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René Schnitzler. Zockerliga: Ein Fußballprofi Packt Aus

René Schnitzler. Zockerliga: Ein Fußballprofi Packt Aus

Titel: René Schnitzler. Zockerliga: Ein Fußballprofi Packt Aus
Autoren: Wigbert Löer , Rainer Schã¤fer
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ich nicht mehr in den Knast muss und mein Leben in den Griff kriege. Ich bete tatsächlich.«
    Er weiß, dass er allenfalls einen Teil des Weges zurück gelegt hat, der ihn aus der Spielsucht führen soll. In den Wochen nach der Vernehmung in Bochum spielt er manchmal im Schlaf Poker. Die Augen sind dann weit aufgerissen, auf seiner Stirn steht Schweiß. »Check, check«, ruft er und kurz darauf: »Ich passe, ja.« Sara rüttelt ihn, aber ihr Freund wacht nicht auf.
    »Ich bekam Atemnot, kriegte kaum Luft«, sagt Schnitzler. »Ich war total hibbelig und hatte diese Scheißkopfschmerzen, die ich vorher nicht kannte.«
    Tagsüber schläft Schnitzler, nachts starrt er auf den Fernsehbildschirm. Er steht kaum mehr auf, nicht mal mit dem Hund Sam geht er raus. Wenn das Verlangen zu zocken ihn zu überwältigen droht, zieht er sich die Bettdecke
über den Kopf. Das hilft für eine Weile. »Ich habe versucht, irgendwie klar zu kommen, ich konnte mich selber nicht ertragen.« Erst nach zwei Monaten lassen die Symptome langsam nach.
    Schnitzlers Anwalt Rainer Pohlen hatte schon mit einigen Zockern zu tun, deren Spielsucht sie mit dem Gesetz kollidieren ließ. »Aber ich habe noch keinen gesehen, der dem Glücksspiel so sehr verfallen war wie René Schnitzler. Bei ihm kam es zu körperlichen Ausfallerscheinungen«, sagt Pohlen.
    Es wird wohl Jahre dauern, bis Schnitzler sein Suchtproblem im Griff hat. »Die Rückfallgefahr ist bei ihm sicher nicht geringer als bei einem Drogensüchtigen«, glaubt Pohlen. »Vor allem, wenn das Leben unbefriedigend läuft, wenn Frustrationen zu durchstehen sind, wenn man das Gefühl hat, es macht ja sowieso alles keinen Sinn: Dann ist die Gefahr, wieder rückfällig zu werden, riesengroß.«
    SARAS BILANZ
    Sara ist kein Mensch, der schnell aufgibt. Vor viereinhalb Jahren kam sie mit Schnitzler zusammen, mit ihm ging sie nach Hamburg, als sie 19 war. Und kam enttäuscht nach Mönchengladbach zurück. Der Kampf hatte vorher schon begonnen, das Ringen um einen gemeinsamen Alltag, um ein Leben zu zweit. Wenn sie über ihre Beziehung spricht, schildert sie auch schöne Momente.
    »René kann unglaublich lieb sein, und der kann sich richtig bemühen. Meine Mutter mag René extrem. Er benimmt sich da ganz anders, als wenn viele Leute um ihn herum
sind. Er ist so ein liebenswerter und gutmütiger Mensch, aber vor anderen Leuten fällt es ihm extrem schwer, das zu zeigen. Das fällt mir immer wieder auf. Wenn seine Eltern ihm Ratschläge geben wollen, sagt er: ›Nö, mach ich nicht.‹
    Ich glaube, dass er innerlich extrem unzufrieden mit sich selbst ist. Auch wenn er das nicht zugeben wird. Es tut ihm weh, dass er nicht ein großer Fußballer geworden ist. Es fällt mir im Moment sehr schwer, ihn zu durchschauen. Ich habe schon so viele Facetten von ihm kennen gelernt, dass ich nicht mehr weiß, was Wirklichkeit ist und was gespielt. Er ist nicht so cool, wie er wirken will.«
    Sara sagt, sie sei die letzte, die die Schuld bei anderen suche, niemand habe René dazu gezwungen, immer mehr zu spielen und nie auf andere zu hören und seine Chancen als Profifußballer zu vergeuden. »Das Problem ist, dass er sich so leicht beeinflussen lässt. Da ist zum Beispiel sein bester Freund aus Gladbach, Mehmet, zu dem er im Moment zum Glück keinen Kontakt mehr hat. Den konnte ich noch nie gut leiden. Ich habe immer gesagt: ›René, der ist nicht gut für dich.‹ Mehmet hat ihn in die Szene rein gebracht und auch viel Scheiße mit ihm gemacht. Er hat ihn ausgenutzt. Mehmet wollte Geld für Freundschaftsdienste kassieren, dabei hat René ihm so oft etwas geliehen.
    Ab dem Sommer 2008 hatte René extrem viel mit Mehmet zu tun. René ist andauernd nach Gladbach gefahren, wenn mal trainingsfrei war. Er ist auch mitten in der Nacht losgefahren, angeblich weil Mehmet Probleme hatte. Wir hatten deshalb oft ganz schön Stress. Mehmet war aus der Versenkung aufgetaucht, der große beste Freund von früher, und ich fühlte mich wie in der zweiten Reihe. Einmal hat er die ganze Nacht mit Mehmet telefoniert, und dann bin ich mal ins Wohnzimmer und hab gefragt, was eigentlich
los sei. Da hat er mich angemotzt, warum ich jetzt lauschen würde. Mir kam das ganz schön komisch vor.«
    Dennoch, sagt Sara, sei sie glücklich gewesen in Hamburg. Sie fand Freundinnen, zu denen sie bis heute engen Kontakt hält. Und den Anfang hat sie als wunderschön in Erinnerung. »Aber ich wäre damals mit René auch woanders hin gegangen. Ich
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