Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Reise in die Niemandswelt

Titel: Reise in die Niemandswelt
Autoren: Wim Vandemaan
Vom Netzwerk:
Staub und Gas bis in 300 Kilometer Höhe.
    Teile der Kruste von Io waren aufgebrochen und umgestürzt, sodass sich Gebirge bis zu 10.000 Meter Höhe bildeten. Schwefelreif und Schwefeldioxidfrost bedeckten weite Gebiete seiner Oberfläche. Rhodan hielt Ausschau nach der Caldera Gish Bar. Der Kraterkessel barg einen See aus flüssigem Schwefel, mehr als 300 Grad Celsius heiß. Inmitten der infernalischen Fläche schwammen mit Schwefel überzogene Brocken wie Toteninseln.
    »Ein eigenartiger Himmelskörper«, bemerkte der Butler.
    »Ja«, sagte Rhodan. Wie ein Fremdling unter den anderen Monden. Fremd im Himmel.
    Die Space-Jet ließ Io hinter sich.
    Dann war da nur noch Jupiter und füllte ihren Himmel aus.
    *
    Wäre Jupiter ein Gefäß, so hätte er mehr als 1300 Erden Platz geboten. Rhodan lächelte über diese Vorstellung. Sie verlieh dem Gasriesen einen Anflug von wohlwollender Leutseligkeit. Bergend und schützend wie ein Vater. Der joviale Planet, so hatten die Römer ihn ja auch vor Jahrtausenden benannt: Jupiter war Iove Pater Vater Iove.
    Natürlich hatte diese Vorstellung nichts mit der astrophysikalischen Realität des Planeten zu tun, der zweieinhalbmal so viel Masse besaß wie die anderen verbliebenen sieben Planeten des Solsystems zusammen.
    Er betrachtete den Gasriesen. Die Atmosphäre erschien in Bänder zerschnitten, in Schlieren, die aneinanderrieben und dadurch riesige turbulente Zonen erzeugten, in denen sich marmorähnliche Strukturen bildeten, Girlanden, Wirbel und Mahlströme.
    »Du hast gesagt, du kennst dich dort aus«, sagte Rhodan und wandte sich an seinen Butler. »Wir landen?«
    »Wir landen.«
    »Wo?«
    »Gibt es da nicht einen Ort, den Sie seit Langem aufsuchen wollten?«, fragte der Butler.
    Rhodan dachte nach. Diesen Ort gab es tatsächlich. Die alte Irene-LieplichSiedlung nämlich. »Ja«, sagte er.
    Er aktivierte den Hyperkom und rief die Station an. Eine mürrische Stimme meldete sich, eine Bildverbindung wurde nicht hergestellt. »Was gibt's?«
    »Mein Name ist Perry Rhodan. Ich ...« Wie würde der Perry Rhodan dieses Universums reden? Würde er um Landeerlaubnis bitten? Würde er eine Anordnung erteilen?
    »Warten Sie«, sagte die Stimme, immer noch mürrisch, aber ein wenig dienstbarer.
    Wie versprochen ließ man ihn warten.
    Dann, immer noch ohne Bildverbindung, erklang eine weibliche Stimme, weich und ein wenig belustigt.
    »Na, das ist ja mal eine Überraschung. Wurde aber auch Zeit. Ich schicke dir einen Leitstrahl. Bis gleich.«
    *
    Als die Jet sich der äußersten Atmosphärenzone des Gasriesen näherte, spürte Rhodan es. Er fuhr zusammen, als hätte ihn ein Stück Eis am Herzen berührt.
    »Sir?«, fragte der Butler.
    »Wir werden verfolgt«, sagte er.
    »Das sollte uns nicht wundern«, sagte der Butler. »Einheiten der Flotte?« Der Butler beugte sich nach vorn und versenkte sich in das Ortungshologramm. »Ich kann keine auffälligen Schiffsbewegungen entdecken.«
    Rhodan schüttelte den Kopf. »Ich weiß. Sie kommen nicht mit Raumschiffen. Jedenfalls noch nicht.«
    Es wunderte nicht, dass seine Verfolger nicht von den Ortungseinrichtungen der GOOD HOPE OMEGA erfasst wurden. Was immer ihnen oder ihm nachsetzte, war weit subtiler. Möglich, dass seine Jäger sich technischen Sinnen entzogen. Aber er, Rhodan, spürte sie eine Mischung aus pochendem Kopfschmerz, vagen Klopfzeichen, dem Geräusch von Schritten, die sich unaufhaltsam näherten.
    »Sind Sie sicher, Sir?«
    »Ja«, sagte er, ohne zu zögern.
    Der Butler streckte seinen Arm und berührte in rascher Folge einige Sensortasten in der Steuerkonsole. Das leise Summen des Antriebs erstarb.
    Rhodan begriff sofort, was er da tat. Die Space-Jet war längst tief ins gravitationelle Einzugsgebiet des Riesenplaneten eingedrungen. Sie stand annähernd lotrecht über der IreneLieplich-Siedlung. Sie brauchte keinen Antrieb mehr, sie konnte sich schlicht fallen lassen.
    Rhodan las die Werte ab. Die SpaceJet trieb die durchsichtige Panzertroplonkuppel voran mit etwas über 100.000 Kilometer pro Stunde auf die Atmosphäre zu.
    Für einen Augenblick zündeten die Triebwerke noch einmal und bremsten die Jet. Die Schiffspositronik projizierte einen energetischen Hitzeschild in Fallrichtung. Rhodan sah, wie sie in weiße Dunstschleier aus gefrorenen Ammoniakkristallen vorstießen. Der Außendruck wurde bereits hier mit einem Bar angegeben und entsprach damit dem Druck auf der Erde in Meereshöhe.
    Sie tauchten in eine rotbraune
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher