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Die Maske

Die Maske

Titel: Die Maske
Autoren: Jason Dark
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Nur das Keuchen war zu hören!
    Nicht das Rascheln der Blätter oder das Schleifen hastiger Schritte durch hohes Gras, dieses Keuchen durchdrang als einziges Geräusch die Stille der Nacht.
    Es drängte voran, es gab kein Hindernis, und es erreichte sehr schnell die unmittelbare Nähe des Ziels.
    Einen Opferplatz!
    Er lag mitten im Wald, wo das Gelände leicht abfiel und in muldenartige Vertiefungen mündete, die als Verstecke prima geeignet waren. Da hatte es vor Urzeiten ein Wunder gegeben, von dem nur wenige wußten. Keine Erscheinung einer Heiligen, nein, genau das Gegenteil war der Fall gewesen.
    Der allmächtige Fürst der Finsternis und Herrscher der Dunkelheit war über dieses Land gefahren wie ein kräftiger Schatten und hatte eine bestimmte Stelle in seinen furchtbaren Besitz genommen. Noch heute waren Spuren vorhanden…
    Das Keuchen wehte über die sommerliche Vegetation hinweg. Es klang nun lauter, noch hektischer. Fast schien es, als wollten sich die Sommerblumen ducken, weil sie vor diesem schrecklichen Geräusch Furcht bekamen.
    Es hörte sich an, als wäre ein Mensch in höchster Not. Oder als wäre einer dabei, bis weit über seine Kräfte hinweg zu arbeiten und sich anzustrengen.
    Das alles kam zusammen. Aber wäre ein Zeuge in der Nähe gewesen, er wäre kaum auf den Gedanken gekommen, die Person zu suchen, die das Keuchen abgab. Dieses Geräusch weckte kein Mitleid. Es bereitete mehr Furcht, es war mit einer finsteren Botschaft zu vergleichen. Der Teufel holte scharf Luft und ›spie‹ sie wieder aus. Sein Atem roch nach Pest, Schwefeldampfund Verbranntem. Noch war nichts zu sehen. Nur der dunkle Himmel über dem Land. Tiefblau, mit einem Stich ins Graue. Sterne funkelten um die Wette. Sie schienen in der Unendlichkeit versunken zu sein und hatten nur mehr winzige Löcher in den Himmel gerissen.
    Auch der Mond war zu sehen, wenn nicht gerade feine Wolkenschleier vor die Gondel trieben und sie verdeckten.
    Die kleine Lichtung strömte noch den Geruch des frühsommerlichen Tages aus. Eine Duftmischung aus Gräsern, Sommerblumen und jetzt — wie es kühler geworden war — würziger Luft.
    In sie hinein drang das Keuchen. Am nahen Waldrand verharrte es, hörte auf.
    Stille senkte sich über die Lichtung!
    Sekunden später war das Konzert der Grillen zu hören. Dieses Summen und Zirpen, ausgebreitet wie ein akustischer Teppich, der sich über das Areal gelegt hatte.
    Dann änderte sich das Geräusch. Nicht mehr Keuchen oder heftiges Atmen, es war ein Knurren, das über die Lichtung wehte, und eine gefährliche Warnung zugleich.
    Da kam etwas…
    Die Halme bewegten sich, als sich das Etwas vorschob. Sie zitterten leicht, der Blütenduft nahm an Intensität zu. Er wehte wie ein starker Schleier. Auf einmal kam er!
    Eine Gestalt schob sich in die Höhe. Hochaufgerichtet schnellte sie auf die Lichtung zu. Ihre Sprünge wirkten grotesk, als wäre sie dabei, erst noch zu üben. Sie wischte durch das hohe Gras, trampelte Sommerblumen nieder, duckte sich noch tief, so daß kaum herauszufinden war, ob es sich bei ihr um einen Menschen oder um ein Tier handelte. Sie konnte beides sein…
    Die langen Sprünge brachten sie bis auf die Mitte der Lichtung, wo ihr Ziel lag.
    Dort duckte sie sich, tauchte ein in das Gras und war erst einzige Zeit später wieder zu sehen, als sie sich hektisch bewegte und dumpfe Schläge ertönten.
    Erde flog in die Höhe, das Metallblatt eines kleinen Klappspatens blitzte auf. Große Erdbrocken, vermischt mit Gras, flogen zur Seite weg. Die Gestalt grub. Sie schuftete, sie arbeitete, denn vor dem Erreichen des Ziels hatten die Götter den Schweiß gesetzt, und das traf bei ihr wahrlich zu.
    Das Loch nahm an Größe und Tiefe zu. Dies innerhalb sehr kurzer Zeit, denn die Gestalt arbeitete mit einer kaum zu überbietenden Hektik und Kraft. Kein Profi hätte es schneller geschafft, innerhalb einer so kurzen Zeit ein derart tiefes und breites Loch in den Erdboden zu graben. Wer so hektisch arbeitete, der wußte von einem bestimmten Ziel, das versteckt im Boden lag.
    Es dauerte eine knappe Viertelstunde, da hatte er es geschafft. Das Spatenblatt stieß auf einen weichen Widerstand, der zusammenzuckte, als er berührt wurde. Lebte der Widerstand, den die starke Erde bedeckt hatte, möglicherweise?
    Davon ging auch die einsame Gestalt aus, obwohl diese Vorstellung schrecklich sein mußte. Das Spatenblatt wurde jetzt vorsichtiger geführt. Es stach nicht mehr so direkt in den Boden. Der
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