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Reich der Schatten

Reich der Schatten

Titel: Reich der Schatten
Autoren: Shannon Drake
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in Gurgeln unter. Tara schloss die Augen, beugte sich über Ann und betete. Und dann plötzlich …
    … merkte sie, dass es still geworden war. Sie hörte nichts als das leise Flüstern einer kleinen Brise, die in den Bäumen raschelte.
    Sie hob den Kopf und stand langsam auf.
    Auf dem Feld waren keine Wölfe zu sehen.
    Nur ein Mann.
    Der Mond stand hoch am nächtlichen Himmel. Die Wolken hatten sich aufgelöst, das Dunkel hatte nichts Unnatürliches mehr an sich. Der Mann stand da, eine große Silhouette, die etwas zu ihren Füßen betrachtete.
    Die Leiche des Feindes.
    Sie schluckte, wollte etwas sagen, doch ihre Kehle war wie zugeschnürt.
    Dann endlich: »Brent?«
    Er riss sich los und kam zu ihr. Er hinkte. Allmählich kam sie wieder zu Kräften, und ihr wurde warm genug, um die erstarrten Glieder zu bewegen. Sie eilte über das Feld zu ihm. Er schloss sie in die Arme, trat einen Schritt zurück, strich ihr ein paar wilde Strähnen aus der Stirn, untersuchte besorgt ihr Gesicht. Auch er zitterte. Schließlich küsste er sie sanft auf den Mund.
    Sie schmiegte sich an ihn. Einen Moment lang blieben sie einfach stehen, atmeten die süße Nachtluft ein, ließen sich von der sanften Brise und dem Mondlicht streicheln.
    Auf einmal wurde die Nacht von einer Explosion erschüttert. Flammen stiegen in die Höhe.
    Brent umarmte sie fest.
    »Das ist das Haus im Wald«, sagte er leise. »Jetzt ist es vorbei.«
    Sie wich ein wenig zurück. »Lucian«, murmelte sie besorgt. »Und sein Freund, Ragnor … Was ist mit ihnen?«
    »Es geht ihnen gut, sie sind den Flammen entronnen.«
    »Aber woher …?«
    »Ich würde es wissen, wenn es anders wäre«, erwiderte er nur. Er legte den Arm um ihre Schulter. »Wir müssen Ann nach Hause bringen«, meinte er.
    Sie nickte. Obwohl eine Feuersbrunst den Himmel erleuchtete, schien die Welt auf einmal wieder in Ordnung zu sein.

Epilog
    Sie saßen in dem kleinen Café an den Champs-Élysées, in das sie an dem Morgen gegangen waren, als Tara in Paris angekommen war.
    An diesem Morgen waren sie jedoch zu dritt: Ann, Tara und Jade DeVeau. Jade versuchte gerade, Tara noch einmal alles zu erklären, auch wenn Brent und ihr Großvater ihr die Geschichte bereits ausführlich erzählt hatten.
    Im Krieg war Brent nach einem verheerenden Angriff von einem feindlichen General entdeckt worden, der seinen Zustand auf den ersten Blick erkannt hatte. Damals nannte sich Gérard Andreson, und er war von seiner Kraft und Überlegenheit so überzeugt, dass er den schwer verwundeten Mann, der ihm hilflos ausgeliefert war, nicht fürchtete. Damals hatte ihn Medizin fasziniert – und die Fähigkeit des Menschen, Schmerz zu ertragen.
    Allerdings war ihm nie klar gewesen, dass er das Geschöpf, das ihn letztlich zu Fall bringen sollte, selbst schuf, indem er ihm jahrelang Schmerzen zufügte, von denen Brent sich jedoch immer wieder erholte.
    Doktor Weiss war ein grundgütiger, sanfter Mann gewesen. Durch ihn – und durch einen politischen Gefangenen, den sie damals befreit hatten, Jacques DeVant – hatte Brent in Paris eine Frau kennengelernt, Maggie Montgomery. Sie war mit Lucian befreundet und besaß viel Wissen und Heilkräfte. Brent hatte mittlerweile erfahren, was aus ihm geworden war, doch Maggie bewahrte ihn davor, in tiefe Verzweiflung zu verfallen. Durch all die Experimente, die man mit ihm im Lager angestellt hatte, würde er anders, und zwar viel stärker sein, erklärte sie ihm. Vielleicht würde er gelegentlich heftige Qualen leiden, bis er gelernt hatte, die Gewalt und die Bedürfnisse zu bezähmen, die ihm durch seinen verwandelten Körper erwachsen waren. Doch er schaffte es und schloss sich schließlich der Allianz an.
    In der Welt hinter der bekannten Welt gab es unterschiedliche Wesen, wie Tara nun erfuhr. Brent konnte seine Gestalt nicht wie die Vampire in einen Schatten verwandeln, aber er war stärker als der erfahrenste und geübteste Vampir. Salzwasser, das für Vampire tödlich war, machte ihm nichts aus. Er konnte keine Gedanken lesen, wie Lucian es konnte, aber er arbeitete daran.
    Die Nacht war mit einem Sieg zu Ende gegangen, der alle Erwartungen übertroffen hatte. Sogar die Polizei zeigte sich mit dem Ergebnis zufrieden.
    Javet hatte tatsächlich auf Tara gehört und den Mann aus Paris überprüfen lassen. Dabei war festgestellt worden, dass der Spezialist nicht der gewesen war, der zu sein er vorgegeben hatte. Javet schluckte dann auch widerspruchslos die Erklärung, dass der
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