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Regelschaltung Jungbrunnen

Regelschaltung Jungbrunnen

Titel: Regelschaltung Jungbrunnen
Autoren: K. H. Scheer
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ein großartiges Einsatzteam ausgesucht. Die Burschen konnten ein Standbild in Verlegenheit bringen.
     
     
2.
     
    Der Disput mit dem KLAUSENWÄCHTER hatte fast eine halbe Stunde gedauert. Für die Insassen der »BL 983 HUSTLER« war er lebensgefährlich gewesen.
    Überraschungen dieser Art kannten wir bereits durch die Verhaltensweise anderer marsianischer Robotkommandeure; aber der Beherrscher der Andenfestung schien ein besonderes Exemplar zu sein.
    Er hatte sich an die Abmachung gehalten und die Landung auf der geglätteten Felsplattform außerhalb der Festungseingänge erlaubt. Anschließend hatte er jedoch festgestellt, daß die Versorgungsladung der großen Maschine gegen irgendwelche Uralt-Sicherheitsgesetze verstieß!
    Auf meine Vorhaltung, das hätte er auch früher ermitteln können, war mir lakonisch erklärt worden, Feinstmessungen dieser Art wären nur aus der Nähe durchführbar.
    So waren General Reling, Oberstkommandierender der GWA und seine Begleiter schon wieder dem Tode nahe gewesen. Ich fragte mich mit steigender Besorgnis, ob Relings Nachrichten, oder was er sonst zu bieten hatte, diesen Aufwand überhaupt rechtfertigten.
    Das Ladegut des Transporters mochte nach Auffassung der GWA-Strategen für uns wertvoll, vielleicht sogar unerläßlich notwendig sein – nach Auffassung der Leute am grünen Tisch, wohlgemerkt!
    Wir, die wir uns im marsianischen Einsatzzentrum der Hochanden befanden, konnten ganz anderer Meinung sein!
    Ich hatte mich gehütet, Relings Bewußtseinsinhalt telepathisch zu erkunden. Ob sich Hannibal daran gehalten hatte, war ungewiß. Ich hatte ihn jedenfalls darum gebeten und ihm überdies die dienstliche Anweisung erteilt, es nicht zu tun.
    Dann, nach der erwähnten halben Stunde höchster Gefahr, hat te der Großroboter den Ausstieg endlich freigegeben und den »Gästen« sogar erlaubt, den Vorraum der Kodeschlag-Überprüfungszentrale zu betreten. Ich hatte darauf bestanden, weil ich nicht gewillt gewesen war, mich mit Reling draußen im eisigen Wind zu unterhalten.
    Es begann bereits zu dunkeln. Nur die schneebedeckten Berggipfel wurden noch vom Sonnenlicht getroffen. Sie reflektierten es in verschwenderischer Pracht. Es war 21:53 Uhr am 26. Juli 2011.
    Nun war eine der getarnten Mannpforten aufgeglitten. Dahinter lag die obligatorische Strahlschutz- und Bioschleuse, in der die beiden Personen erst einmal von Staubpartikeln und daran haftenden Erregern aller Art gesäubert wurden.
    Wir hatten uns gehütet, den roten Todesstreifen jenseits des Kodeschlag-Kontrollroboters vorzeitig zu überschreiten. Bisher hatte der KLAUSENWÄCHTER darauf bestanden, daß jede autorisierte Person trotz zahlreicher Kontrollen nochmals überprüft werden mußte, sobald sie den Internbereich verließ und dorthin zurückkehren wollte. Ich hoffte, die Bestimmung umgehen zu können.
    Vorerst beobachteten wir die Ankömmlinge mit Hilfe der vorzüglichen Bildortung.
    Relings breite, untersetzte Gestalt war unverkennbar. Seine Stachelhaare waren an den Schläfen blütenweiß geworden; der Oberlippenbart war es schon lange vorher gewesen.
    Bei der zweiten Person handelte es sich um eine Frau. Ich erkannte Dr. Anne Burner an der hohen, hageren Erscheinung und den eckig wirkenden Bewegungen.
    Als ich sie gesehen hatte, war mir klargeworden, daß der Alte nicht nur aus Neugierde in die Hochanden geflogen war. Anne, die fähige Einsatzpsychologin der GWA, gehörte zu den wenigen Menschen, die über Hannibals und meine Rolle informiert waren. Sie hatte auch bereits am Mondeinsatz teilgenommen und einen guten Einblick in die Geschehnisse gewonnen. Vor allem die neuen Machthaber waren ihr bekannt.
    Wir warteten, bis der Kommandoroboter den Eintritt zum Vorraum freigab. Die starken Stahlschotte schoben sich in den Felsboden zurück, aber die stationären Automatwaffen blieben ausgefahren.
    Reling und Anne betraten den großen Saal. Sie gaben sich betont gelassen, waren jedoch innerlich verunsichert. Der Alte hatte wohl erst sehr spät die Einsicht gewonnen, welchen Unsinn er eingeleitet hatte. Hier wurde er nicht als Chef der GWA akzeptiert. Für den KLAUSENWÄCHTER war er mein Untergebener. Eine andere Begriffsfassung konnte nicht in Frage kommen.
    Ich stand hinter der roten Linie. Sie konnte nur überschritten werden, wenn man die vorschriftsmäßige 3-Meter-Schleuse benutzte.
    Sie führte durch den Gatterkäfig des Kontrollroboters hindurch, in dem der Kodeschlag eines menschlichen Herzens abgehört
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