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Retra – Insel der Schatten: Roman (German Edition)

Retra – Insel der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Retra – Insel der Schatten: Roman (German Edition)
Autoren: Marianne de Pierres
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richtete sie die Gläser auf das nächste Bett. Noch ein Mädchen. Nein . Jemand, den sie kannte. Lottie . Etwas klebte an der Wange des toten Mädchens. Nein, es klebte nicht. Es hing daran fest . Es saugte an ihrer Haut mit einer breiten wulstigen Falte, die vielleicht ein Mund war. Ein Tentakel wanderte über Hals und Brust des Mädchens, sanft, liebevoll, als würde er sie streicheln.
    Ein Nachtwesen .
    Sie bewegte das Fernglas tiefer und erwartete Lotties unteren Rumpf und die Beine neben dem gekrümmten Körper des Wesens zu sehen. Doch durch die Linsen des Glases sah es so aus, als würden ihre Unterleiber miteinander verschmelzen und dann zu einem einzigen Paar menschlicher Beine zusammenlaufen.
    Naif bewegte das Fernglas wieder ein wenig höher.
    Sah Lotties Kopf und ihr lebloses Gesicht.
    Wanderte seitwärts.
    Der Schädel des Nachtwesens lag neben Lottie auf dem Kissen.
    Heller Flaum, dort wo Haar zu sprießen begann, und junge hellrosa Haut, die von öligem Fleisch durchzogen war. Auch die Brustkörbe wurden zu einem einzigen. Haut mischte sich mit Haut.
    Sie wandelten sich!
    Das Nachtwesen nahm Lotties Leichnam in sich auf, wie eine Spinne, die ein Insekt aussaugt.
    Entsetzt ließ Naif das Fernglas fallen, das trudelnd in die Tiefe stürzte und mit einem Knall auf dem Steinboden aufschlug.
    Eine der Kugeln schoss quer durch das Schiff, richtete einen blauen Lichtstrahl auf die Gläser und verbrannte sie.
    Naif wandte sich Markes und Rollo zu. »Haltet Eve davon ab, das Haupttor aufzubrechen. Sie dürfen da auf keinen Fall rein. Diese Kugeln sind Waffen. Sie werden sie töten.«
    Markes schaltete als Erster und warf sich über die aufgetürmten Möbel. Rollo kletterte ihm nach. »Dark Eve! Dark Eve!«
    Naif folgte ihnen langsamer. Obwohl sie die schwarze Kugel genommen hatte, schoss ihr jedes Mal, wenn sie den Fuß aufsetzte, der Schmerz durchs Bein. Das brachte sie so aus dem Gleichgewicht, dass sie sich oft stieß. Die Übelkeit presste wie eine Luftblase von innen gegen ihre Rippen. Bald würde der Schmerz ihre Gedanken vollständig beherrschen.
    Sie versuchte sich in Erinnerung zu rufen, was sie gelernt hatte, um den Schmerz von ihrem Geist zu trennen. Lass ihn einfach weiterziehen .
    Jeder Schritt wurde zu einem Wunder an Konzentration. Als sie schließlich die erste Treppenbiegung erreicht hatte, brach die Hölle über Danskoi herein.
    Das Außentor hatte nachgegeben, und die Nachtwesen fielen kreischend übereinander her, um hereinzudrängen.
    »Eve!«, bellte Rollo vor ihr. »Öffne nicht die Innentüren!«
    Als Naif bei der zweiten Biegung der Treppe ankam, sah sie, wie das Licht der bewaffneten Kugeln durch das Hauptschiff zuckte, als seien diese Stroboskopblitzer in den Clubs.
    Die Leaguaner und die anderen Gangs waren dort drinnen, wichen den Kugeln aus und wehrten die Flut der Nachtwesen ab, die nachschob. Ihre Schmerzensschreie erfüllten die Kirche.
    Am Fuß der Treppe stand Markes mit dem Rücken zur Wand. Naif trat zu ihm.
    »Dort drüben!« Er zeigte auf Eve und Joel.
    Dark Eve und Clash hatten sich einen Weg zur Außentür freigeschlagen und -gehackt. Mit der einen Hand hielt Eve ihren Schild hoch, um die Strahlen der Kugeln abzufangen, während sie mit der anderen den Hammer schwang. Joel hielt die Angreifer rund um Suki und Charlonge auf Abstand. Suki hieb und stach mit einem von Eves langen Messern.
    »Wo wollen sie hin?«
    »Draußen am Himmel sind Lichter. Ich glaube, das ist Ruzalia. Ich kann die Echo-Orter sehen.«
    Durch die offenen Türen sah Naif Scheinwerferlicht, das über den Boden huschte und die Nachtwesen in die Dunkelheit trieb.
    Und noch etwas anderes: die Umrisse eines metallischen Objektes mit langen spinnenartigen Beinen.
    Lenoir!
    Naif.
    »Pass auf!«, schrie ihr Markes ins Ohr.
    Einige der Leaguaner, die von den Kugeln in die Ecken des Hauptschiffes getrieben worden waren, hatten die Treppe zur Galerie entdeckt und trampelten sich nun gegenseitig nieder, um hinaufzugelangen.
    Naif und Markes stemmten sich gegen den Strom, um zu Eve und Joel zu kommen, und halfen sich gegenseitig über umgestürzte Kirchenbänke, begleitet von Schreien und dem Geruch von Blut.
    Ein Nachtwesen fiel von der Decke, riss Markes zu Boden und saugte sich wie ein Blutegel an seinem Hals fest. Markes versuchte es abzureißen, aber es schlang einen Tentakel um seinen Hals und zog ihn wie eine Schlinge fest.
    Markes schnappte nach Luft.
    »Hilfe!«, schrie Naif. Ohne nachzudenken, stieß sie
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