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Rettung am Straßenrand

Rettung am Straßenrand

Titel: Rettung am Straßenrand
Autoren: Lindsay Gordon
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das Lenkrad festhielten. Dann wanderte mein Blick zu der langen Narbe, die an der Unterseite seines rechten Arms verlief und im Ärmel verschwand. Ich erinnerte mich an das Gefühl, sie glänzend und fest unter meinen Fingerspitzen zu spüren, und stellte mir vor, wie es wäre, sie mit meinen Lippen zu berühren, ihn langsam auszuziehen und den Rest seines Körpers auf dieselbe Weise zu erkunden.
    Mein Körper unter meinen Klamotten war mir überdeutlich bewusst. Meine Nippel waren hart und empfindlich, und in meinem Bauch zog sich vor Anspannung alles zusammen. Ich wandte den Blick ab.
    »Hast du was gegen einen kleinen Umweg? Ich verspreche dir, dass ich dich danach bis an die Türschwelle deines Freundes bringe.«
    Als er Mike erwähnte, hätte ich mich eigentlich schuldig fühlen sollen, stattdessen wurden meine geheimen Fantasien nur noch heißer. »Was hast du vor?«, fragte ich und versuchte, ganz entspannt zu klingen.
    »Die Mädchen brauchen Auslauf. Sie werden ruhelos und aggressiv, wenn sie zu lange eingesperrt sind. Begleite mich zu unserem Platz, dann kann ich sie ausladen. Danach bringe ich dich direkt zu deinem Freund, der dich gar nicht verdient hat, das verspreche ich.«
    »Wieso denkst du, dass er mich nicht verdient hat? Du weißt doch gar nichts über ihn.«
    Johnny schüttelte langsam den Kopf. »Er muss ein Idiot sein, sonst wäre er mit dir nach Cambridge gegangen. Frauen wie du … Ich würde dich nicht aus den Augen lassen. Jeder dahergelaufene Kerl könnte versuchen, dich mir auszuspannen.« Er drehte sich um und sah mich an, und als die Scheinwerfer eines anderen Wagens kurz das Führerhaus erleuchteten, glänzten seine Augen und sein Goldzahn.
    »Ach, und zu denen zählst du dich wohl auch, was?«
    Er lachte. Obwohl ich nicht wirklich zugestimmt hatte, war ich nicht überrascht, als Johnny von der Hauptstraße abbog, bevor wir die Stadt erreicht hatten.
    »Wie ist das Leben auf der Straße so? Vermisst du es nicht, ein richtiges Zuhause mit einem vernünftigen Bad zu haben?«
    Johnny schüttelte den Kopf. »Das ist nur was für Außenseiter – und Außenseiter nennen wir Zirkusleute euch anderen. Ich habe ein richtiges Zuhause, es besteht nur nicht aus Steinen und Mörtel. Ich habe sogar ein richtiges Klo mit Spülung.« Er lächelte erneut, und ich wünschte mir, er würde damit aufhören. Jedes Mal, wenn er das tat, strömte mir das Blut in den Kopf. Und nicht nur in meinen Kopf, um ehrlich zu sein.
    Danach richtete ich die Augen auf die Straße und versuchte, die offensichtliche Anziehungskraft, die Johnny auf mich ausübte, zu ignorieren. Ich dachte an Mike, der in der Nähe der Universität warten würde mit seiner über die Woche angestauten Lust auf mich, doch ich konnte mich nicht täuschen. Mir war klar, dass mein pochendes Herz und mein feuchtes Höschen absolut nichts mit ihm zu tun hatten.
    »Da wären wir«, verkündete Johnny, »vor uns ist der Platz.«
    Ich sah hinaus und konnte einige blinkende Lichter vor uns erkennen. Als wir näher kamen, erkannte ich die Umrisse von Wohnwagen und zu guter Letzt die Silhouette des riesigen weißen Zeltes. Es schien von innen beleuchtet zu sein und glänzte in einem goldenen Licht wie eine riesige Laterne. Die Aufregung, die sich hinter meinen Rippen zu einem Knoten geballt hatte, wurde noch größer und von einer intensiven Hitze weiter unten begleitet.
    »Das sieht … Das sieht ja aus wie im Märchen.«
    »Das ist die Magie des Zirkus. Der Ruf der Schminke, der Geruch der Menge.«
    Als wir uns dem Feld näherten, erschien eine Gestalt und öffnete uns das Tor. Geübt lenkte Johnny den großen Truck zu der Ecke, in der die anderen LKW und Wohnwagen geparkt waren. Sobald er den Motor ausgeschaltet hatte, wurden wir von einigen Leuten umringt, die zuerst nichts als dunkle Gestalten im dämmrigen Licht waren. Johnny öffnete seine Tür und sprang heraus, um dann um den Wagen herumzugehen und mir hinunterzuhelfen. Als ich neben dem Wagen stand, sah ich direkt auf die Brust des größten Mannes, den ich jemals gesehen hatte. Er streckte die Hand aus, und ich schüttelte sie und versuchte, nicht das Gesicht zu verziehen, als er mir beinahe die Finger zerquetschte.
    »Das ist Jim«, sagte Johnny. »Der zweitgrößte Mann Europas.«
    »Nur der zweitgrößte? Wer ist denn der größte?« Bevor einer von ihnen darauf antworten konnte, merkte ich, dass jemand an meiner Jacke zog, und ich blickte auf einen Mann hinab, der mir gerade bis zur Taille
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