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Elfenzeit 13: Im Reich des Priesterkönigs - Kern, C: Elfenzeit 13: Im Reich des Priesterkönigs

Elfenzeit 13: Im Reich des Priesterkönigs - Kern, C: Elfenzeit 13: Im Reich des Priesterkönigs

Titel: Elfenzeit 13: Im Reich des Priesterkönigs - Kern, C: Elfenzeit 13: Im Reich des Priesterkönigs
Autoren: Claudia Kern
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Prolog
    Da waren Hände, die Nadja festhielten, ein Arm um ihre Schultern, ein sanfter Druck in ihrem Rücken, der sie zwang voranzugehen. Sie spürte Talamh in ihren Armen, die Wärme seines Körpers drang durch eine Decke und durch ihre Jacke. Wie alt war ihr Sohn? Ein paar Stunden, ein paar Tage oder Wochen? Sie wusste es nicht. Odins Haus, in dem sie ihn geboren hatte, war verschwunden. Geblieben waren nur Dunkelheit und Kälte.
    Schwindel überkam sie. Steine knirschten unter den Sohlen ihrer Trekkingschuhe. Nadja stolperte durch die Dunkelheit, dem Licht entgegen, das vor ihren Augen tanzte.
    Bin ich tot? Sind alle tot?
Ihr eigener Gedanke klang ungewohnt, wie die Stimme eines Fremden. Er drang langsam zu ihr durch, als müsste er sich den Weg erkämpfen. Es gab einen Grund für diese Fragen, aber Verwirrung und Erschöpfung entzogen ihn ihr.
    Nadja schüttelte den Kopf. Sie wollte stehen bleiben, hoffte, die Ruhe ihres Körpers würde sich auf das Chaos in ihrem Geist übertragen, aber die Hände ließen nicht los, schoben und zogen sie dem Licht entgegen.
    »Komm!«, sagte eine weit entfernte, dumpfe Stimme. »Wir müssen weiter.«
    Nadja wusste nicht, ob sie die Worte wirklich gehört hatte oder ob ihre Gedanken sie vorantrieben, doch sie gehorchte. Sie vertraute der Stimme.
    Das Licht vor ihr wurde mit jedem stolpernden Schritt größer, war zuerst nicht mehr als ein Fingernagel, wuchs zu einer Faust heran, dann zu einem Kopf, schließlich zu einem rechteckigen, menschengroßen Umriss. Die Dunkelheit nahm Formen an. Nadja sah Mauern rechts und links vor sich, rote Ziegelsteine und aufgeplatzte, graue Kacheln. Sie war so müde, dass die Farben vor ihren Augen verschwammen.
    Nur einen Moment
, dachte sie.
Wenn ich doch nur einen Moment ausruhen könnte
.
    Ihre Knie waren weich, zitterten bei jedem Schritt. Talamh lag so schwer in ihren Armen, dass sie Angst hatte, ihn fallen zu lassen. Sie konnte sich kaum noch aufrecht halten, aber die Hände zogen sie weiter, trugen sie förmlich über Steine, Schutt und Geröll.
    Schließlich wurde es hell. Von einem Moment zum anderen drang gelbes Licht durch ihre Lider. Sie hatte nicht bemerkt, dass sie die Augen geschlossen hatte, und öffnete sie blinzelnd wieder. Helligkeit stach in ihren Kopf. Schemen bewegten sich in dem Licht, Stimmen sprachen miteinander, vielleicht auch mit ihr, sie war sich nicht sicher.
    Die Hände drückten sie nieder. Nadja spürte etwas Weiches unter sich, und jemand bat sie, sich hinzulegen. Sie war zu müde, um zu widersprechen. Ihr Kopf berührte ein Kissen. Es war kühl und roch modrig wie ein alter Lappen. Einen Moment lang ekelte sich Nadja, dann holten Müdigkeit und Gleichgültigkeit sie wieder ein. Sie spürte Talamh in ihren Armen und schmiegte sich an ihn. Er schmatzte leise.
    Alles wird gut
, sagte eine Stimme in ihrem Kopf.
    Nadja ließ sich in die Dunkelheit fallen. Das Letzte, was sie sah, bevor ihre Augen sich schlossen, war ein Schild an der gegenüberliegenden Wand. Es bestand aus angerostetem hellem Metall. Ein schwarzer Pfeil war darauf zu sehen, darunter drei ebenfalls schwarze Worte:
    Zum Frauen-Abort

1 Unterwelten
    Sie wacht auf.«
    »Nadja?«
    »Lass sie doch erst einmal in Ruhe, Anne.«
    Eine Hand berührte Nadjas Arm. Sie war kühl und roch nach Sandelholz.
    Nadja öffnete die Augen. Sie lag auf einem Feldbett. Durch Löcher in einem schmutzig beigen Betttuch erkannte sie eine fleckige Matratze; Metallfedern drückten gegen ihre Rippen. Das Gesicht eines gezeichneten grünen Froschs lachte sie vom Kissen unter ihrer Wange an.
Muppet-Show
, stand über seinem Kopf.
    Beinahe instinktiv tastete Nadja nach Talamh, der eingewickelt in eine Decke neben ihr lag. Seine tiefblauen Elfenaugen waren geöffnet und blinzelten sie an.
    »Wo ...?«, begann Nadja, doch dann setzte sie sich ruckartig auf. Wie eine Flutwelle brachen die Erinnerungen durch den Damm, den Erschöpfung und Angst um ihren Geist errichtet hatten. Odins Haus, der Getreue, ihre Eltern, David. Gesichter und Ereignisse flossen an ihr vorbei, drohten sie einen Moment lang zu überwältigen
    »Der Wolf ... Ragnarök« stieß sie hervor.
    »Anscheinend nicht«, antwortete eine Stimme hinter ihr. »Obwohl es zum Humor des Universums gepasst hätte, die Welt zu vernichten, bevor mein Roman erscheint.«
    Nadja drehte sich um. Robert lehnte an einer Wand des kleinen, fensterlosen Raums und drehte eine Stoffpuppe zwischen den Fingern. Das Licht einer Glühbirne, die
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