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Rettung am Straßenrand

Rettung am Straßenrand

Titel: Rettung am Straßenrand
Autoren: Lindsay Gordon
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aber der Wind warf sie beinahe zur Seite, als sie aus dem Wagen stieg, und in dem eisigen Regen konnte sie kaum etwas sehen. Also gab sie den Gedanken daran auf und hastete zu dem Truck, der hinter ihrem Wagen am Straßenrand parkte. Das Führerhaus lag so hoch, dass sie auf den breiten Rücksitz klettern musste. Von dort aus konnte sie den Mechaniker sehen, der sich über den Motorraum ihres Autos beugte. Durch die Regentropfen auf der Windschutzscheibe schien seine reflektierende Kleidung zu verschwimmen und sah gleichzeitig leuchtend aus.
    Was ist, wenn er den Schaden nicht schnell reparieren kann?, fragte sie sich. Was würde Mervyn machen, wenn sie zu spät kam? Er war manchmal so schrecklich ungeduldig. Und wenn sie sich stark verspätete, würde er glauben, ihr wäre etwas Schlimmes zugestoßen. Würde er die Polizei rufen? Würde er sich das trauen? Sie musste ihn unbedingt anrufen.
    Der Mechaniker kam zu ihr herüber und hielt die Wagentür fest, die ihm der Wind aus der Hand zu reißen drohte. »Einer der Zylinder ist hinüber. Ich muss Ihren Wagen abschleppen und in die Werkstatt in der Stadt bringen. Okay?«
    Sarah nickte, und dabei tropfte ihr das Wasser aus den Haaren.
    »Hinter dem Sitz liegt ein Handtuch, das können Sie gern benutzen.«
    »Wird es lange dauern, den Zylinder zu reparieren?«
    Er zog die Augenbrauen in die Höhe. »Tja, wenn Sie Glück haben und das Ersatzteil vorrätig ist, können wir den Schaden morgen beheben, ansonsten müssen Sie bis Montag warten.«
    »Morgen?« Sie konnte ihren Protestschrei nicht unterdrücken.
    »Müssen Sie dringend irgendwo hin?«
    »Eigentlich werde ich heute Abend in Fort William erwartet.«
    Er schüttelte den Kopf. »Keine Chance. Zumindest nicht mit diesem Wagen.«
    »Hm – gibt es hier irgendwo ein Taxi?«
    »Nicht in dieser Gegend.« Er knallte die Tür zu, sodass die kalte Luft nicht mehr hereinströmte.
    Morgen? Sie hatten nur zwei Nächte in dem Hotel reserviert, länger konnte sich Mervyn nicht freimachen. Und jetzt war alles ruiniert. Sie stellte sich vor, wie er in der Hotelbar saß, das Glas Single Malt vor sich, und mit den Fingern auf dem polierten Holz trommelte, während er wartete und wartete, ohne dass sie auftauchte. Er würde wütend sein, wenngleich auf seine eigene kalte, höfliche Art. Was für ein Schlamassel.
    Unerwartet spürte Sarah Zorn in sich aufsteigen. Es war nicht genug, dass sie das alles hier durchmachen musste, auch er würde sie das noch auf irgendeine Weise büßen lassen. Wahrscheinlich würde Mervyn ihr etwas vorenthalten, was sie haben wollte, nur um ihr seinen Standpunkt deutlich zu machen.
    Seufzend schob sie die Vorstellung daran beiseite und suchte hinter dem Sitz nach dem Handtuch, das dort neben einem Schlafsack lag. Es war nicht frisch gewaschen, und sie roch einen schwachen maskulinen Geruch, als sie sich damit die Haare trocken rubbelte. Während sie sich die Oberschenkel und Arme abrieb und dabei den Rock hochzog, spähte sie durch das Fenster, dann zog sie ihr Oberteil herunter und trocknete sich die Brust ab. Ihre Nippel drückten sich steif durch die Baumwolle ihres feuchten BHs, und sie drückte mit dem Handrücken dagegen in dem vergeblichen Versuch, diese Impertinenz zu unterbinden. Ihre Beine kribbelten vor Kälte, und sie rieb sie, bis ihre blasse Haut ganz rot wurde.
    Der Mechaniker senkte derweil den Truck hinten ab, befestigte ihren Wagen an einer Seilwinde und nutzte dann eine Hydrauliksteuerung, um das kleine Fahrzeug auf die Rampe zu ziehen. Die orangefarbenen Lampen des Abschleppwagens wackelten, und das Licht jenseits der Fensterscheiben, an denen die Regentropfen herunterrannen, flackerte. Er arbeitete schnell, effizient und sicherte den Wagen mit langen Gurten. Das gefiel ihr. Ebenso wie seine breiten Schultern. Sie mochte den Geruch seiner Haut, bei dem sich in ihrem Inneren ein leichtes Gefühl der Schuld breitmachte. Das sie jedoch ignorierte.
    Als alles gesichert war, kehrte er zum Führerhaus zurück und setzte sich vor sie auf den Fahrersitz, wo er sich rasch den Regenmantel auszog. Darunter trug er einen hellen Pullover und abgetragene Jeans, die teilweise schon vom Regen durchnässt worden waren. »Kann ich das Handtuch haben?«, fragte er und drehte sich zu ihr um.
    Sie reichte es ihm. »Es ist leider ein wenig feucht geworden.«
    Seine Augen flackerten, und er musterte sie von oben bis unten. Blaue Augen, und die ersten Fältchen zeichneten sich in seinem Gesicht ab.
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