Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Reiterferien am Meer

Reiterferien am Meer

Titel: Reiterferien am Meer
Autoren: Quinto
Vom Netzwerk:
Augenblick der Landrover des Folly-Hofes auftauchte. Und nun sahen wir auch Steve Rowlands. Er stand daneben und ließ kein Auge von der Stoppuhr in seiner Hand.
    „Großartig, Di!“, rief er in diesem Augenblick. „Vierzig Sekunden weniger, als ich angenommen hatte!“
    Pferd und Reiterin preschten an ihm vorbei und minderten dann allmählich das Tempo.
    Meine Kusine rundete die Hände als Trichter vor den Mund. Offenbar wollte sie Applaus rufen. Doch ich legte ihr die Hand auf den Arm.
    „Nicht doch, Babs“, mahnte ich. „Ich glaube, Tante Di und Onkel Steve ahnen gar nicht, dass sie beobachtet werden.“ Tatsächlich schienen die beiden allein in einer eigenen Welt zu leben; noch nie hatte ich die Tante so jung und glücklich gesehen.
    „Lass die beiden – lass sie allein! Ich habe den Eindruck, dass sie darüber sehr froh wären.“
    „Menschenskind!“, sagte Babs verwundert. Und dann meinte sie: „Ich glaube wahrhaftig, du hast recht, Jackie!“

Als Babs und ich uns am nächsten Morgen zum Stalldienst meldeten, war Steve Rowlands schon mit Golden Boy im Gutshof beschäftigt.
    „Guten Morgen, ihr beiden“, begrüßte er uns lächelnd, während er von dem Gurt aufschaute, den er dem Pferd soeben festgezurrt hatte. „Wo habt ihr denn Tante Di gelassen?“
    „Wir sollen Ihnen ausrichten, dass sie einkaufen fahren musste“, gab Babs zur Antwort, und dann ergriff sie Golden Boy bei den Zügeln, während Steve den Gurt des Pferdes noch ein bisschen fester anzog. „Sie kommt nachher vorbei.“
    In diesem Augenblick kamen Carol und Don über den Hof gelaufen. Deutlich bemerkte ich, wie überrascht sie waren, dass Golden Boy schon gesattelt und aufgezäumt war.
    „Du willst ihn doch nicht etwa reiten, Paps?“, rief Carol aus, während sie den Eimer absetzte, den sie mitgebracht hatte, und um das Pferd herum neben den Vater trat. „Du weißt doch, was der Arzt dir nach dem Unfall ans Herz gelegt hat.“
    „Stimmt“, sagte Don. „Hat er nicht gesagt, du solltest überhaupt nicht mehr reiten?“
    „Wenn nun unterwegs deinem Rücken etwas passiert, Paps!“, stieß Carol mit seltsam ängstlichem Gesichtsaus druck hervor. „Hast du vergessen, dass seit dem Sturz mit Golden Boy deine Beine nie ganz richtig in Ordnung waren?“
    „Und auch an Golden Boy solltest du denken“, mahnte Don. „Der Tierarzt hat gesagt, er könne sehr leicht für immer gelähmt bleiben. Es kommt natürlich viel mehr auf dich an als auf das Pferd. Vater, sei doch vernünftig! Du darfst dich nicht zugrunde richten!“
    Mit hartem Gesichtsausdruck schaute Vater Steve abwechselnd die Tochter und dann den Sohn an.
    „Hört mal zu, ihr Naseweise“, knirschte er, „ich meine, wir sollten uns über eines völlig klar sein“ – er biss die Zähne so fest aufeinander, dass das Kinn hart und kantig wurde –‚ „weder Golden Boy noch ich möchten altes Eisen und reif zum Gnadentod sein!“ Er packte die Zügel und machte Anstalten, in den Sattel zu steigen. „Wir werden jetzt ein paar ganz sanfte, vorsichtige Übungen reiten. Ihr braucht euch wirklich keine Sorgen zu machen.“
    Er gab Golden Boy einen Klaps auf den Hals, und Babs und ich sahen deutlich, wie das Herz des ehemaligen Rennreiters bei seinem alten Pferd war.
    „Ein paar Tage lang habe ich mir den braven Burschen nun angeschaut“, sagte er. „Und wie er all dem Laufen und Springen der anderen so tatenlos zusehen musste, da kam er mir kläglich und missvergnügt vor, weil er nicht mitmachen durfte. Er begriff das einfach nicht – und das kann ich nun nicht mehr mit ansehen.“
    „So genau hast du seine Gedanken gelesen?“, meinte Don.
    „Allerdings, ich weiß genau, wie ihm zumute ist“, beharrte Steve. „Mir selbst geht es ja nicht anders! Golden Boy und ich sind uns eben in vieler Hinsicht sehr ähnlich.“ Eigensinnig schaute er uns an. „Es mag ja sein, dass wir unsere besten Zeiten hinter uns haben – aber ein wenig Leben liegt doch noch vor uns, Gott sei Dank!“
    Stumm sahen wir zu, wie Steve den Fuß in den Steigbügel setzte. Doch dann schien er nicht genug Kraft zu haben, um sich hochzuschwingen.
    Bestürzt schauten Babs und ich uns an. Deshalb also hatten wir Steve Rowlands noch niemals reiten sehen! Das Geheimnis war gelüftet: Deshalb also war der alte Jockey nie in den Sattel gestiegen, während alle andern immer wieder ritten.
    „Siehst du, Vater!“ Mitleidig schaute Carol ihm zu, wie er sich vergeblich abmühte. „Der Doktor weiß am
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher