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Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht

Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht

Titel: Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht
Autoren: Asa Larsson
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endlich vorbei sein.
    Unten in der Dunkelheit hört sie die Schüsse. Sie kommen von draußen. Zwei Stück. Dann wird die Haustür zugeknallt. Sie hört die Schritte über dem Küchenboden. Dann den letzten Schuss.
    Etwas Altes erwacht in ihr. Etwas von früher.
    Sie klettert die Treppe hoch, um zu entkommen. Schlägt mit dem Kopf gegen die Luke. Wäre fast wieder nach unten gestürzt, kann sich aber festhalten.
    Die Luke lässt sich einfach nicht bewegen. Sie hämmert mit den Fäusten dagegen. Ihre Fingerknöchel werden zerfetzt. Ihre Nägel brechen ab.

ANNA-MARIA MELLA fährt um halb vier an diesem Nachmittag auf Lars-Gunnar Vinsas Hofplatz. Sven-Erik sitzt neben ihr im Auto. Sie haben auf der ganzen Fahrt nach Poikkijärvi geschwiegen. Es macht keinen Spaß, einem alten Kollegen sagen zu müssen, dass man seine Waffe beschlagnahmen und ausprobieren will.
    Anna-Maria fährt wie immer ein bisschen zu schnell, und fast hätte sie den Körper überfahren, der dort im Kies liegt.
    Sven-Erik stößt einen Fluch aus. Anna-Maria springt auf die Bremse, und sie steigen aus. Sven-Erik liegt schon auf den Knien und tastet den Hals ab. Ein schwarzer Fliegenschwarm hebt vom blutigen Hinterkopf ab. Lars-Erik schüttelt auf Anna-Marias stumme Frage hin den Kopf.
    »Das ist Lars-Gunnars Junge«, sagt er.
    Anna-Maria schaut zum Haus hinüber. Sie hat keine Dienstwaffe bei sich. Verdammt.
    »Jetzt keinen Blödsinn machen, verdammt noch mal«, sagt Sven-Erik. »Ins Auto mit dir, dann holen wir Verstärkung.«
    Es dauert eine Ewigkeit, bis die Kollegen kommen, findet Anna-Maria.
    »Dreizehn Minuten«, sagt Sven-Erik, der immer wieder auf die Uhr schaut.
    Dann treffen Fred Olsson und Tommy Rantakyrö in einem zivilen Dienstwagen ein. Zusammen mit vier Kollegen in kugelsicheren Westen und schwarzen Overalls.
    Tommy Rantakyrö und Fred Olsson parken oben am Hang und laufen geduckt zu Lars-Gunnars Hof weiter. Sven-Erik ist hinter Anna-Marias Wagen in Deckung gegangen.
    Der zweite Streifenwagen fährt auf den Hof. Die Kollegen gehen dahinter in Deckung.
    Sven-Erik Stålnacke bekommt ein Megafon in die Hand gedrückt.
    »Hallo«, ruft er. »Lars-Gunnar. Wenn du im Haus bist, dann komm bitte raus, damit wir reden können!«
    Keine Antwort.
    Anna-Maria erwidert Sven-Eriks Blick und schüttelt den Kopf. Kein Grund zu warten.
    Die vier in den kugelsicheren Westen gehen ins Haus. Zwei durch die Haustür, der eine zuerst, der andere dicht hinter ihm. Zwei klettern durch ein Fenster auf der Rückseite.
    Es ist ganz dunkel, nur durch das eingeschlagene Fenster fällt ein wenig Licht. Die anderen warten. Eine Minute. Zwei.
    Dann tritt einer der Kollegen vor die Tür und winkt. Keine Gefahr.
    Lars-Gunnars Leichnam liegt vor dem Küchensofa auf dem Boden. Die Wand hinter dem Sofa ist mit seinem Blut bespritzt.
    Sven-Erik und Tommy Rantakyrö schieben die Kredenz weg, die mitten im Raum über der Luke steht.
    »Da unten ist jemand«, ruft Tommy Rantakyrö.
    »Komm rauf«, sagt er dann und streckt die Hand nach unten.
    Aber wer immer dort unten ist, kommt nicht herauf. Am Ende klettert Tommy nach unten. Die anderen hören ihn.
    »Shit! Und jetzt ganz ruhig. Kannst du auf die Beine kommen?«
    Jetzt taucht er wieder in der Luke auf. Das geht langsam. Die anderen helfen ihr. Fassen sie unter den Armen. Sie jammert leise.
    Es dauert den Bruchteil einer Sekunde, ehe Anna-Maria Rebecka Martinsson erkennt.
    Rebeckas Gesicht ist zur Hälfte blauschwarz und geschwollen. Sie hat eine große Wunde auf der Stirn, und ihre Oberlippe hängt lose an einem Hautfetzen. »Wie eine Pizza mit allem«, wird Tommy Rantakyrö viel später sagen.
    Anna-Maria erinnert sich vor allem an ihre Zähne. Die waren so fest zusammengebissen. Als ob der Kiefer verklemmt wäre.
    »Rebecka«, sagt Anna-Maria. »Was…«
    Aber Rebecka winkt mit einem Arm ab. Anna-Maria sieht, wie sie zu dem Leichnam auf dem Küchenboden hinüberschielt, ehe sie mit steifen Schritten aus der Tür geht.
    Draußen ist der Himmel grau geworden. Die Wolken hängen düster und trächtig mit Regen über ihnen.
    Auf dem Hof steht Fred Olsson.
    Kein Wort kommt über seine Lippen, als er Rebecka entdeckt. Aber sein Mund formt das Ungesagte, und seine Augen werden ganz groß.
    Anna-Maria sieht Rebecka Martinsson an. Sie steht stocksteif vor Teddys Leichnam. Etwas in ihren Augen sagt den anderen, dass sie sie nicht anrühren dürfen. Sie hält sich in ihrer eigenen Welt auf.
    »Wo, zum Teufel, bleibt der
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