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Hände weg von Zeitmaschinen

Hände weg von Zeitmaschinen

Titel: Hände weg von Zeitmaschinen
Autoren: Alfred Bester
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Verschwindibus
     
     
     
    Dies war nicht der letzte Krieg und auch nicht jener Krieg, der alle anderen Kriege beenden sollte. Man nannte ihn den Krieg für den Amerikanischen Traum. General Carpenter zumindest hatte diese Vorstellung und benahm sich dementsprechend.
    Es gab Generäle, die für den Krieg zuständig waren (lebenswichtig für eine Armee), Generäle, die für die Politik zuständig waren (lebenswichtig für die Verwaltung), und solche, die für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig waren (lebenswichtig für einen Krieg). General Carpenter war einer der Besten der letzten Sorte. Geradeheraus und dickköpfig, hatte er Ideale, die so edel und verständlich waren wie seine Meinung über Geld. Im Geist von Amerika war er die Armee, die Verwaltung und der Schild der Nation, ihr Schwert und rechter Kampfarm. Sein Ideal war der Amerikanische Traum.
    »Wir kämpfen nicht um Geld, um Macht oder darum, die Welt zu beherrschen«, kündigte General Carpenter beim Festdiner des Pressevereins an.
    »Wir kämpfen einzig und allein für den Amerikanischen Traum«, sagte er vor dem einhundertzweiundsechzigsten Amerikanischen Kongreß. »Unser Ziel ist nicht Aggression oder die Rückführung der Nationen in die Sklaverei«, sagte er beim jährlichen Festakt der Offiziersakademie von West Point.
    »Wir kämpfen um den Bestand der Zivilisation«, erzählte er dem Pionierklub von San Francisco.
    »Unser Einsatz gilt dem Ideal der Zivilisation: der Kultur, der Dichtkunst, den einzigen Dingen, die einer Erhaltung würdig sind«, sagte er beim traditionellen Erntedankfest von Chicago.
    »Dies ist ein Krieg ums Überleben«, sagte er. »Wir kämpfen nicht für uns, sondern für unseren Traum, um die besseren Dinge des Lebens, die nicht vom Angesicht der Erde verschwinden dürfen.« Amerika kämpfte. General Carpenter forderte einhundert Millionen Männer. Also bekam die Armee auch einhundert Millionen Männer. General Carpenter verlangte zehntausend U-Bomben. Zehntausend U-Bomben wurden geliefert und ins Meer versenkt. Der Feind setzte ebenfalls zehntausend U-Bomben ein und zerstörte die meisten amerikanischen Großstädte.
    »Wir müssen uns gegen die Horden der Barbarei verschanzen«, sagte General Carpenter. »Gebt mir tausend Ingenieure.« Man schickte eintausend Ingenieure, und einhundert unterirdische Städte entstanden tief im Erdboden, direkt unter den Ruinen. »Gebt mir fünfhundert Experten für sanitäre Anlagen, achthundert Verkehrsexperten, zweihundert Experten für Belüftungstechnik, einhundert Verwaltungsfachleute, eintausend Kommunikationsexperten, siebenhundert Personalchefs…«
    General Carpenters Liste mit Forderungen nach technischen Experten war schier endlos. Amerika wußte nicht, wie es sie erfüllen konnte. »Wir müssen eine Nation von Experten werden«, wies General Carpenter die Generalversammlung der amerikanischen Universitäten an. »Wenn wir den Kampf um den Amerikanischen Traum gewinnen wollen, muß jeder Mann und jede Frau zu einem bestimmten Werkzeug für einen spezifischen Produktionsvorgang werden, gestählt und geschliffen durch Ausbildung und Erziehung.«
    »Unser Traum«, sagte General Carpenter anläßlich eines Frühstücks der Wall-Street-Spekulanten, »gleicht dem der sanften Griechen von Athen, der edlen Römer von… äh… Rom. Es ist der Traum von den schöneren Dingen des Lebens. Von Musik und Kunst und Dichtung und Kultur. Geld ist nur eine Waffe, die im Kampf für diesen Traum benutzt wird. Ehrgeiz ist nur eine Leiter, auf der man zu diesem Traum emporklimmen kann. Fähigkeiten sind nur Werkzeuge, um diesen Traum zu erschaffen.«
    Die Wall Street applaudierte. General Carpenter bat um einhundertfünfzig Milliarden Dollar, um fünfzehnhundert begabte Wissenschaftler, die für einen Dollar pro Jahr arbeiteten, um dreitausend Experten für Mineralogie, Treibstoffchemie, Massenproduktion, chemische Kriegführung und Luftverkehrstechnik. Er bekam alles. Die Nation arbeitete mit Höchstgeschwindigkeit. General Carpenter mußte nur einen Knopf drücken, dann bekam er seinen Experten. Im März des Jahres 2112 n. Chr. erreichte der Krieg einen Höhepunkt, und der Amerikanische Traum lief in Gefahr, aufgegeben werden zu müssen. Nicht an einer der sieben Fronten, wo Millionen Männer sich in heftige Kämpfe verbissen hatten, nicht in einem Armeehauptquartier oder einer Hauptstadt der kriegführenden Nationen und auch nicht in den Produktionszentren, die weiterhin Waffen und
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