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Reiterferien am Meer

Reiterferien am Meer

Titel: Reiterferien am Meer
Autoren: Quinto
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gefiel ihr, weil sie ihm ansah, dass etwas in ihm steckte. Hatte sie sich etwa in ihm getäuscht?
    „Ich glaube, Sie sollten die Zügel noch in der Hand behalten“, hörte ich Steve ihr zurufen. „Lassen Sie dem Pferd Zeit, sich ans Springen ohne Zügel und Steigbügel zu gewöhnen.“
    Tante Di hielt Tearaway zurück und ließ Corker und Starshine vor. Aufmerksam schauten Pferd und Reiterin zu, wie die beiden erfahrenen Springpferde das Hindernis ohne Mühe einwandfrei nahmen. Als die beiden anderen zum Startpunkt zurückkehrten, sorgte Tante Di durch Zupfen an den Zügeln dafür, dass ihr Pferd Corker sehen konnte. Dann, als dieser im kurzen Galopp Anlauf nahm, trieb sie Tearaway mit Schenkeldruck hinterher.
    Das Pferd legte die Ohren zurück und stürmte los; deutlich beobachtete ich, wie Tante Di es am Zügel zurückzuhalten versuchte. Am Absprungpunkt riss sie ihn hoch … Doch vergebens: Vor dem Hindernis stemmte Tearaway die Hufe in den Boden und verweigerte den Sprung.
    Tante Dis erneutes Drängen blieb ohne jede Wirkung. So blieb der Reiterin nichts anderes übrig, als resigniert vom Hindernis wegzureiten. Ich schaute voller Verständnis für ihre Enttäuschung zu, wie sie das Pferd nicht nur vom Hindernis wegführte, sondern vom Platz ritt. Sie tat mir leid, denn aus Erfahrung wusste ich, dass es so immer und immer wieder sein würde – tagelang!
    Ich musste mich zwingen, wieder zum Stift zu greifen. Aber der Brief musste einfach fertig werden, ich wollte ihn in den Briefkasten werfen. Sonst würden die Eltern sich ernsthaft Sorgen machen.
    Übrigens scheint Tearaway nicht so gelehrig zu sein, wie Tante Di meinte. Steve Rowlands aber wird, wie ich ihn kenne, noch längst nicht die Flinte ins Korn werfen.
    Wieder brach ich ab. Denn von unten erklang ein Gepolter, das Scamp aus dem Schlummer riss. Er setzte sich auf und bellte anklagend.
    Schritte kamen die Treppe herauf.
    „Jackie!“, erklang Babs’ aufgeregte Stimme. „Alarm! Katastropheneinsatz! Steve Rowlands lässt dich dringend bitten, mit Misty herüberzukommen und Tante Di und ihrem widerspenstigen Tearaway ein paar Sprünge vorzumachen. Patch läuft er einfach nicht nach – aber du weißt ja, dass er an Misty einen Narren gefressen hat. Deshalb hofft Steve, dass er ihm auch über das Hindernis folgt!“
    „Natürlich komme ich gern“, rief ich fröhlich.
    Der Brief an meine Eltern war vergessen, und ich stürmte aus dem Haus. Man brauchte Misty und mich! Etwas Schöneres konnte es nicht geben.
    Mein Pferd schien meine Begeisterung zu spüren und sie zu teilen. Aufgeregt schnaubend ließ Misty sich satteln, und wenige Minuten später galoppierten wir zur Übungswiese, gefolgt von Babs auf Patch.
    Don hatte uns erwartet und machte das Gatter auf. Während wir hindurchritten, zügelte ich Mistys Tempo, und bald hielten wir neben den anderen. Schon von weitem hatte Tearaway uns freudig entgegengewiehert. Mistys Anblick bereitete ihm offensichtlich Freude. So bestand gute Aussicht, dass er ihm bereitwillig folgen würde – auch über das inzwischen mehrmals verweigerte Hindernis.
    „Fein, dass du gekommen bist, Jackie!“, rief Steve Rowlands mir zu. Er stand neben dem Hindernis, um den Sprung gut beobachten zu können. „Reite Misty in kurzem Galopp, nicht zu schnell, die Bahn zum Hindernis entlang. Und Sie, Di, reiten direkt hinterher.“
    Ich folgte der Aufforderung. Während Misty ruhig die Anlaufbahn betrat, beobachtete ich deutlich, wie Tearaway mit den Zähnen die Gebiss-Stange packte und unwirsch lospreschen wollte. Er konnte es einfach nicht abwarten, dem Freund nachzukommen, und Tante Di hatte alle Mühe, ihn zurückzuhalten.
    Wie nicht anders zu erwarten, nahm Misty das Hindernis aus niedrigem Buschwerk ohne alle Mühe. Er nahm schon Anlauf für das nächste, als ich mich neugierig umschaute. Tatsächlich hatte Mistys Vorbild offenbar seinen Eindruck nicht verfehlt. Tearaway wollte ihm nacheifern, setzte zu einem gewaltigen Sprung an, flog buchstäblich in die Höhe – und nahm das Hindernis mindestens einen halben Meter zu hoch! Schnaubend landete er ohne Mühe – er war offenbar selbst erschrocken, weil er gar so hoch hinausgewollt hatte. Mit zurückgelegten Ohren galoppierte er uns nach.
    Diese Beobachtung hatte mich so völlig in Anspruch genommen, dass ich ganz überrascht war, als Misty das zweite Hindernis erreicht hatte und erneut zum Sprung ansetzte. Im letzten Augenblick sammelte ich mich, setzte mich wieder fest in
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