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René Schnitzler. Zockerliga: Ein Fußballprofi Packt Aus

René Schnitzler. Zockerliga: Ein Fußballprofi Packt Aus

Titel: René Schnitzler. Zockerliga: Ein Fußballprofi Packt Aus
Autoren: Wigbert Löer , Rainer Schã¤fer
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hatte mir sogar Bewerbungsunterlagen für die Uni Cottbus rausgesucht, als er da zum Probetraining eingeladen war. So etwas würde ich heute nicht mehr machen. Es ist ja ohnehin nicht sicher, ob das noch mal was wird mit René und dem Fußball. Ich weiß, dass er Fußball über alles liebt. Aber er schafft es nicht, so zu leben. Ich habe alles versucht, ihm in den Arsch getreten, es ist so traurig. Ich habe zum Beispiel mitgemacht, als René bei einer Heilpraktikerin gewesen war, wegen seiner Ernährung. Jeden Tag habe ich da gestanden und Trennkost gekocht. Im Oktober hat er damit angefangen, es hat super geklappt, er war wieder ein ganz anderer Mensch. Da habe ich gesagt: ›René, so will ich dich haben, so liebe ich dich und nicht, wie du sonst bist, so nervös und unruhig.‹ Da war er ruhig, wir haben zusammen etwas unternommen, Sachen, die auch andere Paare machen. Aber von einem Tag auf den anderen war alles vergessen.
    Einmal hatte er sich vorgenommen, 100 Kilo zu wiegen, weil er wissen wollte, wie sich das anfühlt. So eine hirnrissige Idee. Erst mit 97 Kilo hörte er auf zu fressen, ich fand das eklig, ich wollte ihn auch nicht mehr anfassen.
    Im Moment dränge ich ihn die ganze Zeit darauf, dass er mal eine Bewerbung schreibt. René kann gut reden, als Verkäufer arbeiten, das könnte der. Aber dafür muss er erst seine Sucht los werden. Ich bin sehr dafür, dass er eine stationäre Behandlung macht, wo er das konsequent behandeln lässt. Er darf nicht mehr spielen, er muss was Vernünftiges machen, sonst kommt er da nie raus. Er darf die Krankheit nicht unterschätzen.

    [REF 10] Beziehung mit vielen Höhen und Tiefen: René Schnitzler, 26 Jahre alt, mit Sara im März 2011 in Hamburg
    Ich meine, wohin hat das denn alles geführt, von den ganzen Schulden abgesehen? Als die Medien anfingen, über seine Fahrten zu Paul zu berichten, da wusste ich: Heute ist der Tag gekommen, an dem ich es meiner Mutter erzählen muss. Meine Mutter hat es dann mittags im Fernsehen gesehen. Das war schrecklich für mich. Und für sie auch. Sie war so enttäuscht.
    Eigentlich bin ich zu jung für diese Probleme. Das geht schon so lange, dass ich versuche, ihm zu helfen, und alles für ihn tue. Aber es kommt so wenig zurück.
    Ich liebe den René trotzdem. Und ich weiß, dass er eigentlich ein total guter Mensch ist. Wir beten jeden Tag, dass er es schafft. Aber manchmal frage ich mich, ob ich das schaffe. Ich bin ab und zu bei der Therapie dabei, und die sagen, dass ich Renés Probleme zu meinen eigenen mache und dass ich das nicht dürfe. Ich merke auch, dass ich dadurch eher mich kaputt mache, als ihm zu helfen. Ich bin oft verzweifelt, jeden Tag frage ich, was das für ein bescheuertes Leben ist. Manchmal zweifle ich an seinem Menschenverstand. Wir streiten uns so oft, und er sagt: Sara, ich bin 26. Ich mach das schon. Aber er ist überhaupt nicht erwachsen, ich bin mit 23 Jahren fünf Mal erwachsener als er. Er ist wirklich noch ein kleines Kind. Er lässt sich nichts sagen, er ist stur, und er denkt, dass er so durchs Leben kommt. Er kann keine Verantwortung übernehmen. Ich habe das Recht, in meinem Leben glücklich zu sein und Spaß zu haben. Deshalb habe ich mir ein Zeitfenster gesetzt: Wenn sich im nächsten halben Jahr nicht etwas
ändert, dann kann ich nicht mehr. Der Therapeut hat gesagt, dass ich am besten auch eine Therapie machen soll, mit 23 Jahren. Das muss man sich mal vorstellen.«
    BEIM CHEFANKLÄGER
    Und dann meldet sich auch der Deutsche Fußball-Bund. Schnitzler spielt in dem Moment für keinen Verein, der DFB hat ihm also im Grunde nichts zu sagen. Aber dass er gesperrt würde, sobald er wieder anfinge bei einem Verein, ist ihm dann doch klar. Um also wieder der DFB-Sportsgerichtsbarkeit zu unterliegen und die Sperre nicht hinaus zu zögern, schließt Schnitzler sich dem Mönchengladbacher B-Kreisligisten 1. FC Bettrath an. Einmal mehr ist er damit der Mann der Extreme. Schnitzler hat es in die zweithöchste Spielklasse Deutschlands geschafft – und auch in die zweittiefste.
    Sein Rechtsanwalt Rainer Pohlen begleitet ihn zum DFB, der in einem imposanten Gebäude in der Otto-Fleck-Schneise in Frankfurt residiert. Seit dem Wettskandal 2005, als sich auch einer seiner Schiedsrichter kaufen ließ, gibt sich der Deutsche Fußball-Bund als entschlossener Akteur im Kampf gegen Wettbetrug. Von der Anhörung des Spielers René Schnitzler verspricht der Verband sich einiges. Denn mit Wettbetrügern hat der ja
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