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Sterbensschön: Thriller -

Sterbensschön: Thriller -

Titel: Sterbensschön: Thriller -
Autoren: Chelsea Cain , Fred Kinzel
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    Archie Sheridan schlief bei eingeschaltetem Licht. Die Tabletten auf seinem Nachttisch waren Schlaftabletten. Ein Jahr zuvor wären es Schmerzmittel gewesen. Vicodin. Oxycodone. Eine fröhliche Skyline bernsteinfarbener Plastikflaschen. Noch immer kam ihm der Tisch leer vor ohne das ganze Zeug. Nur die Schlaftabletten, ein Handy, ein Glas Leitungswasser, das seit einer Woche dort stand, und eine rote Schwanenhalslampe von IKEA .
    Seine Waffe bewahrte er in der Schublade auf. In den Nächten, wenn die Kinder nicht da waren, war sie geladen.
    Die Flasche mit den Schlaftabletten war nicht angebrochen. Archie wusste nur gern, dass sie da war. Die Pillen machten ihn benommen, und benommen zu sein war ein Luxus, den er sich nicht leisten konnte. Wenn das Telefon läutete, wenn jemand starb, wenn er zur Arbeit fahren musste.
    Abgesehen davon war nicht einschlafen das Problem, sondern durchschlafen . Er wachte jede Nacht um 3.00 Uhr auf und lag eine Stunde lang wach. So ging das seit der Überschwemmung. Inzwischen kalkulierte er es einfach mit ein und ging eine Stunde früher zu Bett. Glich es aus. Es störte ihn nicht. Solange er seine Gedanken unter Kontrolle hatte und verhinderte, dass sie in unangenehme Gefilde abschweiften, war es in Ordnung. Konzentration auf die Gegenwart. Das Dunkel meiden.
    Die Schwanenhalslampe blieb an, ihr roter Metallschirm wurde mit jeder Stunde heißer.
    3.10 Uhr. Archie starrte an die Decke. In der Wohnung war es drückend schwül, und das Schlafzimmerfenster stand offen. In der Ferne hörte er das Knirschen der Baumaschinen, die immer noch damit beschäftigt waren, die Flutschäden in der Innenstadt zu beheben. Seit drei Monaten arbeiteten sie in Nachtschichten daran, und nach wie vor sah die City schwer mitgenommen aus.
    Wenn es nicht der Baulärm war, waren es die Züge, die er nachts hörte: die Motoren, das Pfeifen, das Rattern der Räder auf den Schienen. Sie fuhren rund um die Uhr durch Portlands Gewerbegebiet.
    Archie hatte nichts gegen den Lärm. Er erinnerte ihn daran, dass er nicht allein wach war.
    Alle hatten ein Rezept gegen Schlaflosigkeit. Ein heißes Bad nehmen. Sport treiben. Ein Glas warme Milch trinken. Vor dem Schlafengehen eine Kleinigkeit essen. Kräutertee trinken. Koffein meiden. Musik hören. Sich massieren lassen.
    Nichts half.
    Seine Psychiaterin sagte, er solle im Bett bleiben.
    »Lesen Sie nicht einmal«, sagte sie. Es würde das Einschlafen nur erschweren.
    Er durfte nur einfach daliegen.
    Aber sein Kopfkissen war zu flach. Die Matratze, die er gebraucht gekauft hatte, knarzte jedes Mal, wenn er sich umdrehte.
    Seine Narben juckten von der Hitze. Die neue Haut war straff und empfindlich und ließ ihn jede Stelle spüren, an der ihre Klinge in sein Fleisch geschnitten hatte. Seine Brust war gerunzelt von Narbengewebe. Um die hellrosa Schnitte und perlfarbenen Fäden herum sprießten Flecken dunkler Behaarung.
    Diese Art Jucken mitten in der Nacht kann einen Menschen verrückt machen, und manchmal kratzte er sich im Schlaf seine Narben auf, bis sie bluteten.
    Archie fuhr mit einer Hand an seiner Seite entlang, seine Narben fühlten sich wie Kiesel an, dann wanderte sie weiter zur Brust, wo seine Finger die herzförmige Narbe fanden, die sie mit einem Skalpell in ihn geschnitten hatte. Schließlich ballte er die Hand zur Faust, drehte sich herum und begrub sie unter dem Kissen.
    4.10 Uhr.
    Archies Handy läutete. Er drehte sich im Bett um und sah auf die Uhr auf dem Nachttisch. Er hatte zehn Minuten geschlafen. Es war ihm länger vorgekommen. Seine Augen fühlten sich verklebt an, seine Zunge belegt. Sein Haar war feucht vom Schweiß. Er lag auf dem Bauch, nackt, eine Gesichtshälfte ins Kissen gedrückt. Als er die Hand ausstreckte und nach dem Handy tastete, warf er das Fläschchen Schlaftabletten um; es rollte vom Nachttisch und blieb irgendwo unter dem Bett liegen.
    Archie drehte das beleuchtete Display des Telefons zu sich und erkannte sofort die Nummer.
    Er wusste, er sollte den Anruf auf die Mailbox gehen lassen.
    Aber er tat es nicht.
    »Hallo, Patrick«, meldete sich Archie.
    »Ich kann nicht schlafen«, sagte Patrick. Er flüsterte angestrengt, wahrscheinlich um seine Eltern nicht zu wecken. »Was, wenn er mich holen kommt?«
    »Er ist tot«, sagte Archie.
    Patrick schwieg. Er war nicht überzeugt.
    Der offizielle Bericht hatte Ertrinken als Todesursache benannt. Eine Halbwahrheit. Archie hatte den Kopf von Patricks Entführer unter Wasser gedrückt,
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