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0692 - Krieg der Katzenmenschen

0692 - Krieg der Katzenmenschen

Titel: 0692 - Krieg der Katzenmenschen
Autoren: Martin Barkawitz
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Zamorra schlug die Augen auf.
    Der Dämonenjäger blinzelte. Durch das Fenster seines Schlafgemachs konnte er die Sonne über dem Loire-Tal aufgehen sehen. Es musste noch sehr früh am Morgen sein.
    Weit entfernt hörte der Parapsychologe Geräusche. Wahrscheinlich stammten sie von Butler William, der Château Montagne stets tadellos in Schuss hielt. Er würde das Frühstück vorbereiten, vermutete Zamorra. Speziell für Lady Patricia und Sir Rhett, der darauf wartete, von seiner Mutter zur Schule gebracht zu werden; weniger für Zamorra und seine Gefährtin Nicole Duval selbst, die beide als Nachtmenschen eher später frühstückten.
    Doch heute konnte es dem Parapsychologen nur recht sein. Er hatte einen Bärenhunger. Er hatte zu wenig geschlafen, war aber nicht mehr müde, und das Abenteuer, das er vor kurzem im Paris des Jahres 1869 hatte bestehen müssen, steckte ihm irgendwie noch in den Knochen. Es hatte ihm eine Menge magischer Kraft abverlangt, die sich meistens über kurz oder lang auch körperlich bemerkbar machte. Zaubern macht schlank, dachte er ironisch.
    Er schob die Bettdecke von seinem nackten Körper weg. Dabei tasteten seine Finger über die Matratze. Die andere Betthälfte war leer. Seine Lebens- und Kampfgefährtin sowie Sekretärin Nicole Duval musste bis vor wenigen Minuten eng an ihn geschmiegt neben ihm gelegen haben. Aber offenbar konnte sie ebenso wenig schlafen wie er selbst.
    Und wirklich: Nun hörte Zamorra Nicoles helles Trällern und das Prasseln der Dusche im Badezimmer nebenan.
    Der Dämonenjäger schmunzelte. Er überlegte, ob er der nackten Schönheit einen Uberraschungsbesuch abstatten sollte. So wie in der berühmtesten Szene von Alfred Hitchcocks »Psycho«. Allerdings hatte Zamorra nicht vor, Nicole etwas Böses zu tun. Ganz im Gegenteil.
    Wenn er seine atemberaubende Gefährtin unter der Dusche überraschte, würde sie seine Liebkosungen erwidern. Und sich ohne falsche Hemmungen auf ihn stürzen.
    Zamorra schwang die Beine aus dem Bett, um sein Vorhaben in die Tat umzusetzen.
    Da ertönte irgendwo im Château ein ohrenbetäubendes Rumpeln und Scheppern.
    Zamorra seufzte. Dieses Geräusch ging wohl kaum auf das Konto des korrekten Butlers William. Madame Claire, die resolute Köchin, würde wohl ebenfalls kaum mit schweren Kochtöpfen um sich werfen. Schon gar nicht zu dieser frühen Stunde. Und der Schlossgeist, der ehemalige Diener Raffael Bois, war gewiss ebenfalls unschuldig.
    Der Hausherr hatte bereits einen bestimmten, recht naheliegenden Verdacht.
    »Fooly«, murmelte er und griff nach einem Morgenmantel. Außerdem schlüpfte er in Pantoffeln. Es war inzwischen empfindlich kalt geworden. Vor allem morgens spürte man deutlich, dass der Winter nahte. Die Heizung war nicht überall optimal, und Zamorra hatte keine Lust, sich eine Erkältung einzufangen.
    Während er das Schlafzimmer verließ, polterte und knallte es weiterhin. Man hätte glauben können, eine Dämonenschar wäre losgelassen worden. Aber Château Montagne war ja gegen schwarzmagische Angriffe abgesichert.
    Jedenfalls konnte Zamorra dank des Geräuschpegels schnell die Ursache der Störung finden. Er brauchte bloß dem Lärm nachzugehen.
    In einem kaum benützten Seitenflügel des Schlosses lagen Einzelteile von Ritterrüstungen auf dem Boden. Zamorra fühlte sich an einen mittelalterlichen Schrottplatz erinnert.
    Und inmitten des Blechhaufens tummelte sich das Wesen, das dieses Chaos höchstwahrscheinlich verursacht hatte.
    Fooly!
    Der 1,20 m große und fast ebenso breite Jungdrache schien sich in diesem Moment nicht sehr wohl in seiner Haut zu fühlen. Das war allerdings auch kein Wunder. Einer der Ritterhelme musste auf seinen Kopf gerutscht sein. Jedenfalls konnte man den Drachenschädel mit der Krokodilschnauze nicht sehen. Und Fooly versuchte verzweifelt, mit seinen vierfingrigen Händen den Helm abzustreifen.
    »Mister MacFool«, Zamorra schlug denselben Ton an, in dem Butler William seinen Drachen-Schützling tadelte, »was tust du hier eigentlich?«
    »Ich bin unschuldig, Chef!«, zeterte Fooly undeutlich. Trotz des unfreiwillig aufgesetzten Helmes hatte er Zamorras Stimme erkannt. »Diese blöden Blechbüchsen sind einfach umgefallen!«
    »Von selbst?«
    Zamorra trat nun auf die kleine, massige Gestalt zu und packte mit beiden Händen den unteren Rand des Helmvisiers. Er spannte seine Muskeln an.
    Ein Ruck - und Fooly war frei.
    Er japste erleichtert nach Luft. Beim Ausatmen sprühten Funken aus
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