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Regelschaltung Jungbrunnen

Regelschaltung Jungbrunnen

Titel: Regelschaltung Jungbrunnen
Autoren: K. H. Scheer
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Schwierigkeiten verbunden, aber die zu beseitigen, haben wir Ihnen zugetraut. Das direkte Gespräch erlaubt andere Auslegungen und eine bessere Argumentation von beiden Seiten.«
    »Fangen Sie an«, bat ich innerlich ruhiger werdend. Anne war eine der klügsten Frauen dieser Welt, das war sicher. Wenn sie bewußt ein so großes Risiko eingegangen war, dann nicht ohne triftigen Grund.
    »Professor Marcus Owen Toterlay, der Mann, den Sie darstellen, ist – Moment, kann in dieser Umgebung offen darüber gesprochen werden?«
    »Ja. Der KLAUSENWÄCHTER ist über meine Rolle informiert. Was ist mit Toterlay?«
    »Er ist geflohen«, erklärte sie gelassen.
    Auf uns wirkte die Nachricht wie eine unerwartete Explosion. Hannibal schwieg. Ich ahnte, daß er längst telepathische Erkundigungen eingeholt hatte.
    Allison fluchte unterdrückt, während Samy verlegen lächelte. Nishimuras Augen hatten sich verengt. Auf seinen Lippen lag ein maskenhaftes Lächeln.
    »Wie, wohin und in welcher Form?« wollte ich erregt wissen. »Was haben Sie unternommen, um …«
    »Vielleicht begreifen Sie jetzt, warum ich persönlich gekommen bin«, unterbrach mich Arnold G. Reling.
    Seine Stimme klang ausgeglichen. Er schien den Schock überwunden zu haben. In seinen Augen lag ein Ausdruck von Ironie. Das war unverkennbar Reling; der alte, gefährliche Fuchs, der seit einigen Jahrzehnten der GWA den Weg zum Erfolg wies.
    »Marcus Owen Toterlay hat bewiesen, welch ein genialer Wis senschaftler und gleichzeitig gewissenloser Verbrecher er war«, fuhr er fort.
    Ein Wortbegriff schien in meinem Gehirn eine Fackel zu entzünden.
    »War?« sprach ich dazwischen.
    Ich erntete einen eisigen Blick.
    »Ich habe noch immer etwas gegen Unterbrechungen, junger Mann. Beherrschen Sie sich. Jawohl – war! Er ist vor etwa drei Stunden von einem Unterwasserkommando der GWA gestellt worden. Es geschah in zweitausend Meter Tiefe, nahe dem Nordpol, wo Toterlay soeben dabei war, den Inhalt einer unterseeischen Stahlkuppel für sich nutzbar zu machen. Es handelt sich um eine der zahllosen altmarsianischen Bodenstationen, von denen wir offenbar noch lange nicht alle entdeckt haben. Die Kuppel besteht aus MA-Stahl, versank vor 187 000 Jahren und wurde von Toterlay noch vor seiner Verhaftung durch die GWA entdeckt. Unsere Experten stellten fest, daß Toterlay in dem alten Festungswerk jene marsianischen Gerätschaften eingelagert hatte, die er in der australischen Nachschubwüste mit Unterstützung der Calthur-Priester stahl. Meine Frage an Sie, Herr Hexenmeister, wieso haben Sie das anläßlich der telepathischen Verhöre nicht aus Toterlays Bewußtseinsinhalt erfahren können? Haben Sie versagt, oder haben Sie sich nur keine Mühe gegeben? Warum nicht?«
    Ich wahrte meine Fassung. Es fiel mir leicht, weil Hannibal außer einem zynischen Lächeln keine Reaktion zeigte.
    Doch, jetzt begann er unverhofft zu sprechen.
    »Reling und Anne sind hier, um einen von anderen Leuten aufgeworfenen Verdacht zu entkräften. Man kam also nicht nur wegen Toterlays Flucht. Ganz klar, daß der Chef deswegen persönlich erscheinen mußte. Weißt du, Großer, im Hauptquartier ist wieder einmal die Mutantenangst ausgebrochen. Wieder werden wir von einigen Leuten als Monstren angesehen. Jene haben nun den Verdacht geäußert, wir hätten sehr wohl gewußt, daß Toterlay über einen unterseeischen Nordpol-Stützpunkt verfügt hätte, das jedoch für uns behalten, weil wir uns wegen der eventuell gegen uns ausbrechenden Hexenjagd ein bißchen absichern wollten.
    Unsere verehrte Anne hat deswegen dafür gesorgt, daß der Chef persönlich mitflog. Siehst du klar?«
    Reling sprach kein Wort, aber seine Atemzüge waren deutlich zu hören. Ich sprach ihn an.
    »Sir, ich habe bisher darauf verzichtet, Ihren Bewußtseinsinhalt zu sondieren, obwohl es vielleicht besser gewesen wäre, es zu tun. Wir haben nichts verschwiegen und uns auch alle Mühe gegeben. Toterlays Lebensweg lag klar vor uns. Über die Existenz der Festungskuppel wurden wir mit keinem Impuls unterrichtet. Da er aber zum Zeitpunkt der Telepathieverhöre längst darüber informiert gewesen sein mußte, steht es fest, daß er für diesen winzigen Sektor seines tiefgründigen Bewußtseinsinhalts eine gute, nicht erkennbare Psi-Blockade besaß. Ich darf Sie daran erinnern, daß niemand unter den Vertretern des Homo tyrannus telepathisch zu belauschen oder suggestiv zu beeinflussen ist. Marsianische Techniken ermöglichen die Herstellung
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