hasste er ganz besonders. Und egal, wie oft wir das Ganze wiederholten, egal, wie oft ich die Prozedur mit einem freundschaftlichen Abrubbeln mit dem Handtuch und einem leckeren Häufchen Sardinenbrei aus meiner Hand abrundete, er dachte jedes Mal, dass ich das einfach so zum Spaß mache oder dass ich total geisteskrank war und ihn im nächsten Moment aus Witz ins brühend heiße Wasser schmeiße. Er flippte völlig aus und zerkratzte mir die Hände, schlitzte mir richtig die Handgelenke auf, und oft bluteten die Kratzer so doll, dass sich ein einzelner roter Tropfen bildete und ins Badewasser ploppte, während Jack seine letzten panisch-dampfigen Atemzüge nahm. Aber das war mir egal, weil ich ihn wieder gesund machte.
    Nach vollen zwei Wochen dieser Behandlung erholte sich Jack. Alle, sogar der Tierarzt höchstpersönlich, meinten so, Manometer, haben wir hier den nächsten Dr. Doolittle oder was? Selbst Dad sagte: Gut gemacht, Junge, bevor er zu Mam rübersah und mit einem Seufzer hinzufügte: Wenn’s nach mir ginge, hätte er trotzdem krepieren können. Sie gab ihm aus Spaß einen Klaps und sagte, dass er ein unmöglicher Kerl ist, und er schmunzelte und sagte, er ist genau so, wie sie ihn am liebsten hat, und dass sie zusehen soll, dass sie aus dem Garten rauskommt, was eine irische Redewendung ist, um zu sagen, Ach, mach dich vom Acker, du kleines Flittchen, was auch eine Redewendung ist und wiederum bedeutet, dass man in Wirklichkeit auf das kleine Flittchen steht.
    Jack wurde superfit, und schnell, und tobte Woche für Woche ums Haus und sorgte immer wieder für lustiges Chaos, zum Beispiel, wenn er dem Schatten vom Springstock den kompletten Hügel runter nachjagte oder sich mit seinem wendigen kupfernen Spiegelbild in der Kohlenschütte kabbelte und den grünen Wohnzimmerteppich mit kleinen schwarzen Tatzen übersäte. Er wurde auf der Straße vor unserem Haus überfahren, als er erst sieben Monate alt war. Keiner hat es gesehen. Wir hörten erst davon, als Maura Connell von neben- an mit todtraurigem Gesicht ankam und Mam sagte, sie soll den Hang
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