Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht

Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht

Titel: Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht
Autoren: Asa Larsson
Vom Netzwerk:
aufzupassen. Und sie hat keine Ehe hinter sich, die wegen des Kindes, das man bekommen hat, in die Brüche gegangen ist. Sie braucht sich keine Sorgen zu machen. Um die Zukunft. Wie Teddy zurechtkommen soll. Um Teddys Pubertät und Sexualität. Während er mit den klebrigen Laken dasteht und sich fragt, was, zum Teufel, er nur machen soll. Eine Frau wird Teddy doch nicht finden. Und man hat jede Menge seltsame Ängste im Kopf, dass er mit seinem Trieb gefährlich werden kann.
    Und nach dem Besuch der Pastorin kamen dann die Tanten aus dem Ort angerannt. Lass den Jungen konfirmieren, sagten sie. Und boten an, das Fest zu organisieren. Sagten, für Teddy könnte es doch lustig sein, und sie könnten jederzeit aufhören, wenn er sich nicht wohl fühlte. Sogar Lars-Gunnars Kusine Lisa kam an und setzte ihm zu. Sagte, sie könne ihm einen Anzug besorgen, dann würde er nicht in einem zu engen Mantel dastehen müssen.
    Worauf Lars-Gunnar wütend geworden war. Und gesagt hatte, hier gehe es nicht um Anzug oder Geschenk.
    »Es geht nicht um Geld!«, brüllte er. »Ich hab ja wohl immer für ihn bezahlt. Wenn ich sparen wollte, dann hätte ich ihn schon längst in eine Anstalt gesteckt. Also von mir aus soll er konfirmiert werden.«
    Und er hatte einen Anzug und eine Uhr gekauft. Wenn man zwei Dinge aussuchen sollte, für die Teddy nun wirklich keine Verwendung haben würde, dann waren das wohl ein Anzug und eine Uhr. Aber Lars-Gunnar schwieg dazu. Geiz sollte ihm niemand nachsagen können.
    Und dann hatte es eine Veränderung gegeben. Mildreds Freundschaft mit Teddy schien Lars-Gunnar etwas zu nehmen. Die Leute vergaßen den Preis, den er bezahlte. Nicht dass er sich übertrieben hoch eingeschätzt hätte. Aber sein Leben war nicht leicht gewesen. Der brutale Vater. Evas Verrat. Die Belastung, allein für ein entwicklungsgestörtes Kind verantwortlich zu sein. Er hätte andere Entscheidungen treffen können. Leichtere Entscheidungen. Aber er hatte seine Ausbildung gemacht und war dann an den Ort zurückgekehrt. War jemand geworden.
    Eva hatte ihn in einen Abgrund gestürzt, als sie gegangen war. Er war mit Teddy zu Hause und kam sich vor wie jemand, den einfach kein Mensch will. Es war die Schande, überflüssig zu sein.
    Trotzdem kümmerte er sich um Eva, als sie im Sterben lag. Er behielt Teddy zu Hause. Kümmerte sich selber um ihn. Wenn man sich Mildred Nilsson anhörte, dann war er der totale Glückspilz, wo er doch so einen feinen Jungen bekommen hatte. »Sicher«, hatte Lars-Gunnar zu einer der Tanten gesagt, »aber es ist auch eine schwere Verantwortung. Sehr viel Unruhe.« Und die Antwort war gewesen: Eltern sorgen sich doch immer um ihre Kinder. Er brauchte sich auch nicht von Teddy zu trennen, wie viele Leute, wenn die Kinder groß werden und aus dem Haus gehen. Das war doch alles nur Scheißgerede. Von Leuten, die einfach keine Ahnung von seiner Lage hatten. Aber danach schwieg er. Wie sollten die anderen das auch verstehen?
    Mit Eva war es dasselbe gewesen. Seit Mildred gekommen war, hieß es, wenn Eva erwähnt wurde: »Armes Ding!« Über sie! Ab und zu hätte er gern gefragt, wie das gemeint sei. Ob sie glaubten, es sei so verdammt schwer, mit ihm auszukommen, dass sie deshalb sogar ihren eigenen Sohn verlassen habe?
    Er hatte das Gefühl, dass hinter seinem Rücken getuschelt wurde.
    Schon damals bereute er, dass er seine Zustimmung zu Teddys Konfirmation gegeben hatte. Aber dann war es zu spät. Er konnte ihm nicht verbieten, mit Mildred zur Kirche zu gehen, denn dann würde es aussehen, als ob er Teddy diese Freude nicht gönnte. Teddy war doch gern da. Er war schließlich zu dumm, um Mildred zu durchschauen.
    Also hatte Lars-Gunnar die Sache ihren Lauf nehmen lassen. Teddy hatte sein eigenes Leben geführt. Aber wer wusch seine Kleider, wer hatte Verantwortung und Sorge?
    Und Mildred Nilsson! Jetzt denkt Gunnar, dass er die ganze Zeit ihr Ziel war. Teddy war nur ein Mittel zum Zweck.
    Sie zog in das Pfarrhaus ein und organisierte ihre Frauenmafia. Sorgte dafür, dass sie sich wichtig vorkamen. Und sie ließen sich lenken wie schnatternde Gänse.
    Natürlich hatte sie von Anfang an etwas gegen ihn. Sie beneidete ihn. Man kann doch sagen, dass er am Ort seine Position hatte. War der Leiter der Jagdgesellschaft. War früher bei der Polizei gewesen. Und er hörte anderen ja auch zu. Setzte seine eigenen Bedürfnisse an die zweite Stelle. Und das verschaffte ihm Respekt und Autorität. Das konnte sie nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher