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Reise in die Niemandswelt

Titel: Reise in die Niemandswelt
Autoren: Wim Vandemaan
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bat ihn: »Warte noch. Ich möchte etwas klären. Mikru?«
    »Ja?«
    »Bitte führe eine gründliche Selbstkontrolle durch. Wir müssen wissen, ob unsere maahkschen Freunde dich oder deine Hülle mit Richtmikrofonen, Sendern oder etwas in der Art verziert haben.«
    »Das hätte ich bemerkt.«
    »Bitte«, sagte Diamond.
    »Wenn es dich beruhigt. Ich werde meine Routinen um einige eher ungebräuchliche Verfahren ergänzen. Es wird allerdings einige Minuten dauern.«
    »Das halte ich aus.« Diamond seufzte.
    Schließlich hatte sie mehr ausgehalten als eine Wartezeit von wenigen Minuten. Sie hatte es ausgehalten, dass die Schwangerschaft mit ihrem Sohn beunruhigend verlängert worden war, und das wahrscheinlich, weil ES ihr ungeborenes Kind mit einem Psi-Imprint versehen hatte; sie hatte es ausgehalten, dass ihr Sohn von ES adoptiert und ihr damit entzogen worden war; sie hatte die monströsen Erinnerungen des sterbenden Torr Samaho und des Gewährsmannes der Chaotarchen Kintradim Crux in sich aufgenommen und ertragen.
    Vielleicht, dachte Diamond, haben frühere Generationen es wirklich als Auszeichnung empfunden, in den Dienst einer Superintelligenz genommen zu werden. Aber frühere Generationen haben auch ihrem Vieh eine Auszeichnung verschafft, indem sie es brandmarkten.
    Sicher hatten die damaligen Viehbarone gute Gründe, so zu tun. Sicher hat auch ES gute Gründe, so mit uns mit mir zu verfahren.
    Aber es sind die Gründe einer Superintelligenz, und damit uns Menschen nicht unbedingt als Gründe einsichtig.
    Sicher, ES hat einsichtige Beweggründe, warum er Perry und mich ins System der Polyport-Höfe eingeschleust hat. Zumindest hat er sie so formuliert, dass sie Perry und mir einsichtig scheinen.
    Was, wenn er sich in Anbetracht unserer nur menschlichen Einsicht ein wenig umformuliert hat? Abweichend von dem, was
    ES wirklich meint?
    Wie auch immer:
    Ich habe es so satt. Ich will nicht mehr verschickt werden wie eine menschliche Sonde, wie ein Bote, dem Sinn und Wortlauf der Botschaft vorenthalten werden.
    »Du bist in Gedanken?«, klang die Stimme des Schiffes in ihr Bewusstsein.
    »In keinen Gedanken, aus denen ich nicht gerne gerissen werde«, antwortete Mondra Diamond.
    *
    Keine Lauschanlagen, keine Peilsender, nichts. Die Suche von MIKRU-JON war ergebnislos verlaufen.
    Diamond nickte dem Konzept Lloyd/ Tschubai zu. »Gut.«
    »Du hast einen Plan?«, fragte das Konzept mit der Lloyd-Schattierung in der Stimme.
    Sie grinste. »Manchmal meine ich, du könntest Gedanken lesen.«
    Dann erklärte sie den beiden Mutanten-Bewusstseinen, was sie vorhatte.

In der Irene-Lieplich-Siedlung
    Die Irene-Lieplich-Siedlung befand sich in Äquatornähe, wo die natürliche Schwerkraft des Planeten der dort herrschenden enormen Fliehkraft wegen am geringsten war.
    Selbstverständlich herrschte in der Station eine künstliche Gravitation von einem Gravo.
    Sie stiegen aus. Der Hangar war erstaunlich groß, stand aber von der GOOD HOPE OMEGA abgesehen leer.
    Kein Empfangskomitee erwartete sie.
    Der Hangar hatte nur einen Personenausgang. Rhodan nickte seinem Butler zu. Sie gingen los. Über dem Schott war eine Bronzetafel mit einer Inschrift angebracht. Rhodan las: »Lasciate ogni speranza, voi ch' entrate.« Er musste grinsen. Wunderlich, dass gerade dieses Zitat aus Dantes Komödie die Jahrtausende überdauert hatte.
    Na ja!
    Der Humor der Jupiteraner war im ganzen Solsystem berüchtigt.
    »Sie verstehen den Text?«, fragte der Butler.
    Rhodan nickte und übersetzte: »Wer hier einritt, lass alle Hoffnung fahren.«
    »Wie anspornend«, sagte sein Butler.
    Das Schott öffnete sich. Sie betraten eine enge Schleuse. Rhodan vermutete, dass sie auf gefährliche Mitbringsel durchleuchtet wurden, Krankheitserreger, Techno-Viren, Waffen.
    Dann glühte eine altertümliche Lampe grün auf, und die zweite Tür schob sich mit einem Ächzen zur Seite, als wäre sie lange nicht mehr in Betrieb gewesen.
    Es verschlug Rhodan den Atem.
    Sie lachte.
    Sie war älter geworden, das sah er sofort, aber das Alter war freundlich mit ihr umgegangen, hatte ihre Schönheit eher vertieft als verwaschen. Die Hüften ein wenig breiter, einige Lachfältchen um die Augen. Sie trug das krause schwarze Haar sehr kurz; an den Ohren hing Schmuck aus buntem Blech, offenbar selbst geschnitten und zurechtgebogen. Ihre Haut war dunkel, ihr leicht indischer Einschlag.
    »Hallo, Per«, sagte sie. Sie hatte ihn immer Per genannt. Sie als Einzige.
    »Hallo, Maroana.« Er
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