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Regelschaltung Jungbrunnen

Regelschaltung Jungbrunnen

Titel: Regelschaltung Jungbrunnen
Autoren: K. H. Scheer
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mich, die Taste niederzudrücken. Wir nannten sie »Quittungsknopf«, denn genau das stellte er dar.
    Bei all diesen Logikplänkeleien, die wegen der völlig andersartigen Umweltverhältnisse eigentlich nicht mehr streng logisch waren, fand ich es immer wieder erstaunlich, daß der Großroboter einem gewissen Kompetenzbürokratismus huldigte.
    Wieso hatte die ungeheuer leistungsfähige Maschine nicht längst erkannt, daß es auf die »Übernahme der Verantwortung« nicht mehr ankam? Allison und Nishimura hatten dafür bereits eine Fülle von gescheiten Erklärungen gefunden, aber damit hatte ich mich nicht abfinden können. Von einem Superrechner dieser Art war zu erwarten, daß er die jeweils gültige Situation in vollem Umfang erfaßte und berücksichtigte.
    Nach meiner Auffassung lag das auch nicht an einem einprogrammierten Unvermögen oder an einer elektronisch-positronischen »Starrköpfigkeit«, sondern allein an der richtigen Impulssteuergebung.
    Wir begingen Fehler, das war sicher. Auch ich beherrschte den unendlich komplizierten Kommandokodator noch lange nicht in all seinen tausendfältigen Befehlsbereichen. Wenn ich die richtige Kombination jemals finden sollte, würden selbst Gigantrechner wie ZONTA gehorchen und die Uraltprogramme löschen. In dieser Beziehung war ich ganz sicher.
    Leider hatten mir nicht einmal Koryphäen wie Allison, Nishimura, Professor Scheuning oder ein Abstraktlogist wie Reg J. Steamers praxisgerechte Anweisungen geben können.
    Mir erging es wie einem Schüler der zweiten Klasse, dem man im Unterricht einen elektronischen Superrechner mit allen Symbolen der hohen Mathematik in die Hand drückt. Der Schüler würde schon bei der Prozentrechnung aufgeben.
    So erging es mir bei der Ausnutzung der Kodatormöglichkeiten. Wir waren und blieben Zauberlehrlinge, die in unverantwortlicher Art mit dem Erbe eines unendlich überlegenen Volkes hantierten. Das war die reine Wahrheit.
    Ich tastete nach Kinys Psi-Muster, fand es und rief sie auf telepathischer Ebene an. Sie meldete sich sofort.
    »Reling hat Landeerlaubnis, Kleines. Gib es per Ultrafunk durch, aber laß dich nicht orten. Niemand weiß, ob die Sup-Ultrawelle der GWA nicht schon jemand bekannt ist. Der Chef soll kommen. Was will er eigentlich? Ich dachte, er befände sich an Bord des Untersee-Schlachtkreuzers MICHIGAN. Dort wäre er gut aufgehoben.«
    »Keine Ahnung, Sir. Wir haben auf eine diesbezügliche Anfrage keine Antwort erhalten. Er will unbedingt mit Ihnen sprechen. Nein, nicht per Sprechfunk oder über mich. Direkt, mündlich und persönlich. Mehr weiß ich auch nicht. Steamers ist außer sich, und TS-19 zermartert sich das Gehirn. Wir sind hier wohlauf. Es wird nachts nur sehr kalt. Der Pilot kann also wirklich ungefährdet landen?«
    »Wie ungefährdet, werden wir sehen, sobald er seine Hubtriebwerke abschaltet. Die Helden sollen so lange in der Maschine bleiben, bis ich ihnen höchstpersönlich zurufe, sie könnten aussteigen. Der KLAUSENWÄCHTER ist unberechenbar. Ich erinnere daran, daß er vor einigen Tagen zwei Calthur-Priester in Energie verwandelte, nur weil mir ein Formfehler unterlief. Richtet euch danach! Ende.«
    Ich löste mich aus der Konzentrationsphase und vernahm Hannibals Quasimodo-Stimme.
    »… woher Sie den Putenschenkel hatten, Sie Allesfresser. Wo her, eh? Haben wir hier vielleicht Konserven mit solchen Delikatessen? Mann, ich gehe jede Wette ein, daß er heimlich marsianische Mumien abnagt. Der Knochen sieht mehr als komisch aus.«
    Allison grinste nur und massierte seinen stattlichen Leib. Die Herkunft der Konserven war klar. Er mußte sie aus dem reichversorgten Stützpunkt FILIGRAN herübergeschmuggelt haben, als er die präparierte Schutzkleidung der beiden Super-Calthurs abgeholt hatte.
    Deshalb war der Knabe also so seltsam geflogen! Seine Rüc kenhubschraube war auf vollen Touren gelaufen, und trotzdem hatte er kaum Höhe halten können, da er mit Konserven vollgepackt gewesen war. Es war allerdings unerhört, daß er sie allein verspeist hatte.
    Nach einem verweisenden Blick schritt ich auf die wartenden Elektrowagen zu. Es war weit bis zu Hedschenins Schaltzentrale.
    Das ferne Donnern war verstummt. Der KLAUSENWÄCH TER schien sich an die Abmachung zu halten. Wenn ich allerdings an Relings Neuigkeiten dachte, wurde mir irgendwie seltsam zumu te. Als es Hannibal nicht unterlassen konnte, das Thema »Putenschenkel« zu beenden, wurde mir fast übel.
    Großer Mars, da hatte ich mir aber
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