Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Regelschaltung Jungbrunnen

Regelschaltung Jungbrunnen

Titel: Regelschaltung Jungbrunnen
Autoren: K. H. Scheer
Vom Netzwerk:
telepathisch gelauscht. »Ich sehe nur den Erfolg, und der ist lediglich ein Faktor. Das Vorgeplänkel mit den Calthur-Priestern ist unwichtig geworden. Oder hatten wir etwa keinen direkten Kontakt mit den Superleuten? Nur das zählt jetzt noch. Komm schon!«
    Er drängte mich durch den Bogengang. Draußen erblickte ich Allisons füllige Gestalt.
    Er lehnte mit den Schultern an der Felswand, hatte bequem die Beine übereinandergeschlagen und nagte an einem Knochen, der noch von einigen Fleischresten umgeben war.
    »Hast du Töne«, staunte der Kleine. »Woher stammt das, Allison?«
    Er sprang nach vorn und wollte nach dem Knochen greifen. Framus hielt ihn mit einer spielerisch anmutenden Handbewegung auf Distanz.
    »Wenn Sie auch wie ein halbierter Gorilla mit einem Quallengesicht aussehen, so haben Sie noch lange nicht anständige Leute anzuspringen«, wurde unser Giftzwerg belehrt.
    Hannibal holte tief Luft, doch ehe er eine seiner bemerkenswerten Redewendungen an den Mann bringen konnte, begannen die Felslautsprecher der festungsinternen Rundrufanlage zu dröhnen. Auf den allerorts angebrachten Bildschirmen erschien Dr. Dr. Kenji Nishimura.
    »KLAUSENWÄCHTER gibt Anflugalarm«, hallte seine Stimme auf. »Gefechtsbereitschaft wird hergestellt. Die Kontrollen sind einwandfrei ablesbar. Es muß sich um eine größere, atomar bewaffnete Maschine handeln, oder der Steuerroboter würde nicht reagieren. Frage an HC-9, wollen Sie die Insassen telepathisch überprüfen, oder wollen wir eine möglicherweise falsche Beschlußfassung des Großrechners abwarten?«
    Allison hatte längst die hinter ihm angebrachte Leuchtplatte der Kommunikationsverbindung berührt. Über der geglätteten Felswand wurden die Umrisse einer energetischen, mikrophonähnlichen Tonaufnahme sichtbar.
    Sie hatte keinerlei befehlsgebende Bedeutung – und das war in dem Augenblick wichtig. Ich trat vor.
    »Geben Sie sofort Anweisung für absolutes Defensivverhalten. Ich unterstütze Sie notfalls mit einem Kodatorbefehl der Hoch rangstufe. Fordern Sie vom KLAUSENWÄCHTER eine Massen-, Werkstoff- und Triebwerksauslegungsanalyse an. Aus welcher Himmelsrichtung kommt der Flugkörper?«
    »Exakt West, Sir. Ich habe die Maschine auf den Ferntastern. Es könnte ein schneller VSTOL-Transporter der Navy sein. Die Klappenverschlüsse der rumpfseitigen Hub-Strahltriebwerke sind gut zu erkennen. Ich schalte, Sir.«
    »Schalten Sie bitte die Objekterfassung auf die Bildschirme der Gruftzone um.«
    Unter meinen Füßen bebte plötzlich der Felsboden. Ein dumpfes Rumoren klang auf.
    »Bei dem Geräusch wird mir immer übel«, meinte Framus. Er wischte sich mit einer fahrigen Handbewegung den Schweiß von der Stirn und zerrte unbewußt die letzten Fleischreste von dem Knochen.
    »Er frißt sich noch die Hühneraugen zu, wenn er schon zwei Jahre lang im Sarg gelegen hat«, regte sich Hannibal auf. »He, Allison, ich möchte etwas hören, das entfernt an eine wissenschaftliche Erklärung erinnert.«
    »Worüber? Über den Schenkelhalsknochen eines gemeuchelten Truthahns?«
    Hannibal ließ einige massive Kränkungen hören, während ich mich dabei ertappte, wie ich über den Begriff »Schenkelhalsknochen« nachdachte. Besitzt ein Truthahn so etwas überhaupt?
    Das Geräusch verstärkte sich. Der Boden vibrierte heftiger.
    »Mindestens drei Hochleistungsreaktoren plus Umformerbänke«, erklärte der Physiker. »Freunde, es wird ernst. Der Großroboter scheint das Flugobjekt verdächtig zu finden. Wenn das unsere Leute sind, dann benehmen sie sich schlichtweg närrisch! Man fliegt eine Marsfestung nicht so zielstrebig an, zumindest aber nicht mit einer offenbar atomar bewaffneten Maschine. Tun Sie etwas, Konnat.«
    »Abwarten«, wehrte ich ab. »Das Gehirn fährt vorerst lediglich einige Leistungsreaktoren hoch, um für den Fall der Defensive gerüstet zu sein. Sie sollten wissen, daß es einige Zeit dauert, etliche Millionen Gigawatt bereitzustellen.«
    Framus schloß mit einiger Mühe den Magnetverschluß seiner atlantischen Uniformkombination. Unter seinem Adamsapfel wurde die violett strahlende, achteckige Kodeschlagmarke des Mondgehirns erkennbar. Wir konnten es uns trotz der Anerkennung durch den hiesigen Großrechner nicht erlauben, das Identifizierungssymbol nicht eng um den Hals zu tragen. Die Logik einer Maschine erforderte die strengste Beachtung aller Details, die für einen Roboter nun einmal wichtig waren.
    Kenji Nishimura hatte seine Schaltung endlich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher