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Reich der Schatten

Reich der Schatten

Titel: Reich der Schatten
Autoren: Shannon Drake
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erblickte ihn im Gang und beeilte sich, aufzuschließen. Auf einmal wurde eine der Türen aufgerissen, und ein geflügeltes Monster, eine zerzauste, weißhaarige Alte, stürzte sich auf sie wie ein Riesenaffe. Sie kämpfte verzweifelt gegen das Wesen an, das trotz seines Alters unglaubliche Kraft besaß. Tara versuchte, den Zähnen auszuweichen, die sich immer wieder in ihren Hals bohren wollten. Aber bald wurde das Geschöpf von ihr weggezerrt.
    Lucian hielt ihr die Hand hin und zog sie hoch.
    »Mit so etwas muss man rechnen«, meinte er nur, und sie setzten ihren Weg fort. Lucian ging voraus, da öffnete sich eine weitere Tür. Tara wirbelte herum, den Pfahl fest umklammert. Ein Hüne trat aus dem Raum, ein riesengroßer Mann mit langen, glänzend blonden Haaren. Sie stöhnte und holte weit aus, um ihm den Pfahl in den Leib zu rammen.
    Doch Lucian legte rasch die Hand auf ihren Arm und schüttelte den Kopf. »Das ist Ragnor, Tara. Er steht auf unserer Seite. Was hast du gefunden?« Die Frage war an den blonden Mann gerichtet.
    »Drei Anfänger, irgendwo aufgegabelt und in ihr Heer eingereiht. Geistlose, dumme Geschöpfe, Schläger aus einem anderen Jahrhundert – nichts Besonderes.«
    »Drei Fußsoldaten, völlig entbehrlich«, meinte Lucian nur und gab damit wieder, was sich Tara vorher gedacht hatte.
    Er ging weiter den Gang entlang, den großen Mann an seiner Seite. Tara folgte den beiden und beeilte sich, Schritt zu halten. »Haben sie so etwas wie eine Zentrale?«, fragte sie keuchend. »Und diese … diese Leute … oder Dinge … sind so etwas wie die Außenposten?«
    »Jawohl.«
    »Es gibt einen Raum, einen weiteren Raum mit einem Kamin und einem Sofa und …« Sie hielt inne und blieb reglos stehen. »Dort haben sie Ann versteckt, und dorthin wollen sie uns locken, richtig?«
    Lucian warf ihr einen Blick zu und verzog den Mund zu einem schiefen Lächeln. Dann nickte er. »Ja, genau. Siehst du, du wolltest es nicht glauben, aber dieses Wissen steckt in dir, und du bist Teil der Allianz.«
    Er blieb ebenfalls stehen und betrachtete sie genau. »Denk daran, du hast Stärken, die du noch gar nicht kennst.«
    Sie nickte und benetzte ihre Lippen. »Wo ist Brent?«
    »Er ist verletzt, aber er ist auf dem Weg.«
    »Verletzt?«
    »Er ist auf dem Weg.«
    Sie gingen weiter.
    »Ich verstehe das Ganze immer noch nicht so recht«, meinte Tara. »Ihr könnt natürlich alle getötet werden. Aber was ist mit Brent?«
    »Er kommt bald.«
    »Wie wurde er denn verletzt?«
    »Durch eine Silberkugel.«
    »Aber er kommt trotzdem? Er ist nur verletzt? Kann er dann überhaupt kommen? Wer hat ihn verletzt?«
    »Gérard«, erklärte Lucian. »Willem … oder Kommissar Trusseau. Das ist ja wohl der Name, unter dem du ihn kennengelernt hast.«
    »Er weiß also, wer … oder was Brent ist?«
    »Oh ja, das weiß er nur zu gut«, erwiderte Lucian. »Ja, wir kennen uns alle – zur Genüge.«
    Sie schluckte. Inzwischen waren sie wieder in der großen Eingangshalle angelangt. Das Feuer im Kamin schien noch höher zu lodern, doch irgendwie hatte sich der Raum verändert. Die Schatten, die das Licht und das Feuer warf, hatten sich verlagert, sie schienen höher gestiegen zu sein.
    Und dann wusste Tara, was sich verändert hatte.
    Jetzt sollten sie es wohl alle sehen.
    Die Flammen schlugen noch ein bisschen höher, und sie sah Trusseau – oder Gérard, wie Lucian ihn genannt hatte – neben dem Kamin stehen. Er hatte ein Gewehr in der Hand. Als er die drei kommen sah, lächelte er und schüttelte den Kopf.
    »Lucian, endlich bist du da! Ich muss schon sagen, in Anbetracht dessen, dass du unser großer König bist, hast du ziemlich lang gebraucht, um herzufinden. Und obendrein hast du noch diese frische junge Vampirjägerin an deiner Seite – und natürlich Ragnor, den alten Wikinger! Ist das etwa schon alles? Hast du nicht ein Heer aus der ganzen Welt zusammengetrommelt? Tja nun, man hat mich immer unterschätzt. Allerdings hast du wohl mit Mr Malone gerechnet und vielleicht noch ein paar anderen Geschöpfen wie ihn. Ein bisschen traurig ist es wohl schon, aber seine Art steht kurz vor dem Aussterben. Die Bauern hassen es, wenn die Wölfe ihre Herden dezimieren, und die alten Märchen haben sicher ihren Teil dazu beigetragen, die Zahl dieser Raubtiere gering zu halten. Eigentlich ist es gar nicht so schwer, einen Werwolf zur Strecke zu bringen: Man braucht nur eine Silberkugel. Und was die Vampire angeht … Aber Lucian, das eine muss ich
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