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Reiterferien am Meer

Reiterferien am Meer

Titel: Reiterferien am Meer
Autoren: Quinto
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besten, was du dir zumuten darfst.“
    Doch Steve Rowlands dachte nicht daran, so schnell aufzugeben. Er wendete sich an Babs und mich.
    „Wenn schon mein eigen Fleisch und Blut es ablehnt, mir ein bisschen zu helfen, dann werdet doch hoffentlich ihr euch nicht verweigern!“, rief er uns zu. „Jackie, würdest du mir Golden Boy wohl mal dort zu dem Stein führen?“
    Ich zögerte und warf Don einen Blick zu. Ohne, dass sein Vater es sah, schüttelte er den Kopf. Und als ich den Blick zu Carol weiterwandern ließ, hauchte sie so leise, dass ich es ihr von den Lippen ablesen musste: „Bitte, nicht!“
    Flehend schaute ich Steve Rowlands an. Doch ehe ich eine ausweichende Antwort stammeln konnte, ergriff Babs, die Carols und Dons Warnung nicht bemerkt hatte, Golden Boys Kopf und führte ihn zu dem alten großen Stein gleich neben dem Hoftor. Hilflos mit den Schultern zuckend schauten wir zu.
    „Seien Sie vorsichtig“, mahnte ich angstvoll, während ich dem alten Reiter beistand, damit er das Bein über den Pferderücken brachte. „Bitte, passen Sie gut auf, Herr Rowlands!“
    Es war quälend zu beobachten, wie Steve Rowlands die Zügel ergriff und die Hacken ohne Kraft in die Flanken des Pferdes zu drücken versuchte. Ganz langsam setzte das Pferd sich in Bewegung, hielt den Kopf mit gespitzten Ohren sehr hoch. Es schaute sich nach allen Seiten um; man merkte ihm an, wie froh es war, sich endlich einmal in der neuen Umgebung umschauen zu dürfen. Mit geblähten Nüstern atmete es tief den Duft nach Salzwasser und Tang, nach Heidekraut und Torf ein. Golden Boy tat einen ganz kleinen Hüpfer, ließ dann aber den Kopf sinken und trottete langsam und vorsichtig durchs Hoftor auf die Straße.
    „Menschenskind, warum musstest du ihm denn in den Sattel helfen?“ Zornig schaute Carol meine Kusine an. „Was soll aus der Reitschule Folly-Hof werden, was aus uns und den Pferden, wenn Vater wieder krank und unbeweglich wird und wochenlang im Bett liegen muss?“
    „Lass es Vater doch einmal versuchen, Carol!“, wandte Don ein, doch seine Stimme klang nicht sehr überzeugt. „Wenn er sich gar so schlecht fühlte, hätte er bestimmt nicht den Mut dazu aufgebracht!“
    „Das ist alles gut und schön“, Carol ließ sich nicht so leicht besänftigen, „aber ich möchte nicht noch eine Familien-Katastrophe erleben. Hätte Paps auf den Tierarzt gehört, der ihm sagte, Golden Boy sei nicht auf der Höhe, dann hätte er ihn nicht für Aintree gemeldet – und es wäre überhaupt nicht zu dem Sturz gekommen!“
    „Darüber hat er sich nachher genügend Vorwürfe gemacht“, sagte Don, den dieses Gespräch unglücklich machte. „Und wenn er auf den Tierarzt gehört hätte, wäre Golden Boy erschossen worden! Und dann hätte Vater unter keinen Umständen wieder etwas mit Pferden zu tun haben wollen. Er wäre an gebrochenem Herzen gestorben.“ Er machte eine Pause, um den Eindruck seiner Worte wirken zu lassen. „Nie im Leben hätte er den Folly-Hof gekauft“, fuhr er fort, Carol nicht aus den Augen lassend, „und niemals wäre hier mit seiner Hilfe eine Reitschule entstanden, auf der Springpferde ausgebildet werden. Vielleicht also hat alles genau so sein sollen, wie es gekommen ist. Schließlich hat nur durch diese Entwicklung Golden Boy wieder ein Zuhause gefunden, in dem er sich wohlfühlt. Wäre es nicht so gewesen, dann hätte Paps kaum eingewilligt, unser kleines Vermögen hier anzulegen – vor allem, nachdem er sich damit hatte abfinden müssen, nie im Leben wieder reiten zu können.“
    Babs und ich sahen uns an. Von alledem hatten wir keine Ahnung gehabt! So schlimm war das also!
    „Davon wussten wir ja gar nichts“, versicherte ich den Geschwistern. „Natürlich war uns bekannt, dass Golden Boy gestürzt war, doch wir ahnten nicht, dass euer Vater dabei so schwer verletzt wurde.“
    „Und auch jetzt wisst ihr erst die Hälfte“, meinte Carol, und wir sahen und hörten ihr an, wie nahe sie den Tränen war. „Wäre Vater nicht so ganz und gar nur von Golden Boy besessen gewesen“, berichtete sie stockend, „dann würde unsere Mutter heute noch leben.“ Verstohlen wischte sie sich ein paar Tränen aus den Augenwinkeln. „Während sie mit Grippe im Bett lag, kam Vater eines Nachts nicht aus dem Stall zurück, weil er Golden Boy nicht alleine lassen wollte. Mutter aber dachte, ihm sei etwas zugestoßen; sie stand aus dem Bett auf und schleppte sich durch Kälte und Schnee über den Hof in den Stall. Und
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