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Reich der Schatten

Reich der Schatten

Titel: Reich der Schatten
Autoren: Shannon Drake
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vorsichtig, er hat seine Opfer sorgfältig versteckt, nachdem er sie gekidnappt und getötet oder verführt hatte. Doch schließlich wurde er sorglos. Er hätte noch monatelang, ja jahrelang unentdeckt weitermachen können. Ich weiß nicht – ich glaube an den freien Willen, selbst wenn das normale Leben völlig aus den Fugen gerät. Aber trotzdem … trotzdem kann ich mir kaum vorstellen, dass es nicht das Schicksal war, das uns an jenem Tag in der Grabkammer zusammengeführt hat.«
    Sie streichelte ihm sanft über den Handrücken. »Nun gut, wenn es das Schicksal war, dann sollten wir uns damit abfinden, dass wir füreinander bestimmt sind.«
    »Nun gut …«, murmelte er nachdenklich, ihre Worte wiederholend, dann sah er ihr in die Augen und grinste schelmisch. »Ein felsiger Gipfel oder ein elegantes Hotelzimmer? Hm – ich wäre für das Ritz.«
    »Das Ritz – klingt wunderbar.«
    »Ein kurzer Aufenthalt oder ein etwas längerer?«
    »Je länger, desto besser. Katia und Roland kümmern sich um Jacques, um ihn brauchen wir uns keine Sorgen zu machen. Du glaubst doch offenbar, dass ich noch etwas Zeit brauche, und damit hast du wohl recht. Lange Tage, lange Nächte, endlos lang.«
    »Das Leben wird nie mehr so sein wie früher«, gab er ihr leise zu bedenken.
    »Was heißt das schon? Niemand weiß, was der nächste Tag bringt«, entgegnete sie. »Und wer will schon das Normale? Wer würde das Außergewöhnliche dem Normalen zuliebe aufgeben wollen?«
    Er stand so rasch auf, dass er den Stuhl fast umgestoßen hätte.
    Dann reichte er ihr die Hand. »Das Ritz?«
    »Unbedingt.«
    Viele Stunden später bestellten sie beim Zimmerservice eine Flasche Champagner. Sie lagen inmitten eines Berges von Kissen auf einem riesigen, mit Satinwäsche bezogenen Doppelbett.
    »Und, findest du mich außergewöhnlich?«
    Sie lachte. »Zweifellos! Oh mein Gott, ja, ohne jeden Zweifel.«
    Es dämmerte, und über der Stadt ging ein Vollmond auf. Im obersten Stock des eleganten Pariser Hotels waren die Balkontüren weit geöffnet, um die kühle Nachtluft einzulassen. Drinnen glimmte ein Feuer in dem elektrischen Kamin. Es wirkte wie ein richtiges Feuer, denn es war, als würden Flammen aufsteigen und sich wieder legen, lodern und tanzen und mit dem Fieber der Nacht brennen.
    Sie brannten und brannten.
    Schließlich hatten sie beide erkannt, dass sie ihr Leben lang aufeinander gewartet hatten.
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