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Reise in die Niemandswelt

Titel: Reise in die Niemandswelt
Autoren: Wim Vandemaan
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Wolkendecke aus Ammoniumhydrogensulfid ein. Die Außentemperatur stieg auf minus 80 Grad. Wenige Atemzüge, und ein Mensch würde die Orientierung verlieren, Blut husten, ersticken, sein Herz würde versagen.
    18.000 Meter dick war diese Schicht.
    Danach sanken sie fast 40 Kilometer durch freien Raum. Als sie in die dritte Wolkenschicht eintauchten, eine Hülle aus Wasserdampf, maßen die Instrumente eine Außentemperatur von 40 Grad Celsius. Immer wieder, manchmal im Takt von Sekundenbruchteilen, wurde der Nebel schlagartig erhellt Zehntausende von Blitzen, allesamt tausend Mal stärker als bei irdischen Gewittern.
    Ein heftiger Sturm rüttelte an der GOOD HOPE OMEGA. Über 700 Kilometer pro Stunde jagten die Böen. Mit jedem Meter stiegen nun Temperatur und Außendruck.
    Rhodan wusste, dass die ungeheuren Stürme von Jupiter selbst entfacht wurden. Der Planet lieferte die dafür notwendige Hitze, indem er sich unter der eigenen Schwerkraft immer weiter zusammenzog und dabei Energie freisetzte.
    Die heiße Luft stieg in der Äquatorialzone auf, strömte zu den Polarregionen, kühlte und sank dort ab und zirkulierte in größerer Tiefe zurück zum Äquator, wobei die Rotation die Strömung von den Polen in Ost-West-Richtung ablenkte.
    Jupiter rotierte rasend schnell. Er brauchte trotz seines Umfangs von fast 143.000 Kilometer keine zehn Stunden, um sich einmal um die eigene Achse zu drehen.
    An den Rändern der Strömungszonen wurden Wirbelwinde geboren wie der spektakuläre Rote Fleck, ein Sturm, der seit Jahrhunderten tobte.
    800 Grad Celsius. 900. 1000 ...
    In 7000 Kilometer Tiefe sank die Jet in flüssigen Wasserstoff ein.
    Und hatte längst keinen festen Boden erreicht.
    Hier, in dieser infernalischen Unterwelt der Atmosphäre, hatten sie während der Schwarmkrise große Teile der Solaren Flotte vor den Kundschaftern des Schwarms verborgen. Seitdem war der Planet anders als seine Monde von Menschen weitgehend verlassen. Zwei oder drei hyperreiche Eremiten sollen noch in kleinen Kapselstädten im Wasserstoffozean leben; eine fromme, endzeitliche Sekte sollte dort in einem Gehäuse aus Ynkonit das Kommen ihres Erlösers und Seelenhirten erwarten. Ansonsten existierten nur die wenigen Forschungsstationen auf dem Grund des Wasserstoffozeans.
    Rhodan versuchte sich vorzustellen, was für Menschen es waren, die sich in diese flüssige Schattenwelt zurückgezogen hatten.
    Erst 60.000 Kilometer unterhalb der Pseudo-Oberfläche des Gasriesen erreichten sie den soliden Planetenkern aus Felsen und Metall. In der Finsternis über oder besser: unter ihnen erschien ein diffuser, schmaler Spalt Licht, der sich rasch verbreiterte.
    Rhodan meinte zu spüren, wie sich die Space-Jet einmal um ihre Achse drehte.
    Langsamer sank.
    Und aufsetzte.
    Sie hatten die Irene-Lieplich-Siedlung erreicht.

Irrgarten der Fragen
    Mondra Diamond fühlte sich wie in einem Irrgarten aus Fragen gefangen. Eine Frage führte zur nächsten Frage, keine zu einer Antwort.
    Sie erinnerte sich an die Begegnung mit dem Schattenmaahk Grek 1 in Diktyon. Er hatte Rhodan gebeten, die Existenz der Schattenmaahks nicht zu verraten.
    Wie waren die Schattenmaahks in den Besitz des Polyport-Hofes DARASTO gekommen? Wieso konnten ausgerechnet sie einen der besonders gesicherten und geschützten Polyport-Höfe betreten?
    Die einzige plausible Antwort erschien Diamond, dass die Schatten Kontakt zu den Halbspur-Changeuren erhalten haben mussten und damit Zugang zur Halbspur-Domäne des PolyportNetzes.
    Auf diese Weise waren sie nach DARASTO vorgedrungen, hielten sich ansonsten aber verborgen.
    Diamond bat zunächst Grek 363, anschließend Perbo Lamonca zu einem neuen Gespräch und trug ihnen diese Theorie vor. Beide konnten auf ihre Fragen nicht antworten.
    Oder wollten es nicht.
    Nach einer kurzen Beratung mit dem Konzept setzte sie sich mit beiden Gästen zusammen. Sie fragte: »Wo halten sich die Schattenmaahks auf DARASTO versteckt?«
    Beide bedauerten, darüber keine Information zu haben.
    Grek 363 sagte: »Der Angriff der Fundamentalisten ist völlig überraschend gekommen. Natürlich ...«
    Er verstummte.
    »Natürlich was?« Diamond verlor allmählich den Rest ihrer Geduld. Warum sollte sie dem Schattenmaahk jetzt auch noch soufflieren? Er sollte sagen, was er zu sagen hatte.
    »Natürlich habe ich gewisse Vermutung, wo sich unsere Gruppe auf dem Polyport-Hof aufhalten könnte.«
    Sie nickte. Immerhin.
    Plötzlich kam ihr ein Gedanke. Sie schaute Grek 363 an und
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