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Rebus - 09 - Die Sünden der Väter

Rebus - 09 - Die Sünden der Väter

Titel: Rebus - 09 - Die Sünden der Väter
Autoren: Ian Rankin
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würde er den Artikel überfliegen. »>Sechsundzwanzig Jahre alt, aus Govan... in seiner Zelle mit Stich im Herz aufgefunden... keine Zeugen, Tatwaffe trotz gründlicher Suche nicht gefundene« Er machte tch-tch . »Bisschen unvorsichtig.«
    »Er war also der Killer, den man auf Cafferty angesetzt hatte?«
    »Wirklich?« Das Wiesel machte ein entsetztes Gesicht.
    »Zum Teufel mit Ihnen«, sagte Rebus und schaute wieder aus dem Fenster.
    »Ach, übrigens, Rebus, falls Sie beschließen sollten, den Unfallverursacher nicht vor Gericht zu schleifen...« Das Wiesel hielt ihm etwas hin. Einen selbst gebastelten Schraubenzieher, nadelspitz geschliffen, Griff mit Klebeband umwickelt. Rebus sah ihn angewidert an.
    »Das Blut habe ich abgewaschen«, versicherte ihm das Wiesel. Dann lachte er wieder. Rebus hatte das Gefühl, auf der Fähre in der Hölle zu sitzen. Vor sich sah er die graue Weite des Firth of Forth, jenseits davon Fife. Sie fuhren jetzt zwischen Docks, Gaswerken und Lagerhallen entlang. Das Gebiet war zur Sanierung vorgesehen, sollte von Leith aus erschlossen werden. Die ganze Stadt veränderte sich. Verkehrsführung und Vorfahrt wurden über Nacht geändert, Kräne kamen auf Baustellen nicht zur Ruhe, und die Stadtverwaltung, die ständig jammerte, sie sei pleite, betrieb die vielfältigsten Projekte, um Erscheinungsbild und Ausdehnung von Rebus Wahlheimat weiter zu verändern.
    »Wir sind gleich da«, sagte das Wiesel.
    Rebus fragte sich, ob es ein Zurück geben würde.
    Sie hielten am Tor eines Lagerhauskomplexes. Der Fahrer öffnete das Vorhängeschloss, zog die Kette ab. Das Tor schwang zurück. Sie fuhren hinein. Das Wiesel befahl dem Fahrer, auf der Rückseite des Gebäudes zu parken. Vor ihnen stand ein schlichter weißer Lieferwagen, mehr Rost als Metall. Das Heckfenster war übermalt worden, wodurch er bei Bedarf einen passablen Leichenwagen abgeben konnte.
    Als sie ausstiegen, erfasste sie eine salzige Windbö. Das Wiesel schlurfte auf eine Tür zu und knallte einmal mit der Faust dagegen. Die Tür wurde von innen geöffnet. Sie traten ein.
    Eine riesige Halle, in der sich lediglich ein paar Kisten und zwei, drei mit Wachstuch abgedeckte Maschinen befanden. Und zwei Männer: der eine, der sie hineingelassen hatte, und ein zweiter am anderen Ende des Raums. Dieser Mann stand vor einem Holzstuhl, auf dem, halb von ihm verborgen, eine gefesselte Gestalt saß. Das Wiesel ging voraus. Rebus versuchte, seine zunehmend flache Atmung in den Griff zu bekommen. Sein Herz raste, seine Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt. Er schluckte seine Wut hinunter, war nicht sicher, dass er es schaffen würde, sie im Zaum zu halten.
    Als sie nur noch zweieinhalb Meter vom Stuhl entfernt waren, nickte das Wiesel, und der Mann trat beiseite und gab Rebus den Blick auf die Gestalt eines zu Tode verängstigten Kindes frei.
    Eines Jungen.
    Neun oder zehn, nicht älter.
    Ein blaues Auge, die Nasenlöcher blutverkrustet, beide Wangen grün und blau, am Kinn eine Schürfwunde. Aufgeplatzte Lippen, die allmählich schon wieder verheilten, an den Knien aufgerissene Hosen, nur ein Schuh. Und ein Geruch, als ob er in die Hose gepinkelt hätte; wenn nicht Schlimmeres.
    »Was zum Teufel ist das?«, fragte Rebus.
    »Das«, antwortete das Wiesel, »ist der kleine Scheißkerl, der den Wagen gestohlen hat. Der an einer roten Ampel Angst bekam, durchgebrettert ist und dann die Kontrolle über die Pedale verloren hat, weil er mit den Füßen kaum ranreichte. Das...« Das Wiesel trat an das Kind heran, legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Das ist der Täter.«
    Rebus sah den Männern ins Gesicht. »Ist das Ihre Vorstellung von einem Witz?«
    »Kein Witz, Rebus.«
    Er starrte den Jungen an. Eingetrocknete Tränenspuren. Die Augen blutunterlaufen. Die Schultern bebend. Sie hatten ihm die Arme hinter dem Rücken gefesselt. Seine Knöchel an die Stuhlbeine.
    »B-bitte, Mister...« Spröde, brüchige Stimme. »Ich... helfen Sie mir, b-bitte...«
    »Hat das Auto geklaut«, sagte das Wiesel, »hat dann den Unfall gebaut, Schiss gekriegt und die Karre in der Nähe seiner Wohnung stehen lassen. Hat die Radiokonsole und die Kassetten mitgenommen. Er wollte das Auto für ein Rennen. Damit vertreiben die sich die Zeit: Autorennen durch die Siedlungen veranstalten. Der Knirps hier kriegt ein Auto in zehn Sekunden kurzgeschlossen.« Er rieb sich die Hände. »So... da wären wir also.«
    »Helfen Sie mir...«
    Rebus erinnerte sich an das Graffito:
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