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Reich der Schatten

Reich der Schatten

Titel: Reich der Schatten
Autoren: Shannon Drake
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was richtig ist, und sich einem Kodex zu unterwerfen, der die Achtung vor anderen Geschöpfen gebietet. Die Welt verändert sich ständig – ständig kommt es zu neuen Ängsten, neuen Freunden und neuen Feinden. Dasselbe gilt auch für die Welt, die wir nicht sinnlich wahrnehmen können. Auch dort haben sich die Regeln verändert. Aber im Grunde lässt sich wohl alles auf den klassischen Kampf reduzieren, den jeder mit sich selbst auszufechten hat – den Kampf zwischen den Möglichkeiten, Gutes zu tun oder Böses.«
    »Und warum macht Lucian dich nicht auch zu einem Vampir?«, fragte Ann.
    »Weil er nicht weiß, wie es ausgehen wird«, erklärte Jade. »Ich würde das Risiko gern eingehen, doch Lucian will das nicht. Ich wurde auch einmal gebissen, so wie du, aber ich habe mich davon erholt. Aber Lucian weiß natürlich nach wie vor nicht, ob die Seele wirklich unsterblich ist, und deshalb …«
    An der Stelle fragte Tara unverblümt: »Und wie ist das mit den Werwölfen?«
    »Was soll mit denen sein?«
    »Leben sie ewig?«
    Jade nahm einen Schluck Kaffee. »Nein. Aber sie altern sehr viel langsamer als normale Menschen. Werwölfe haben ihre Schwächen und ihre Stärken, und wie alle anderen Geschöpfe lernen auch sie im Lauf der Zeit vieles dazu. Wie man mir berichtet hat, bekam sich Brent anfangs nur schwer in den Griff. Er stand völlig unter dem Einfluss des Mondes: Bei Vollmond verlor er die Beherrschung über sich, und bei Neumond hatte er kaum mehr die Kraft, seine Gestalt zu wandeln, es sei denn in Notfällen. Aber im Lauf der Jahre hat er viel gelernt. Er verfügt über enorme Fähigkeiten. Und in seinem Bestreben, ihm Schmerzen zuzufügen, hat Gérard ihm zu unglaublichen Kräften verholfen.«
    Sie beugte sich vor, die Lippen zu einem leisen Lächeln verzogen. »Wir alle müssen immerzu Entscheidungen treffen. Wir werden ständig vor irgendeine Wahl gestellt. Aber was dich angeht, Tara – ich bin mir nicht sicher, ob du allzu viele Wahlmöglichkeiten hast. Du musst dir bewusst sein, dass du in die Allianz hineingeboren bist. Mitglieder der Allianz leben auf der ganzen Welt verstreut. So mancher wird wohl noch nicht wissen, dass du jetzt auch dazugehörst, aber im Notfall finden sie einander meist.« Sie sah Ann an. »Vielleicht hast du noch die Wahl, aber vielleicht ist es auch schon entschieden.«
    Ann zuckte die Schultern und fragte Jade: »Gibt es denn ein Mittel gegen Vampirismus?«
    »Nein – na ja, vielleicht schon, aber ich kenne nur einen Fall, in dem ein Vampir wieder zu einem normalen Sterblichen geworden ist. Aber da lagen die Dinge ganz anders. Zu Hause in Charleston, wo Lucian und ich und … unsere Gruppe unser Hauptquartier haben, gibt es eine Frau, Maggie. Ich habe euch schon von ihr erzählt – sie war diejenige, die Brent nach dem Krieg sehr geholfen hat. Und jetzt … na ja, das ist eine lange Geschichte. Jedenfalls hat sie einen Polizisten geheiratet und lebt jetzt in New Orleans. Brent wird euch sicher noch einiges von ihr erzählen. Aber am besten kommt ihr einfach mal zu Besuch. Es gibt so viele Geschichten, man kann sie gar nicht alle auf einmal erzählen.«
    Tara musste lächeln.
    New Orleans … sie liebte diese Stadt. Es wäre schön, New Orleans wieder mal einen Besuch abzustatten – und mehr zu erfahren.
    »Seltsam«, meinte sie zu Ann, »als wir zum ersten Mal hier saßen …«
    »Da habe ich über den Verlust eines Ungeheuers gejammert«, fiel Ann ihr ins Wort und schüttelte sich.
    »Ja, aber jetzt hast du alles überstanden.«
    »Und jetzt überlege ich mir, ob ich mit einem anderen Vampir zusammenleben möchte«, meinte Ann.
    Tara lachte. »Immerhin weißt du jetzt Bescheid … Ach, übrigens, Jade – du meintest, Vampire können keine Kinder bekommen. Wie ist das bei Werwölfen?«
    »Brent Malone ist eigentlich ein ganz normaler Mann, nur dass er eben ein paar außergewöhnliche Fähigkeiten hat. Ach, es gibt so vieles, worüber man nachdenken könnte: Geht es bei diesen Geschichten nur um eine Illusion oder um rein chemische Veränderungen? Wie ist Materie wirklich beschaffen? Ich fürchte, bislang hat noch keiner die richtigen Antworten gefunden.«
    »Wenn meine Cousine Brent heiratet, bekommt sie dann kleine Wölfe?«, wollte Ann, die praktisch Veranlagte, wissen.
    »Ann!«, rügte Tara.
    »Na ja, darauf läuft deine Frage doch hinaus, oder etwa nicht?«, erwiderte Ann eingeschnappt.
    Tara sagte nichts mehr. Sie sah die Männer zurückkommen. Sie waren im Büro
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