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Rebus - 09 - Die Sünden der Väter

Rebus - 09 - Die Sünden der Väter

Titel: Rebus - 09 - Die Sünden der Väter
Autoren: Ian Rankin
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erzählen, oder? Er hat den Kopf in die Schlinge gesteckt. Er hat gesagt, ich soll am Seil ziehen. Ich hab noch ein letztes Mal versucht, ihm die Sache auszureden, aber der Kerl war fest entschlossen. Das ist doch kein Mord, oder? Beihilfe zum Selbstmord ist in vielen Ländern ganz legal.«
    »Woher kam die Delle am Kopf?«
    »Er war schwerer, als ich dachte. Beim ersten Versuch ist mir das Seil aus der Hand gerutscht, und er ist hingefallen, hat sich die Birne angeschlagen.«
    Bobby Hogan räusperte sich. »Brian, hat er... ganz am Schluss... noch irgendwas gesagt?«
    »Letzte Worte und so?« Pretty-Boy schüttelte den Kopf. »Hat bloß ›danke‹ gesagt. Armer Dreckskerl. Noch eins: Er hat alles aufgeschrieben.«
    »Was?«
    »Dass ich ihm geholfen habe. War wie eine Lebensversicherung, für den Fall, dass man mir auf die Spur kommen würde. Im Brief steht, dass er mich bezahlt hat, damit ich ihm helfe.«
    »Wo ist der?«
    »In einem Safe. Ich kann ihn Ihnen holen.«
    Rebus nickte, reckte sich. »Haben Sie jemals mit ihm über Villefranche gesprochen?«
    »Ab und an - meist ging's darum, wie ihn die Zeitungen und das Fernsehen hetzten, wie schwierig es dadurch für ihn wurde, wenn er... Damengesellschaft wollte.«
    »Aber über das Massaker selbst nicht?«
    Pretty-Boy schüttelte den Kopf. »Aber wissen Sie, selbst wenn er es mir gesagt hätte, würde ich's Ihnen nicht erzählen.«
    Rebus klopfte mit dem Stift auf den Tisch. Er wusste, dass der Lintz-Fall abgeschlossen war. Bobby Hogan wusste das ebenfalls. Das Geheimnis um Lintz' Tod war endlich gelüftet. Sie wussten, dass er von der Rattenlinie unterstützt worden war, aber sie würden niemals erfahren, ob er Josef Linzstek gewesen war oder nicht. Die Indizien waren erdrückend; aber auch diejenigen, die dafür sprachen, dass Lintz zu Tode gehetzt worden war. Seine nekrophilen Spielchen mit den Hostessen hatte er erst begonnen, nachdem man die öffentlichen Anschuldigungen gegen ihn erhoben hatte.
    Hogan fing Rebus' Blick auf und zuckte die Achseln, als wollte er sagen: Was spielt das noch für eine Rolle? Rebus nickte. Einerseits hätte er gern eine Pause eingelegt, aber jetzt, wo Pretty-Boy in Fahrt gekommen war, durfte man ihn nicht aufhalten.
    »Danke, Mr. Summers. Sollten uns weitere Fragen zum Thema einfallen, werden wir noch einmal auf Mr. Lintz zurückkommen. Lassen Sie uns aber zunächst über die Beziehung von Thomas Telford zu Jake Tarawicz reden.« Pretty-Boy rutschte ein bisschen auf dem Stuhl herum, als wollte er es sich gemütlich machen. »Das könnte eine Weile dauern«, sagte er.
    »Wir haben Zeit«, erklärte Rebus.
37
    Am Ende bekamen sie alles.
    Pretty-Boy brauchte eine Ruhepause, und sie nicht minder. Andere Teams erschienen, bearbeiteten andere Aspekte des Falls. Die Bänder füllten sich, wurden anderswo abgehört, transkribiert und ausgewertet. Auftauchende Rückfragen wurden an den Vernehmungsraum weitergeleitet. Telford schwieg. Rebus ging ihn sich ansehen, nahm eine Weile ihm gegenüber Platz. Telford zuckte kein einziges Mal mit der Wimper. Er saß stocksteif da, die Hände auf den Knien. Und währenddessen wurde Pretty-Boys Geständnis dazu verwendet, andere Bandenmitglieder auszuquetschen -und wer erst mal zu singen anfing, wurde nicht mehr von der Bühne gelassen.
    Die Reihen brachen auseinander: erst langsam, dann erdrutschartig, eine Lawine von Anschuldigungen, Ausreden und Leugnen. Und sie bekamen alles.
    Telford und Tarawicz: osteuropäische Prostituierte, die nach Norden, Schläger und Stoff, die nach Süden geschafft wurden.
    Mr. Taystee: hatte mehr abgezweigt, als ihm zustand; dementsprechend verfuhr man mit ihm.
    Die Japaner: hatten Telford als ihren Einstieg in Schottland benutzen wollen, weil ihnen das Land als eine günstige Operationsbasis erschienen war.
    Nur dass Rebus ihnen die Sache jetzt vermasselt hatte. In seiner »Informationsmappe« hatte er Shoda davor gewarnt, sich weiter um Poyntinghame zu bemühen, da er andernfalls in »laufende polizeiliche Ermittlungen« hineingezogen werden würde. Die Yakuza waren nicht blöd. Sie würden sich nicht wieder blicken lassen...
    jedenfalls nicht so bald.
    Die letzte Amtshandlung dieser Nacht: Rebus stieg hinunter in den Zellentrakt, schloss eine der Türen auf und sagte Ned Farlowe, er sei frei, er habe nichts mehr zu befürchten.
    Anders als Mr. Pink Eyes. Die Yakuza hatte eine Rechnung zu begleichen, und die blieb nicht lange offen. Man fand ihn in einem Wagen in seiner
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