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Reiterferien am Meer

Reiterferien am Meer

Titel: Reiterferien am Meer
Autoren: Quinto
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aus ein gutes Springpferd war, und solange alles normal ablief, konnte ich mich stets darauf beschränken, nur ganz sachte Hinweise durch leichtes Zupfen an den Zügeln zu geben.
    Außerdem beugte ich mich möglichst weit nach vorn, damit Misty mein Gewicht kaum spürte. In der Regel hob er dann genau an der richtigen Stelle ab, flog in der günstigsten Höhe über das Hindernis und landete leicht und sicher drüben auf der anderen Seite. Obwohl Misty gewiss nicht groß war, scheute er auch vor dem höchsten Hindernis nicht zurück.
    Die erste Hecke merkte ich kaum – so leicht flog mein Pferd mit mir hinüber, ohne einen Zweig zu berühren, und dennoch so niedrig wie möglich.
    Zufrieden lachte ich vor mich hin. Ausgezeichnet!
    Auch die zweite Hecke sah ziemlich einfach aus; doch ich wusste, dass dieser Eindruck trog, denn die Anlaufstrecke führte ein wenig bergab, und so war der Absprung gar nicht so leicht. Misty schien es zu bemerken und minderte sein Tempo. Und dann, zwei Schritte vor dem Absprung, hielt er fast mit einem Ruck an, nahm genau Maß – und stieß sich mit den kräftigen Hinterbeinen ab.
    Wunderbar!
    Auch dieses Hindernis hatten wir fehlerfrei genommen, und nun galoppierten wir dem Doppelrick entgegen. Der Raum zwischen den beiden parallelen Balken war ziemlich groß, und ich rechnete damit, dass Misty vom ersten zum zweiten drei Schritte benötigen würde. Doch Misty hatte es sich anders überlegt: Kaum war er über den ersten Balken hinweg, da griff er weit aus und wollte offenbar nach nur zwei Schritten zum Sprung ansetzen. Doch plötzlich kamen ihm offensichtlich Bedenken, er legte noch einen ganz flinken Zwischenschritt ein, zögerte dann aber doch – und musste auf diese Weise fast aus dem Stand zum Sprung über den zweiten Balken ansetzen.
    So fest wie möglich nahm ich ihn zwischen die Beine, beugte mich weit vor, lag fast auf seinem Hals und riss Misty mit der bloßen Kraft meines Willens fast senkrecht empor. Er folgte mir großartig, stieß sich mit den kräftigen Hinterbeinen ab, flog empor und kam hinüber – zwanzig Zentimeter höher, als es unbedingt hätten sein müssen.
    Ich atmete auf.
    „Ausgezeichnet, Jackie!“, hörte ich Babs begeistert rufen. „Prima gesprungen, Misty!“
    Noch immer schwer atmend lenkte ich mein Pferd zum nächsten Hindernis, das einem Schild: „Straße gesperrt“ nachgeahmt war.
    „Los, Misty!“, keuchte ich ihm ins Ohr, während wir immer schneller Anlauf nahmen. „Los, hoch, hopp!“
    Mühelos kamen wir ab, flogen hinüber und setzten drüben auf.
    Ich lenkte ihn auf das nächste Hindernis zu, zwei parallel hintereinander angebrachte Balken, zwischen denen so wenig Raum war, dass man sie in einem Sprung nehmen musste. Hier kam es auf genaues Augenmaß und auf Schnelligkeit an, wenn man den schwierigen Sprung schaffen wollte. Doch ich wusste, dass Misty beide Eigenschaften besaß, spürte auch, wie dankbar er mir war, dass ich ihm durch mein Eingreifen aus der Patsche geholfen hatte. Das hatte sein Vertrauen zu mir gestärkt.
    Wir hätten nicht besser hinüberkommen können!
    Noch eine Hecke nahmen wir, und dann ritten wir den Dreier an. Ohne das geringste Zaudern flog Misty über das hohe Gatter aus drei Balken hinweg, und dann galoppierten wir froh und zufrieden auf die letzte Hecke zu.
    „Fehlerfrei!“, jubelte Babs uns entgegen. „Absolut turnierreif, Jackie! Herzlichen Glückwunsch!“
    „Reite zur Mitte zurück“, forderte Rowlands mich nun auf, „und versuche, die Mauer zu nehmen. Die Runde hat mich davon überzeugt, dass ihr beide sie schafft.“
    Ich war nicht ohne Bedenken. Zu genau wusste ich, dass Misty Mauern nicht mochte, sondern lieber weite, ausholende Sprünge tat.
    Doch dann ließ ich meine Bedenken fallen und klopfte meinem Pferd den Hals.
    „Also los, mein Guter!“, redete ich ihm zu, während ich die Zügel anzog und ein bisschen Schenkeldruck gab.
    Misty galoppierte los.
    Ohne Bedenken stürmte er auf das undurchsichtige Hindernis zu, nahm genau Maß – wobei er so stark bremste, dass ich beinahe den Halt im Sattel verloren hätte – und hob ab, noch ehe ich wieder ganz im Gleichgewicht war. Steil stiegen wir empor, schwebten über die Mauer – und auf einmal kam es mir vor, als hielten wir mitten im Sprung an. Ich bekam einen gewaltigen Schrecken. Blitzschnell machte ich mir klar, dass Misty beim Aufsetzen stürzen würde.
    Doch während ich mich darauf vorbereitete, riss mein Pferd mit einer Körperdrehung die
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