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Reiterferien am Meer

Reiterferien am Meer

Titel: Reiterferien am Meer
Autoren: Quinto
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Hinterbeine unter den Leib, sodass sie ganz knapp über die Mauer dahinsausten; er kam gerade noch hinüber, setzte mit den Vorderbeinen auf und holte die Hinterbeine nach.
    Das Herz pochte mir bis zum Hals hinauf, während ich mich blitzschnell im Sattel zurechtsetzte. Und dann ritt ich unter dem Applaus von Babs und den anderen auf den Wassergraben zu, ohne lange abzuwarten, ob Steve Rowlands mich dazu aufforderte oder nicht. Ich wusste, dass Misty nicht im Geringsten wasserscheu war.
    Breit und düster dehnte sich der Graben vor der Hecke am anderen Ufer. Misty zuckte mit einem Ohr, kürzte den Schritt, nahm Maß – und flog mit einem gewaltigen Satz über Graben und Hecke hinweg. Wegen des abschüssigen Grundes setzte er drüben ziemlich hart auf, aber das nahmen wir beide kaum zur Kenntnis. Mit sanftem Zug an den Zügeln hob ich meinem Pferd den Kopf hoch, dann kehrten wir im Galopp quer über den Platz zu Steve Rowlands und den anderen Zuschauern zurück.
    So stolz wie in diesem Augenblick war ich noch nie auf Misty gewesen!
    „Eine grandiose Runde!“, rief Tante Di mir lobend zu, während sie den schäumenden Tearaway fest am Zügel hielt.
    Babs sprang aus dem Sattel und klopfte Misty anerkennend den Hals.
    „Nie im Leben hätte ich gedacht“, gab Don zu, „dass Misty ein so ausgezeichneter Springer ist.“
    „Pferd und Reiterin sind einsame Spitzenklasse“, sagte Carol strahlend. „Ich wüsste nicht zu sagen, wer von euch besser ist.“
    „Vielleicht sollte ich euch für Sheepdown anmelden“, meinte Steve Rowlands nachdenklich. „Ich meine, dort müsstet ihr gut abschneiden.“
    Gleich am nächsten Tag nahm ich das Training auf, um Misty turnierreif zu machen. Wir unternahmen weite Ausritte, um die Muskeln zu stärken, und ich fütterte Hafer zur Steigerung des Temperaments.
    Auch ich trainierte mich eisern. Carol lieh mir Starshine, und stundenlang machte ich mit hochgebundenen Steigbügeln und verknoteten Zügeln einfache Sprünge, um festen Sitz und sicheres Gleichgewicht zu üben.
    Vor lauter Freude darüber, dass ich die Fahne des Folly-Reitstalls auf einem richtigen Springturnier hochhalten sollte, hatte ich vollkommen vergessen, dass Babs und ihr Patch an diesem Triumph keinen Anteil hatten. Gewiss gab Babs sich Mühe, ihre Enttäuschung vor mir zu verbergen, dennoch entging sie mir nicht. So schlug ich vor, dass sie mich öfter begleiten solle. Und gleich am nächsten Tag ritten wir gemeinsam nach Newton Ripley.
    „Nehmen wir die Straße“, schlug ich vor, „damit Misty sich an den harten Untergrund gewöhnt. Wir beide werden dort ein Erdbeereis in der Milchbar essen, und dann galoppieren wir über die Heide zurück.“
    Wir ritten guten Mutes die Straße entlang; zu beiden Seiten bildeten Glockenblumen und Thymian einen herrlich bunten Teppich, Bienen summten, und Lerchen trillerten hoch in der Luft.
    Tatsächlich war das Erdbeereis so köstlich, dass wir uns ein zweites gönnten. Die erste Runde hatte ich ausgegeben, nun fühlte Babs sich bemüßigt, ihrerseits eine zu spendieren. Von dem Rest unseres Geldes erwarben wir eine Packung Bonbons, die unsere Pferde, wie wir wussten, besonders gern mochten. Nachdem wir Misty und Patch je einen gegeben hatten, lauschten wir belustigt, wie sie sie malmend zerkauten. Dann schwangen wir uns in die Sättel und ritten heim.
    Am Wegweiser zu den „Alten Steinen“, einem Heiligtum unserer Vorfahren, spitzten die Pferde plötzlich die Ohren. Misty wieherte auf – und da vernahmen auch wir das Nahen polternder Hufe. Sofort zügelten wir unsere Pferde und gaben den grasbewachsenen Pfad frei, um dem offensichtlich eiligen Reiter Platz zu machen.
    Wie groß aber war unsere Verblüffung, als aus der nahen Wegbiegung Tante Di auf Tearaway auftauchte. Sie hockte im Sattel wie ein Rennjockey, so wie es sonst gar nicht ihre Art war.
    Tearaways Mähne flatterte im Wind, der schwarze Schweif wehte breit hinterher. Das Pferd war schaumbedeckt und blähte gewaltig die Nüstern.
    Tante Di versetzte ihm einen Klaps, als wolle sie ihn noch mehr anspornen. Tearaway legte die Ohren ganz flach an, machte den Hals lang, und die Muskeln der Schultern und Knie zuckten, sie gaben ihr Letztes. Der Dreijährige galoppierte nach Herzenslust. Kein Zweifel, er fühlte sich völlig in seinem Element.
    Tante Di schien uns überhaupt nicht zu bemerken. Sie schaute starr geradeaus, zwischen Tearaways Ohren hindurch die gerade Straße entlang bis zur Höhe, wo in diesem
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