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Retra – Insel der Schatten: Roman (German Edition)

Retra – Insel der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Retra – Insel der Schatten: Roman (German Edition)
Autoren: Marianne de Pierres
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zurückhalten.«
    Rollo nickte und fuhr fort, das riesige Schloss wie wild mit dem langen Metallstück zu bearbeiten. Schweiß perlte auf seinem Gesicht, das Haar klebte ihm nass am Kopf.
    Eve zog den Vorschlaghammer aus seiner Schlinge und ging an den Rand des Lichtkegels, den die Laterne warf. Hinter ihr nahmen die Leaguaner in einem engen Halbkreis Aufstellung. Das Licht der Leuchtrakete wurde schwächer. »Clash!«, blaffte sie.
    Naif drängte sich an den Leaguanern vorbei, um zuzuschauen, wie Joel neben Eve trat, das Schwert bereits gezückt.
    Es war fast wie das erste Mal, als sie sie zusammen hinter dem Club gesehen hatte. Doch jetzt standen sie mit dem Rücken gegen eine unnachgiebige Steinwand und eine verschlossene Tür, und die Wege boten keine Fluchtmöglichkeit mehr.
    Als die Rakete endgültig erlosch und das Licht zu einer winzigen Lache zusammenschrumpfte, die kaum die ganze Gruppe bedeckte, hoben sie die Waffen. Seite an Seite, unterstützt vom Halbkreis der Leaguaner, begannen sie die Nachtwesen abzuwehren. Schwerter und Stöcke trafen auf Tentakel und Klauen.
    Lenoir! Hilf uns! Naif konzentrierte sich so sehr es ging auf das Band zwischen ihr und dem Riper. Doch sie spürte nichts, das ihr gesagt hätte, dass er ihre Angst und Not fühlte.
    »Es ist locker«, rief Rollo. »Nur noch … ein kleines … bisschen.«
    Mehr Zeit! Wir brauchen mehr Zeit!
    Einem Impuls gehorchend rannte Naif zu Joel und Eve. Gerade außerhalb der Reichweite ihres Hammers und seines Schwerts blieb sie stehen.
    » LEYSTE !«, schrie sie in die Dunkelheit. » LEYSTE !«
    Das Heulen verstummte so plötzlich, als wären die Nachtwesen mit einem einzigen Geist verbunden, der ihnen zuhörte.
    Mit schmerzhaft hämmerndem Herzen trat Naif vor Joel und Eve.
    »Ich bin die, der Leyste nachgestellt hat. Was wollt ihr?«, rief sie in die Nacht hinaus. »Warum seid ihr alle hier?«
    »Ret«, flüsterte Joel. »Geh zurück …«
    »Pscht«, sagte sie leise. »Rollo hat es fast geschafft …«
    Die Nachtwesen zischten, aber Naif winkte mit den Armen. »Ich weiß, dass ihr mich verstehen könnt. E-es tut mir leid um Leyste, aber er hätte mir nicht folgen sollen. Lenoir sagt, das ist euch verboten. Leyste hat die Lampen auf dem Weg abgeschaltet, damit ich mich verirre. Auch das ist nicht erlaubt.«
    Das Zischen wurde lauter, bis es klang, als täte sich vor ihr eine riesige Schlangengrube auf. Sie hatte ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen, und nun war sie ihr neues Ziel.
    »Geht zurück«, sagte sie zu Joel und Eve. »Geht weg von mir.« Sie würde hier sterben. Dieses Mal konnte selbst Lenoir sie nicht retten.
    »Seht«, schrie Eve. »Dort hinten! Lichter.«
    Fackeln waren auf der unebenen Linie des Weges nach Danskoi erschienen und schnitten durch die Finsternis. Lichter, die zielstrebig auf sie zukamen.
    »Er ist drinnen«, flüsterte Joel.
    Naif warf einen Blick zurück. Die Leaguaner hasteten ins Innere der Kirche. Eve und Joel gingen vorsichtig und mit erhobenen Waffen rückwärts.
    »Komm, Ret«, drängte Joel. » JETZT !«
    Naif drehte sich um und rannte zu den Türen von Danskoi, so schnell und so verzweifelt, wie sie damals zur Fähre nach Ixion gerannt war. Klauen schlugen nach ihrem Rücken, verfingen sich in ihrem Kleid und zerrissen es. Sie schüttelte einige Fetzen ab und rannte weiter, aber Widerhaken fanden ihren Knöchel, als würden sie dort noch die Verletzungen spüren, die Leyste ihr zugefügt hatte. Sie bohrten sich in ihr Fleisch und hakten sich in den Knochen ein.
    Sie brach zusammen, krümmte sich vor Schmerz. Das war schlimmer als der Gehorsamkeitsstreifen. Schlimmer als alles andere.
    »Ret!«
    Joels Stimme bedeutete ihr nichts mehr.
    Selbst der Hammerschlag, der den Schädel des Wesens zertrümmerte, sodass sie freikam, war weit entfernt – das passierte jemand anderem.
    Dann wurde sie geschüttelt, säuerlicher Atem mischte sich mit ihrem schwachen Keuchen, wilde, fordernde Augen in einem grobschlächtigen Gesicht, schweißglänzende, grobporige Haut. »Kannst du mich hören? KANNST DU MICH HÖREN ?«
    »Ja, Eve«, flüsterte Naif und bewegte die Beine.
    Breite Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Braves Mädchen.«
    Markes hielt ihr ein Leuchtband an das Gesicht. »Öffne den Mund!« Er schenkte ihr ein angespanntes, aber ehrliches Lächeln, für dessen Anblick sie es noch vor zwei Wechseln mit Dämonen aufgenommen hätte. Jetzt war es ihr nur ein schwacher Trost. Doch sie tat, was er gesagt hatte. Er
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