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Regelschaltung Jungbrunnen

Regelschaltung Jungbrunnen

Titel: Regelschaltung Jungbrunnen
Autoren: K. H. Scheer
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wurde.
    »Bleiben Sie stehen, sofort!« rief ich den Eintretenden zu. Meine Toterlay-Donnerstimme überbrückte die Entfernung mühelos. »Sie sollten allmählich begreifen, daß Sie sich in der Höhle des Löwen befinden. Warten Sie!«
    Ich rief mit dem Kommandokodator den Befehlsroboter an.
    »… halte ich es für akzeptabel, meine Freunde und mich die Kontrollschranke passieren zu lassen, um mit meinen soeben an gekommenen Mitarbeitern müheloser sprechen zu können.«
    »Gewährt, HC-9.«
    Die Erlaubnis kam zu schnell. Sie machte mich argwöhnisch.
    »Selbstverständlich hast du das zu gewähren«, entgegnete ich ärgerlich, ohne im Moment zu begreifen, daß solche Emotionen lächerlich waren. »Ich fordere den erneuten Einlaß ohne nochmalige Kodeschlagkontrolle. Sie ist lästig.«
    »Nicht gewährt. Unumstößliches Programmgesetz der Saghon-Stufe. Sie können aber jederzeit gehen.«
    Ich gab es auf. Der Handel lohnte nicht.
    Anne Burner nahm ihren Schutzhelm ab. Ihr asketisches Gesicht mit den gelben Pferdezähnen wurde erkennbar. Reling schaute sich argwöhnisch um. Durch seine angespannte Haltung wirkte er wie eine angriffslustige Bulldogge.
    »Machen Sie keine Dummheiten«, warnte Dr. Samy Kulot, unser Einsatzmediziner, überhastet. Er stand hinter mir. Nishimu ra war ebenfalls aus den Tiefen der Felsenfestung nach oben gekommen.
    »Ich dachte, Sie hätten hier die Kommandogewalt übernommen«, empörte sich Reling. »Das ist ja …«
    »Das ist die Logik ausgestorbener Intelligenzen, die zu Ihren Lebzeiten sehr viel zu bewahren hatten«, unterbrach ich ihn. »Sir, verhalten Sie sich gelassen. Verzichten Sie möglichst auf Ihre gewohnten ›Nachdenkbewegungen‹. Das heißt also, daß Sie hier nicht auf und ab rennen sollten. Wenn Sie näher als auf einen Meter an die rote Linie herankommen, werden Sie energetisch aufgelöst. Daran ändert auch mein Kodator nichts.«
    »Ich hätte mir an Ihrer Stelle noch vor dem Wahnsinnsbesuch den Kodeschlag des Saghon besorgt«, warf Allison ein. Er war verärgert. »Wer hat mir in der Basis SMARAGD ständig vorgehalten, wie unzulänglich ich meinen Willen und damit meinen Herzmuskel beherrschen würde? Wer hat mir hundertmal angedroht, das müßte ja zur Hinrichtung führen? Das waren doch wohl Sie, oder? Und nun katapultieren Sie Konnat von einer Verlegenheit in die andere, indem Sie ihm zumuten, Ihre närrischen Handlungen auf den erforderlichen Logiknenner zu bringen. Na hören Sie mal!«
    »Und mit einem Transporter voller Atomüberraschungen kommt er auch noch an«, nörgelte der Kleine. »Mann, Sie sollen doch Ihren Heldenkörper nicht so nahe an die Gefahrenlinie heranschaukeln. Spinnen Sie?«
    Diese Äußerungen waren typisch für den Kleinen. Reling war aber wirklich unvorsichtig. Entweder konnte er sein Temperament nicht zügeln, oder er unterlag einem seelischen Zustand, der schon chaotisch sein mußte. Normalerweise gab er sich als Knurrhahn mit goldenem Herzen. Dabei vergaß er aber nie seine ureigenste Haltung und vor allem nicht seinen hohen Intellekt. Ich spürte längst die von ihm ausgehenden Psi-Wogen. Sie enthielten gewisse Frequenzen, denen ich nur erschreckt lauschen konnte. In der Zwischenzeit waren bedeutsame Dinge geschehen.
    »Halten Sie ihn zurück, Anne!« rief ich der Wissenschaftlerin zu. »Wir müssen uns leider über die Linie hinweg unterhalten. Das sollte aber gut möglich sein. Die Ausrüstungsgüter lassen wir später durch Festungsroboter in den Internbereich bringen. Das ist ohne Schwierigkeiten durchführbar. Nochmals, Anne, Ihre Reise zur Festung des Saghon war und ist überkritisch. Sie können uns jederzeit über Kiny Edwards erreichen, die wiederum über Richtstrahlfunk GWA-Sup oder per Kurier unterrichtet werden kann. Was soll das?«
    Anne schnitt dem Alten das Wort ab. Er stand breitbeinig vor der Felswand und starrte zu uns herüber.
    »Zwei Gegenargumente, Mr. Konnat. Die Sup-Ultrawelle der GWA erscheint uns nicht mehr abhörsicher. Nachrichten höchster Geheimhaltungsstufe wollen wir ihr in diesem Stadium der Ereignisse nicht mehr anvertrauen.«
    »Das ist in Ihrem Gehirn gediehen. Schön, wie geht es weiter?«
    Sie lächelte in ihrer unnachahmlichen Art. Das herbe Gesicht wurde weich und ausdrucksvoll. Es war immer faszinierend zu beobachten, wie sich diese Frau verändern konnte.
    »Zunächst das zweite Argument, Thor. Wenn man einen Kurier zu Kiny schickt, kann man auch sofort zu Ihnen kommen. Das ist sicherlich mit
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