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Rebus - 09 - Die Sünden der Väter

Rebus - 09 - Die Sünden der Väter

Titel: Rebus - 09 - Die Sünden der Väter
Autoren: Ian Rankin
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unterhalten?«
    »Später, ja.«
    »Sind Freunde geworden?«
    »Nicht direkt... na ja, vielleicht. Er wusste unheimlich viel, hatte echt was auf dem Kasten.«
    »Sie waren beeindruckt.«
    Pretty-Boy nickte. Ja, das konnte sich Rebus vorstellen. Bis dahin war sein Rollenvorbild Tommy Telford gewesen, aber Pretty-Boy strebte nach Höherem. Er wollte Klasse . Er wollte, dass die Leute ihn wegen seines Verstands bewunderten. Rebus wusste, wie verführerisch Lintz' Erzählungen sein konnten. Um wie viel verführerischer mussten sie für Pretty-Boy gewesen sein...
    »Was ist dann passiert?«
    Pretty-Boy veränderte seine Position. »Seine Vorlieben haben sich geändert.«
    »Oder seine eigentlichen Vorlieben sind zum Vorschein gekommen?«
    »Das habe ich mich auch gefragt.«
    »Also, was wollte er?«
    »Er wollte, dass die Mädchen... er hatte so ein Stück Seil... er hatte eine Schlinge hineingeknüpft.« Pretty-Boy schluckte. Sein Anwalt schrieb nicht mehr mit, hörte aufmerksam zu. »Er wollte, dass die Mädchen sie sich über den Kopf zogen, sich dann hinlegten und so taten, als wären sie tot.«
    »Angezogen oder nackt?«
    »Nackt.«
    »Und?«
    »Und er... er saß auf seinem Stuhl und geilte sich daran auf. Ein paar Mädchen machten nicht mit. Er wollte die ganze Nummer: aufgerissene Augen, raushängende Zunge, verrenkter Hals...« Pretty-Boy fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare.
    »Haben Sie je darüber geredet?«
    »Mit ihm? Nein, nie.«
    »Worüber haben Sie denn dann geredet?«
    »Alles Mögliche.« Pretty-Boy starrte an die Zimmerdecke und lachte. »Einmal hat er mir gesagt, er würde an Gott glauben, das Problem war bloß, dass er nicht wusste, ob Gott an ihn glaubte. Kam mir in dem Moment irre clever vor... Er schaffte es immer, mich zum Nachdenken zu bringen. Und das war derselbe Typ, der sich zu >Leichen‹ mit einem Strick um den Hals einen runterholte.«
    »Diese ganze persönliche Aufmerksamkeit, die Sie ihm widmeten...«, sagte Rebus. »Sie haben ihn abgecheckt, stimmt's?«
    Pretty-Boy sah auf seinen Schoß und nickte.
    »Fürs Tonbandgerät, bitte.«
    »Tommy wollte von jedem Freier wissen, ob sich was aus ihm rausholen ließe.«
    »Und...?«
    Pretty-Boy zuckte die Achseln. »Wir haben von der Nazigeschichte erfahren, und da war uns klar, dass wir ihm nicht mehr Ärger machen konnten, als er so schon hatte. Da haben wir bloß noch drüber gelacht und überlegten uns, ihm zu drohen, dass wir ihn als Perversen bloßstellen würden, während die Zeitungen gleichzeitig behaupteten, er wäre ein Massenmörder.« Er lachte wieder.
    »Also haben Sie die Idee fallen lassen?«
    »Ja.«
    »Aber er hat Ihnen fünf Riesen gezahlt.« Auf gut Glück.
    Pretty-Boy leckte sich über die Lippen. »Er hatte versucht, sich umzubringen. Hat er mir selbst erzählt. Hat das Seil ganz oben ans Treppengeländer gebunden und ist gehüpft. Bloß, dass es nicht funktioniert hat. Geländer hin, und er eine halbe Treppe tiefer auf die Schnauze gefallen.«
    Rebus erinnerte sich: das zerbrochene Treppengeländer.
    Rebus erinnerte sich: Lintz mit einem Schal um den Hals, stockheiser. Hatte Rebus erzählt, er hätte eine Halsinfektion.
    »Er hat Ihnen das erzählt?«
    »Er rief im Büro an, meinte, wir müssten uns sehen. Das war ungewöhnlich. Bis dahin hatte er immer von Telefonzellen aus angerufen und nur auf mein Plandy. Der alte Knacker geht auf Nummer sicher, hatte ich immer gedacht. Dann ruft er von zu Hause aus an, direkt im Büro.«
    »Wo haben Sie sich getroffen?«
    »In einem Restaurant. Er hat mich zum Essen eingeladen.« Die junge Frau... »Erzählte mir, er hätte versucht, sich umzubringen, und hätt's nicht geschafft. Er sagte immer wieder, er hätte sich als ›Charakterschwein‹ erwiesen, was immer das heißen mag.«
    »Und, was wollte er?«
    Pretty-Boy starrte Rebus an. »Er brauchte jemand, der ihm hilft.«
    »Sie?«
    Pretty-Boy zuckte die Achseln.
    »Und der Preis war in Ordnung?«
    »Feilschen war nicht nötig. Er wollte, dass es auf dem Warriston passiert.«
    »Haben Sie gefragt, warum?«
    »Ich wusste, dass er den Friedhof mochte. Ich habe ihn zu Hause abgeholt, ganz früh am Morgen, und ihn da hingefahren. Er wirkte so wie immer, nur dass er mir in einem fort für meinen ›Liebesdienst‹ gedankt hat. Ich hätt ihm fast eine reingehauen. Für solche Dienste sind bei uns die Mädchen zuständig.«
    Rebus grinste wie erwartet schief. »Erzählen Sie weiter«, sagte er.
    »Gibt nicht mehr viel zu
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