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Sterbensschön: Thriller -

Sterbensschön: Thriller -

Titel: Sterbensschön: Thriller -
Autoren: Chelsea Cain , Fred Kinzel
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Susan, wie sie mit Leo Reynolds Schwanz in der Hand dastand.
    »Archie«, sagte sie.

5
    Archie stand auf dem Parkplatz und spürte, wie sich der Schweiß in seinem Nacken sammelte. Es war jetzt Mitte des Nachmittags, und die Hitze begann, vom Asphalt abzustrahlen. Das Life Works Center for Young Women war in einem alten, dreistöckigen Haus im Südosten Portlands untergebracht, in einer Gegend voll verschachtelter alter Holzhäuser, von denen die meisten schon vor langer Zeit in Apartments umgewandelt worden waren. Die Vorderseite des Hauses war in einem rosafarbenen Pastellton gestrichen, aber die anderen drei Seiten waren zitronengelb, als wäre der Maler abgelenkt worden oder hätte schlicht vergessen, die Sache zu Ende zu führen. Vor dem Haus gab es eine große, überdachte Veranda und einen Garten mit Gemüsebeeten voll Unkraut. Ein Nachbargrundstück war schwarz asphaltiert worden, um einen Parkplatz zu schaffen.
    Der blutbespritzte Wäschekorb stand auf dem Parkplatz zwischen zwei Priusen. Oder Priae? Archie wusste es nicht.
    Blutspritzer gab es in drei Kategorien: passiv, transferiert und projiziert. Passive Blutflecken wurden von der Schwerkraft verursacht. Blut, das von einem Schlachtermesser tropft, Blut, das sich um eine Leiche sammelt, Blut, das an einem Stuhlbein hinunterrinnt. Es war eine relativ saubere und überschaubare Sache.
    Transferierte Blutspritzer traten auf, wenn Blut von einer ursprünglichen Oberfläche auf eine zweite übertragen wurde. Dann fand es sich als Fußabdruck auf dem schönen, sauberen Teppich wieder, wurde von einer Handfläche auf ein Fensterbrett geschmiert oder an einem Sakko abgewischt. Transferiertes Blut war hässlich und schmutzig, aber es bedeutete Hinweise – Fingerabdrücke, Schuhgröße, ein blutbeflecktes Kleidungsstück im Schrank des Täters.
    Projizierte Blutspritzer waren wesentlich interessanter. Sie entstanden durch Gewalt, durch einen Einschlag, etwas, das größer war als Schwerkraft, wie etwa eine Faust, ein Hammer, ein Baseballschläger oder eine Windschutzscheibe. Es spritzte, ergoss sich, trat als Sprühnebel auf – es schuf Kunst.
    Es erzählte eine Geschichte.
    Die Blutflecken auf den weißen Laken in dem Wäschekorb waren projizierte Spritzer. Winzige Tropfen verschiedener Größe erzeugten eine Konstellation auf dem weißen Linnen, wie Farbe, die von einem Pinsel geschnippt wird. Die Tropfen waren länglich, mit abgerundeten Spitzen und einem Schweif und ließen so die Richtung des Schlags erkennen. Die Techniker der Spurensicherung würden die Länge und Breite der Blutflecken messen, die Ergebnisse in trigonometrische Gleichungen einsetzen und mithilfe eines Computerprogramms den Ursprungsort und den exakten Einschlagwinkel errechnen. Archie konnte sich nicht erinnern, dass Trigonometrie in der Highschool annähernd so interessant gewesen wäre.
    Der Bambus, der eine Hecke zwischen dem Haus und einem Nachbargrundstück bildete, schwankte leicht im Wind, und die hohlen Stangen schlugen wie ein Windglockenspiel leicht zusammen. Der Garten war frisch mit Kompost aufgeschüttet worden, und ein leichter Geruch nach in der Sonne getrocknetem Dung lag in der Luft. Der klare Himmel war von Kondensstreifen überzogen.
    »Wir haben nichts angerührt«, sagte Bea Adams. »Falls Sie das glauben.«
    Archie war zu lange still gewesen. Das passierte ihm manchmal. Er wusste, es machte die Leute nervös, aber er konnte nichts dagegen tun.
    »Natürlich«, sagte er.
    Bea Adams war die Leiterin des Life Works Center. Graues Haar stand in Spiralen von ihrem Kopf weg, und sie trug eine Schürze mit Tasche über einem Rollkragenpulli, obwohl es fünfunddreißig Grad warm sein musste. Ihre Brille hatte ein rotes Plastikgestell mit orangefarbenen Sternen darauf. Ein rotes Kabbala-Band zierte ein Handgelenk. »Ist er es?«, fragte sie. »Ich habe es im Radio gehört – die Leiche im Park. Ich dachte, Jake sei nach Hause gefahren. Dann kam ich hier heraus und fand das da.« Sie fuchtelte in Richtung Korb und schlug anschließend die Hand vor den Mund. »Himmel, er ist doch nicht tot, oder?«
    Der Blutspitzer war beträchtlich, ein harter Schlag, aber kein tödlicher. Die Leiche am Mount Tabor wies eine Schädelverletzung auf.
    »Wann haben Sie Mr. Kelly zuletzt gesehen?«, fragte Archie.
    »Kurz nach acht«, sagte Bea. »Er arbeitet ehrenamtlich in der Küche bei der Frühstücksschicht. Er ist noch länger geblieben, um sauber zu machen. Ich habe ihm erklärt, das
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