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René Schnitzler. Zockerliga: Ein Fußballprofi Packt Aus

René Schnitzler. Zockerliga: Ein Fußballprofi Packt Aus

Titel: René Schnitzler. Zockerliga: Ein Fußballprofi Packt Aus
Autoren: Wigbert Löer , Rainer Schã¤fer
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unglaublich«, wundert sich Schnitzler noch heute. »Ich konnte setzen, was ich wollte, ich habe immer gewonnen.« Bald klammert sich eine kleine Traube von Bewunderern an ihn, bildet eine Kulisse, die Schnitzler antreibt, noch mehr zu wagen. Um ihn herum tobt ein Wirbelsturm aus Siegen und Niederlagen und dauerhafter Adrenalin-Ausschüttung, in dem es in kurzer Zeit um großes Geld geht. Schnitzler stellt sich gerne hinein. An diesem Tag kann er ihn besonders genießen.
    Es ist Abend geworden, als ihm Sara einfällt – die Verabredung. Am Telefon macht sie ihm Vorhaltungen. Daran ändert auch nichts, dass Schnitzler zu dem Zeitpunkt 70 000 Euro gewonnen hat und ihr verspricht, einen Teil davon in einen gemeinsamen Urlaub zu investieren.
    Schnitzler fährt nach Hause, um das Geld wegzubringen. Er ist euphorisch, wie weggetreten vor Spielglück, und
so hält er es dort nur wenige Minuten aus. Sein Körper steckt voller Energie. Er muss noch mal los. Wie so oft sagt ihm sein Kopf, dass an diesem Tag alles gelingen werde.
    Und dieses eine Mal ist es wirklich so. Schnitzler steckt 2 000 Euro ein, und in Duisburg setzt sich die wundersame Geldvermehrung an den Roulette-Tischen fort. Er siegt weiter und weiter, um zwei Uhr nachts lässt er sich weitere 60 000 Euro ausbezahlen.
     
    Schnitzler nimmt 130 000 Euro ein, so viel wie noch nie. Nachts auf dem Heimweg hört er Xavier Naidoo, singt mit, schreit mit, lauter als die Stimme aus den Boxen. Dann fällt er erschöpft ins Bett. Zwei Tage später kehrt er nach Duisburg zurück. Viel Geld hat er schon verloren in diesem Kasino – nun aber betritt er einen Ort des Triumphes. Und als er die Spielbank verlässt, hat er weitere 30 000 Euro gewonnen. Schnitzler schwimmt plötzlich im Bargeld.
    Er könnte jetzt auf einen Schlag seine Schulden begleichen, zurück auf Anfang gehen in diesem Spiel, als das Schnitzler sein Leben betrachtet. »Aber das«, sagt er heute, »wäre mir so vorgekommen, als hätte man mich um den verdienten Lohn meiner Arbeit gebracht.« Mühsam überredet ihn seine Mutter, wenigstens einen Teil der Gläubiger zu bedienen. Er tilgt 50 000 Euro Schulden. Fast 100 000 Euro wandern in den Familien-Safe. 10 000 behält er bei sich.
     
    Der Alte Markt in Mönchengladbach ist schon mit Lichtern und Sternen geschmückt, als Schnitzler einkaufen geht, mit Sara sucht er die Weihnachtsgeschenke für die Familie aus. Das größte macht er sich selbst. In der Hindenburgstraße leistet er sich eine Rolex für 9 000 Euro. Dann kauft er noch Klamotten. Wahllos stopft er Markentextilien in Tüten.

    Heike Schnitzler bemerkt in diesen Tagen, dass ihr Ältester ruhelos durchs Haus streift, noch aufgekratzter als sonst. Er kann es nicht ertragen, dass so viel Geld im Tresor liegt – und spielt weiter. »Ich habe mich geärgert, dass nach dem Einkaufen und dem Schuldenbegleichen nur noch 100 000 Euro und nicht mehr 160 000 Euro übrig waren.« Die Logik des Zockers geht selten auf: Schnitzler verliert. Immer wieder fährt er zu seinen Eltern, nimmt mal 10 000 Euro, mal 5 000 Euro aus dem Tresor. In einer Nacht fährt Schnitzler drei Mal nach Hause. Seine Mutter bemerkt, dass ihr Junge mit hohen Summen jongliert. »Willst du schon wieder los? Muss das sein?«, fragt sie.
    Doch die Mutter ist machtlos. Gegen diese Sucht hat sie keine Chance. In vier Tagen verspielt ihr Sohn den Großteil des Großgewinns. Die Rolex ist alles, was ihm von den 100 000 Euro noch bleibt. Schnitzler versetzt sie im Kasino für 4 000 Euro.
    Es sind traurige Weihnachten im Hause Schnitzler, alle lassen ihn spüren, was sie von seiner verdammten Spielerei halten. »Sara und meine Eltern haben die Welt nicht mehr verstanden«, erinnert sich Schnitzler. »Sie haben mir vorgehalten, dass ich kaum Einkommen hätte und trotzdem das viele Geld so hirnrissig kaputt mache.« Gewöhnlich lässt Schnitzler solche Vorwürfe dickhäutig an sich abprallen. Aber dieses Mal ist auch er niedergeschlagen. »Das bringt nichts, ich höre auf mit der Scheiße«, nimmt er sich vor. Und schafft es vorübergehend, zumindest weniger zu setzen. Er meidet Kasinos, versucht, nur noch im Internet und nur noch um kleinere Beträge zu spielen. Ein paar Wochen gelingt das, dann erhöht er den Einsatz bei den Onlinepoker-Turnieren wieder. Es ist ausgerechnet ein Wettbetrüger, der ihn aus seinem Rhythmus reißt. Marijo Cvrtak, der
angebliche Spielerberater aus Süddeutschland, sagt in einer Vernehmung in Bochum aus, dass der
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