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Reich der Schatten

Reich der Schatten

Titel: Reich der Schatten
Autoren: Shannon Drake
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schon sagen – deine Herrschaft ist ja wohl ein Witz. Man soll doch keine Artgenossen töten, oder? Was ist aus den alten Regeln geworden?«
    »Du hast sie gebrochen, Gérard, und damit habe ich das Recht, dasselbe zu tun. Wir leben in einer neuen Welt mit neuen Regeln.«
    »So neu ist sie auch wieder nicht. Namen, Gesichter, Machtzentren ändern sich. Doch zum Glück bleiben die Menschen die gleichen gierigen, machthungrigen Geschöpfe. So gibt es immer Nischen, in denen solche wie ich gedeihen können.«
    »Gedeihen? Nach dem Krieg ging es dir doch erst mal nicht so besonders, oder?«
    Das Gesicht des Vampirs verzerrte sich hasserfüllt. »Richtig, und weißt du was? Ich habe es nicht vergessen. Ich hoffe sogar, dass dieser verfluchte Malone noch irgendwo rumhumpelt, denn ich wollte ihm keinen schnellen Tod schenken – nicht nach all dem, was er mir angetan hat.«
    Sein Blick schweifte zu Tara. Er musterte sie von oben bis unten. »Und hier nun das junge Fräulein, die Erbin des Alten. Der hat mir mehr Scherereien bereitet, als ich erwartete, aber schließlich hatte ich etwas im Sinn, was über einen schlichten Coup de grâce hinausgeht. Dieser verfluchte Alte! Als er sich damals im Krieg mit Malone zusammentat, nachdem uns die Heere umzingelt hatten … na ja, ich will jetzt nur das eine sagen: Keiner der beiden soll eines leichten Todes sterben.«
    »Ich glaube, sie tun dir den Gefallen und liefern dir einen erbitterten Kampf, Gérard«, meinte Lucian. »Aber vergiss nicht – die außergewöhnliche Stärke, die Malone besitzt, verdankt er dir. Du hast ihm selbst dazu verholfen, als du ihn mit Steroiden und allen möglichen anderen Mitteln vollgepumpt hast. Aber damals hat er durch dich schon sämtliche Höllenqualen erlitten. Ich glaube, du solltest dir lieber wünschen, dass dein jämmerliches Leben vorbei ist, bevor er kommt.«
    »Und du glaubst, dass du dafür sorgen wirst?«
    Auf einmal erhob sich eine Gestalt von dem Sofa, von dem die drei nur die Rückseite gesehen hatten. Es war die elegante Louisa. Eine Strähne ihres langen Haares verdeckte ihr Gesicht, und die strich sie nun zurück, um die grauenhaften Blasen und Verbrennungen zu zeigen, die Tara ihr mit dem Weihwasser zugefügt hatte. »Ihr sterbt alle, und zwar hier und jetzt. Wenn es unter uns einen Herrscher geben soll, dann mich – diese Rolle passt viel besser zu mir als zu dir, Lucian. Du hast unsere Art wahrhaftig völlig verkommen lassen. Du willst aus uns eine Herde Lämmer machen, doch in Wahrheit sind wir die mächtigsten Raubvögel.«
    »Ich will, dass wir überleben und in unserer Welt gedeihen«, entgegnete Lucian. »Deine Exzesse, Gérard, haben dazu geführt, dass du und Louisa jahrelang vergraben wart. Aber sie haben auch dazu geführt, dass unzählige andere – unschuldig und unfähig, sich zu verteidigen – hingerichtet wurden.«
    »Wir sind dazu bestimmt, über die Schwachen zu herrschen und unseren Durst an dem Blut von Unschuldigen zu stillen«, erwiderte Gérard kalt.
    »Ach ja, die Schwachen«, meinte Louisa, beugte sich nach unten und zerrte Ann vom Sofa hoch, auf dem sie gelegen hatte. Tara stöhnte auf. Anns Augen waren weit geöffnet, doch sie schienen nichts wahrzunehmen. Sie stand einfach nur da, aschfahl, offenbar blind, willenlos und bereit, jedem Befehl ihrer neuen Herren zu gehorchen.
    Louisa strich Anns Haar zur Seite und lächelte Tara an. »Solch leichte Beute … sie hat sich sofort in Gérard – oder Willem, wie er sich ihr vorgestellt hatte – verliebt. Ausgerechnet sie, die Enkelin des alten Jacques! Ich glaube, sie kann jeden Moment sterben, egal, was wir jetzt mit ihr anstellen. Sie ist schrecklich müde und natürlich auch … ausgesaugt.«
    Tara griff das Stichwort auf, das Louisa ihr geliefert hatte. »Ann soll schwach sein?«, meinte sie und trat einen Schritt vor. »Sonderbar, dass Sie das sagen. Ich habe eher den Eindruck, dass Willem sich in sie verliebt hat, und egal, wie sehr er sich darum bemüht hat, Ann wollte kein Ungeheuer in ihr Haus einladen. Sie konnte ihm sehr wohl widerstehen, als sie entdeckte, dass er nicht der Mann war, den sie in ihrem Haus und in ihrem Leben haben wollte.«
    Damit traf sie Louisas wunden Punkt. Die bedachte Gérard, der neben dem Kamin stand, mit einem bösen Blick und lockerte ihren Griff um Ann.
    Tara machte einen Satz und wollte ihre Cousine an sich reißen. Doch Louisa drehte sich noch rechtzeitig um und warf ihr einen derart kraftvollen Blick zu, dass sie
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