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René Schnitzler. Zockerliga: Ein Fußballprofi Packt Aus

René Schnitzler. Zockerliga: Ein Fußballprofi Packt Aus

Titel: René Schnitzler. Zockerliga: Ein Fußballprofi Packt Aus
Autoren: Wigbert Löer , Rainer Schã¤fer
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nun offensichtlich zu tun gehabt.
    In einem Verhandlungszimmer warten eine Protokollführerin und drei Männer auf Schnitzler, Mitglieder des so genannten Kontrollausschusses. Einer von ihnen stellt sich als Anton Nachrainer vor. Der promovierte Jurist sitzt dem
Kontrollausschuss vor. Damit übernimmt er die Rolle des Chefanklägers.
    Pohlen und Schnitzler sind mit einem klaren Ziel angereist: Gemeinsam wollen sie versuchen, die drohende Sperre möglichst kurz zu halten. Als Argumente nennt Pohlen Schnitzlers Kooperationsbereitschaft und dessen Spielsucht. »Man hat sehr sachlich verhandelt, es war kein übermäßig großer Verfolgungseifer zu spüren. Aber man hat durchaus klar gemacht, dass man die Sache ernst nimmt«, erinnert sich Rainer Pohlen.
    Ein paar Wochen später erlässt der Kontrollausschuss eine Vorsperre. Das endgültige Urteil über den Spieler René Schnitzler hat das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes noch nicht gefällt. Ende Juni 2011 steht eine Sperre von drei Jahren im Raum. Der DFB will Schnitzler offenbar höher bestrafen als zum Beispiel Marcel Schuon vom VfL Osnabrück, weil er höhere Beträge annahm. Schnitzler hofft, dass seine Bereitschaft auszupacken die Strafe mildert. Mit Redakteuren des »stern« stand er tatsächlich schon vor seiner Festnahme in Kontakt, hatte seine Geschichte bereits in groben Zügen dargestellt.
    BEKANNTER DENN JE
    Christian Pöstges spricht das Thema an, und als Schnitzler die Einschätzung des Kumpels hört, kneift er die Lippen zusammen und nickt, langsam, mehrfach. Stimmt wohl, soll das heißen, ja, doch: Ist wohl so, wie Pöstges das sieht. Im Grunde hat er es tatsächlich genossen, endlich mal wieder im Mittelpunkt zu stehen. Im Fernsehen auf Videotext
war sein Name zu lesen, in jeder Tageszeitung, die »Tagesschau« berichtete, »heute« im ZDF, die RTL-Nachrichten. René Schnitzler auch im Radio, René Schnitzler im Internet, in amerikanischen und asiatischen Medien sogar. Die Menschen interessierten sich für ihn, mehr als jemals zuvor und in einem Maße, wie er sich das durchaus irgendwann mal ersehnt hatte. Und da hatte Pöstges schon Recht: Dass der ganze Trubel nichts mit seiner Leistung als Fußballer zu tun hatte, sondern mit seinen Kontakten zur Wettmafia, konnte Schnitzlers Freude erst einmal nicht trüben. Die Reaktionen auf die Enthüllung im »stern« fielen gewaltig aus. Das Jahr 2011 hatte gerade angefangen, und Schnitzler war plötzlich bekannt.
    Der »stern« war auf seine Geschichte gestoßen, und dann hatte Schnitzler erzählt. Redakteure des Magazins hatten daraufhin Akten besorgt und seine Schilderung überprüft. Das soll nun aber auch reichen. Mit seinem Anwalt Rainer Pohlen einigt Schnitzler sich darauf, noch bei »stern TV« mit Steffen Hallaschka zu sprechen und kurz im WDR-Fernsehen. Dort geht es um Spielsucht bei Fußballern, und das, findet Schnitzler, sei ja jetzt nun wirklich sein Thema.
    Ansonsten bemüht er sich seit Jahresbeginn, seine Schulden zu ordnen, nicht allzu oft auf alte Zockerkumpels zu treffen und zur Spielsucht-Therapie zu gehen. Mal glaubt Schnitzler fest daran, sein altes Leben hinter sich zu lassen, mal ist er sich fast sicher, es bereits geschafft zu haben. Doch wenn die Tage lang sind, seine Freundin Sara für ihr Studium lernt oder in einem Modegeschäft Geld verdient, packt ihn die Spielsucht. Er wird dann nervös, weil sein Gehirn sich ja in all den Jahren an ein hohes Erregungsniveau gewöhnt hat. Der Zustand, in dem Schnitzler sich nun befindet,
lässt sich als »Untererregung« bezeichnen. Für ihn, dessen Leben aus Aufs und Abs und immer neuen Kicks bestand, passiert jetzt im Grunde gar nichts. Der Zustand der Untererregung geht bei manchen Spielsüchtigen mit einer Depression einher. Schnitzler hält sich da für ungefährdet. »Bin ich kein Typ für«, sagt er.
    Er wird dicker, wiegt mehr als 90, sogar über 95 Kilo. Als er im April auf dem Campingplatz in den Niederlanden seinen 26. Geburtstag feiert, gemeinsam mit Sara, seinem Bruder Kevin und seiner Mutter, da reicht es ihm. »Ich bin hier der gestrandete Wal«, sagt er. Schnitzler lacht wie meistens, doch lustig findet er es selbst nicht mehr.
    Ein Freund von früher spielt bei Excelsior Rotterdam in der ersten holländischen Liga. Er verspricht, mal nachzufragen, ob Schnitzler im Sommer zum Probetraining kommen könne. Schnitzler will bis dahin Sport treiben, abnehmen, fit werden. Dass die Sperre des DFB auch für die Profiligen
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