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René Schnitzler. Zockerliga: Ein Fußballprofi Packt Aus

René Schnitzler. Zockerliga: Ein Fußballprofi Packt Aus

Titel: René Schnitzler. Zockerliga: Ein Fußballprofi Packt Aus
Autoren: Wigbert Löer , Rainer Schã¤fer
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Holländer Paul Rooij auch den früheren St. Pauli-Spieler Schnitzler gekauft habe.
    GEFÜHLE EINER MUTTER
    Heike Schnitzler, 47, sitzt an dem großen Holztisch in der Wohnung in Mönchengladbach-Giesenkirchen, daneben auf einem Brett steht das Dampfbügeleisen. Ein Zimmer weiter liegt ihr Mann und schläft, er ist erst am Morgen von der Schicht nach Hause gekommen. In der Wohnung wird nicht geraucht, normalerweise, aber als sie beginnt, von ihrem spielsüchtigen Sohn zu erzählen, macht Heike Schnitzler eine Ausnahme.
    »Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich es verstanden und auch akzeptiert habe, was mit René los ist. Am Anfang habe ich das noch nicht so ernst genommen, mit 18 gingen alle Jungs aus, da fuhren alle auch mal ins Spielkasino und schlugen über die Stränge. Dass er da schon beinahe jeden Tag spielen war, habe ich nicht mitbekommen. Aber als es immer schlimmer wurde und er auch immer abwesender wurde und das Spielen nur noch im Vordergrund stand, da haben wir uns natürlich Gedanken gemacht. Wir haben ihm ständig ins Gewissen geredet, ganz ruhig und manchmal auch ganz laut. Aber das hatte keinen Zweck. Mein Mann und ich haben ständig gesagt: ›Du wirst ganz tief fallen, das wird passieren, wenn du nicht aufhörst zu spielen.‹ Da war René gerade 20 geworden.
    Ich habe mich oft gefragt: Hätten wir dabei weiter gehen müssen? Wir sind ja weit gegangen. Wir haben gesagt,
›wenn du nicht aufhörst, musst du sehen, wie du selber klar kommst‹. Aber man darf nicht viel zu René sagen, dann ist er schnell genervt. Mein Mann hat ihm dann gesagt, dass er nicht in unserer Wohnung bleiben kann. Das war der schlimmste Moment für mich als Mutter, als wir gesagt haben: ›Wir brechen den Kontakt ab.‹ Aber das interessierte den gar nicht, er ist einfach mit Sara ins Hotel gezogen. Ich habe das nur vier Tage durchgehalten, dann habe ich eingelenkt und mich bei ihm gemeldet. Ich bin seine Mutter, er ist mein ältester Sohn.
    Wir haben versucht, ihn vom Spielen fern zu halten. Aber er war absolut raffiniert. Wenn er nach Holland gefahren ist, ins Kasino nach Venlo, hat er sein Handy schon vor der Grenze ausgemacht. Wenn man das Handy erst in Holland ausmacht, dann geht die holländische Mailbox an. Ich habe oft vermutet, dass er uns anlügt, dachte dann aber meistens: Das kann doch nicht sein. Glaubst du deinem Sohn oder glaubst du ihm nicht?
    Wir haben ihn auch mal rausgeholt aus diesen Zockerläden, in der Königstraße in Rheydt zum Beispiel, im Roulette-Laden. Ich hatte ihn vorher angerufen und schon am Telefon gemerkt, dass er mir wieder ein Märchen erzählt. Ich habe mich dann in eine Parklücke gestellt und gewartet. Plötzlich kam er raus, da habe ich ihn abgepasst. Ich hatte ihn damit beim Lügen ertappt, aber das hat den gar nicht interessiert.
    Mein Mann und ich sind auch immer wieder herumgefahren und haben ihn gesucht, in Venlo, in Viersen. Wir sind auch eine Zeit lang mit ihm ins Kasino gegangen, weil wir hin- und hergerissen waren: Sollen wir ihm das Spielen verbieten und den Kontakt abreißen lassen? Oder mitgehen und versuchen, ihn zu kontrollieren?

    Mein Mann war mal mit ihm im Spielkasino Duisburg, da ist er angesprochen worden, ob er ein Bodyguard von René sei. Er kam nach Hause und hat gesagt: ›Das ist nicht mehr normal. Den erkennst du nicht wieder, wenn der im Kasino ist. Der läuft von einem Tisch zum anderen und setzt Unsummen. Kaum da, gesetzt und schon wieder weg. Der ist wie unter Strom, wenn der im Kasino ist. Da war kein Umgehen mit ihm, wenn er gespielt hat. Man konnte nicht mit ihm reden, überhaupt nicht. Der setzt hier 2 000, geht weiter und setzt da, ich kam kaum hinterher. Er hatte Chips für 20 000 Euro in der Hand.‹ Mein Mann verdient sich sein Geld mit Schichtdienst. René musste nie arbeiten für sein Geld. Wer muss das schon als Fußballer? Es wäre besser gewesen, wenn er eine Lehre gemacht hätte, dann hätte er mal den Wert des Geldes kennen gelernt.«
    Heike Schnitzler wirkt gelassen, als sie die Geschichte ihres Sohnes erzählt. Es ist eine Gelassenheit, die sie sich antrainieren musste, sonst, sagt sie, hätte sie die vergangenen Jahre nicht ausgehalten. Doch manchmal schwindet die Gelassenheit. Heike Schnitzler stockt dann, und man spürt, wie schwer es ihr fällt zu reden.
    »René hatte ja auch immer wieder Phasen, in denen er sich voll auf Fußball konzentrierte. Das war in Leverkusen so und sogar noch mal in Hamburg. Was habe ich mich gefreut,
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