Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rebus - 09 - Die Sünden der Väter

Rebus - 09 - Die Sünden der Väter

Titel: Rebus - 09 - Die Sünden der Väter
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
Hilft uns denn keiner? Das Wiesel nickte einem seiner Männer zu, worauf der den Griff einer Spitzhacke hervorholte.
    »Oder der Schraubenzieher«, sagte das Wiesel. »Oder was immer Sie möchten, wirklich. Wir stehen ganz zu Ihrer Verfügung.« Und eine kleine Verbeugung. Rebus konnte nur mit Mühe reden. »Macht ihn los.« Schweigen in der Lagerhalle.
    »Macht ihn los, verdammte Scheiße!«
    Das Wiesel schniefte. »Du hast den Mann gehört, Tony.«
    Das Katschink eines aufklappenden Schnappmessers. Die Klinge ging durch die Seile wie durch Butter. Rebus trat ganz dicht an den Jungen heran.
    »Wie heißt du?«
    »J-Jordan.«
    »Ist das dein Vor- oder dein Nachname?« Der Junge sah ihn an. »Vorname.«
    »Okay, Jordan.« Rebus beugte sich zu ihm hinunter. Der Junge zuckte zurück, leistete aber keinen Widerstand, als Rebus ihn hochhob. Er wog fast nichts. Rebus ging mit ihm Richtung Ausgang.
    »Was denn nun, Rebus?«, fragte das Wiesel. Aber Rebus gab keine Antwort. Er trug den Jungen zur Tür, öffnete sie mit einem Fußtritt, trat ins Freie, in die Sonne.
    »Es... es tut mir wirklich Leid.« Der Junge hielt sich eine Hand vor die Augen, vom Licht geblendet. Er war den Tränen nah.
    »Du weißt, was du getan hast?«
    Jordan nickte. »Ich bin... ich... seit dieser Nacht... Ich weiß, dass es schlimm war...« Jetzt kamen die Tränen.
    »Haben sie dir gesagt, wer ich bin?«
    »Bitte, legen Sie mich nicht um.«
    »Ich hab nicht vor, dich umzulegen, Jordan.«
    Der Junge blinzelte, versuchte, die Tränen aus den Augen zu bekommen, um besser erkennen zu können, ob er angelogen wurde.
    »Ich glaube, du hast schon genug durchgemacht, Kumpel«, meinte Rebus. Dann fügte er hinzu. »Ich glaube, das gilt für uns beide.«
    Darauf lief das Ganze also hinaus. Bob Dylan: »Simple Twist of Fate.« Überleitung zu Leonard Cohen: »Is This What You Wanted?«
    Rebus wusste darauf keine Antwort.
38
    Sauber und nüchtern fuhr er ins Krankenhaus. Diesmal eine offene Station, mit festen Besuchszeiten. Keine Nachtwachen mehr. Kein weiterer Besuch von Candice; allerdings erzählten die Schwestern von regelmäßigen Anrufen einer ausländisch klingenden Frau. Keinerlei Möglichkeit festzustellen, wo sie sich befand. Vielleicht unterwegs auf der Suche nach ihrem Sohn. Spielte keine Rolle, solange sie in Sicherheit war. Solange sie ihr Leben im Griff hatte.
    Als er das hintere Ende des Mehrbettzimmers erreichte, standen zwei Frauen von ihren Stühlen auf und ließen sich von ihm küssen: Rhona und Patience. Er hatte eine Plastiktüte dabei, Zeitschriften und Weintrauben.
    Sammy saß aufrecht, drei Kissen im Rücken, neben sich Pa Broon. Man hatte ihr die Haare gewaschen und gebürstet, und sie lächelte ihn an.
    »Frauenzeitschriften«, sagte er kopfschüttelnd. »Die sollten im Giftschrank stehen.«
    »Ich brauch schon ein paar Phantasien, um hier über die Runden zu kommen«, sagte Sammy. Rebus strahlte sie an, sagte hallo, beugte sich dann hinunter und küsste seine Tochter.
    Die Sonne strahlte, während sie durch die Meadows schlenderten - ein seltener gemeinsamer freier Tag. Sie hielten sich an der Hand und betrachteten die Leute, die sich sonnten oder Fußball spielten. Er spürte, dass Rhona aufgeregt war, und glaubte zu wissen, warum. Aber er wollte nicht alles durch Mutmaßungen verderben .
    » Wenn du eine Tochter bekämst, wie würdest du sie nennen?«, fragte sie .
    Er zuckte die Achseln. »Ich hob mir bisher keine Gedanken darüber gemacht .«
    » Und wenn 's ein Sohn wäre?«
    »Sam find ich ganz gut.«
    »Sam?«
    »Als Kind hatte ich ein Bärchen, das hieß Sam. Meine Mutter hatte es für mich gestrickt.«
    »Sam...« Sie wiederholte den Namen. »Das würde für beides passen, nicht?« Er blieb stehen, schlang die Arme um ihre Taille. »Wie meinst du das?«
    »Naja, es könnte für Samuel oder für Samantha stehen. Gibt nicht viele solche Namen - die für Mädchen und Jungen passen .«
    »Nein, wohl nicht. Rhona, möchtest du mir etwas...?«
    Sie legte ihm einen Finger an die Lippen, dann küsste sie ihn. Sie gingen weiter. Es schien keine einzige Wolke am ganzen verdammten Himmel zu sein .
Nachwort
    Mein fiktives französisches Dorf Villefranche d'Albarede verdankt seine Existenz dem realen Dorf Oradour-sur- Gläne, das Opfer eines Angriffs der 3. Division des SS-Panzerregiments »Der Führer« wurde.
    Am Nachmittag des 10. Juni 1944 marschierte die 3. Panzerdivision, »Das Reich«, in das Dorf ein und trieb alle Einwohner
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher